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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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erkundigte mich freundlich, wer am anderen Ende der Leitung war. Hinterher fragte ich mich, ob Pferdeschwanz vielleicht einfach aufgelegt hätte, falls Ganesh an den Apparat
gegangen wäre, um es zu einem späteren Zeitpunkt noch
einmal zu versuchen.
    »Miss Varady?« Er nannte keinen Namen, doch ich erkannte seine Stimme augenblicklich. Selbst durch das Telefon jagte sie mir einen Schauer über den Rücken.
»Ja?«, krächzte ich.
     
»Morgen Mittag, Punkt zwölf. An der Statue von Nelson
    Mandela vor der Cafeteria der Festival Hall.«
Er legte auf.
»Wer war das?«, wollte Ganesh wissen.
»Nichts – jemand wollte mit dem Apotheker sprechen.
Gan, kann ich nach oben gehen und einen Anruf von der
Wohnung aus führen?«
    »Sicher«, sagte er und bedachte mich mit einem eigenartigen Blick. Er wusste, dass etwas im Busch lag und dass ich
etwas vor ihm verbarg. Doch einer von Ganeshs vielen Vorzügen besteht darin, dass er mich nicht löchert. Wenn ich
nicht zu ihm komme und von mir aus rede, dann belässt er
es dabei. Er weiß, dass es eine der unausgesprochenen Regeln unserer Freundschaft ist.
    Ich rief bei der Polizei an, und diesmal wurde ich Gott sei
Dank zu Inspector Harford durchgestellt. »Ich brauche die
Negative und die Abzüge«, sagte ich. »Und zwar jetzt.« Ich
wiederholte, was Pferdeschwanz zu mir gesagt hatte.
    »Ich kenne die Stelle«, sagte Harford. »Es ist sehr geschäftig dort. Verdammt. Es gibt unendlich viele Wege hinein
und hinaus, und es könnte schwierig werden, den Platz zu
überwachen. Er liegt direkt bei der Hungerford Footbridge,
und eine Menge Leute benutzen diese Brücke. Wir können
sie nicht absperren. Es wäre zu offensichtlich und würde ein
Chaos verursachen.«
    »Vermutlich hat er diesen Platz aus einem bestimmten
Grund ausgewählt«, entgegnete ich säuerlich. »Wie Sie vorgehen, ist allein Ihre Sache. Geben Sie mir einfach die Negative. Ich gebe sie Grice, und er gibt mir das Geld. Das ist alles, was ich tun muss. Was auch immer Sie sonst noch planen, stellen Sie sicher, dass ich außer Schussweite bin, bevor
Sie anfangen. Grice hat einen sehr unangenehmen Lieutenant.«
    »Zählen Sie nicht auf das Geld«, sagte Harford. »Um wie
viel Uhr machen Sie heute im Laden Schluss?«
»Wahrscheinlich gegen eins«, sagte ich ihm. »Aber kommen Sie um Gottes willen nicht vorbei! Möglicherweise beobachtet er mich.«
»Entspannen Sie sich«, erwiderte er. »Wir haben alles unter Kontrolle.«
Er hatte leicht reden.
Ich verließ den Laden kurz vor eins und fühlte mich, als
ginge ich aufglühenden Kohlen. Keine fremden Wagen, die
am Straßenrand parkten. Der übliche Querschnitt menschlicher Bevölkerung eilte vorüber. Ein abgerissener, alter
Bursche mit einem irren Blick in den Augen hielt einen Stapel Flugblätter in der Hand und bemühte sich, sie an die
Passanten zu verteilen.
»Lagerverkauf!«, rief er mit hoher Fistelstimme. »Qualitätswaren zu günstigsten Preisen! Räumungsverkauf nach
einem Brand!«
Die meisten Leute eilten vorbei. Einige wenige nahmen
ein Flugblatt, vielleicht, um ihn zu besänftigen, und ließen
es fast im gleichen Augenblick wieder fallen. Die nähere
Umgebung des Alten war von weggeworfenen Flugblättern
übersät. Eine Windbö fegte durch die Straße und wirbelte
die Papiere auf. Sie flatterten vom Bürgersteig auf die Fahrbahn und wurden von Doppeldeckerbussen überfahren. Sie
landeten in Hauseingängen, und eines wurde sogar wie ein
winziger Drache von einem Aufwind erfasst und immer höher in den Himmel getragen.
»Hier, Süße!« Er machte einen Schritt auf mich zu, und
sein schmieriger alter Regenmantel flatterte. Seine Füße steckten in Gamaschen, die er aus Einkaufstüten improvisiert hatte.
Von seinen Turnschuhen war kaum mehr übrig als die Sohlen, die von Schnüren an den Füßen gehalten wurden. Seine
Haare waren lang und ungekämmt. Er mochte alles gewesen
sein, angefangen bei einem Wermutbruder bis hin zu einer
verlorenen Seele, die durch irgendein Unglück alles verloren
hatte. Kein Wunder, dass die Leute hastig vorbeieilten.
Der arme alte Teufel erweckte mein Mitleid. Wahrscheinlich erhielt er einen Hungerlohn dafür, dass er hier draußen
in der Kälte stand und diese Flugblätter verteilte, und er
machte nur weiter, weil er hoffte, genügend Geld für ein
paar Dosen Lager zusammenzukriegen. Ich wollte keinen
heruntergesetzten Videorekorder. Der »Brand« war möglicherweise ein beschönigender Ausdruck für »heiß«.

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