Granger Ann - Varady - 03
meine Umgebung. Ich wusste nicht, was sie als Nächstes machen würden. Sie waren zu dritt, und ich wusste nicht, wer von ihnen
das Sagen hatte. Sie haben die ganze Zeit über gelacht. Einem von ihnen war übel. Er hat auf den Boden gekotzt, und
der Typ, der mich in den Wagen gelockt hatte, fluchte
schrecklich, deswegen glaube ich, dass es sein Haus war und
sein Teppich. Vielleicht war das der Grund für ihn, die ganze Sache zu beenden. Wie dem auch sei, er sagte mir, ich
solle mich anziehen. Sie fingen an zu streiten, während ich
mich voll Panik anzog, so schnell ich konnte. Ich wusste,
dass sie darüber stritten, was mit mir geschehen sollte. Ich
dachte, dass ich vielleicht flüchten könnte, während sie abgelenkt waren. Auf der Straße würden sie mir bestimmt
nichts tun.
Aber dann packte mich der erste dieser Kerle – ich weiß
ihre Namen nicht, keinen einzigen – am Arm und schob
mich vor sich her durch den Flur, nach draußen und in den
Wagen. Er warnte mich, ja kein Wort zu sagen, oder er
würde mit mir geradewegs zum Fluss fahren und mich ertränken. Die Flusspolizei zieht jeden Tag Leichen aus dem
Wasser, hat er gesagt, und ich wäre nur eine mehr, die den
Fluss hinuntertrieb. Ich glaubte ihm. Ich hatte fast zu viel
Angst zum Atmen. Er fuhr mich zurück zur King’s Cross
Station, wo er mich aufgesammelt hatte. Dann gab er mir
achtzig Mäuse und sagte, ich solle niemandem erzählen, es
sei eine Vergewaltigung gewesen. Ich hätte meine Dienste
angeboten, und er hätte bezahlt.«
»Achtzig Pfund«, sagte ich, »hätten wohl kaum gereicht,
selbst wenn du einverstanden gewesen wärst. Das sind weniger als dreißig Mäuse pro Kunde.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Mehr verlangen? Er warf
mich aus dem Wagen und fuhr davon. Ich hab dir doch
gesagt, Fran, ich dachte, sie würden mich umbringen. Ich
war einfach nur unendlich erleichtert, als er wegfuhr …
Schlimm wurde es erst hinterher, als mir die Geschichte
nicht aus dem Kopf gehen wollte. Ich hatte zu viel Angst,
weiter anschaffen zu gehen. Also tat ich mich mit Jo Jo zusammen, und wir kommen zurecht. Ich gehe betteln, und
er passt auf mich auf. Seit er da ist, hatte ich keinen Ärger
mehr.«
»Was ist mit deiner Sucht?«, fragte ich rundheraus.
Sie errötete verlegen. »Ich bin wieder sauber, Fran, ich
schwöre es. Was ich dir erzählt habe, ist passiert, als ich alles
getan hab, um das Geld für den nächsten Schuss zusammenzukratzen. Nach der Vergewaltigung wusste ich, dass
ich damit aufhören musste, weil ich, solange ich drauf war,
jedes Risiko eingehen würde, um das Geld zu beschaffen.
Ich ging auf Methadon, und heute bin ich sauber.«
Ich sagte, dass ich es großartig fände, und das entsprach
der Wahrheit. Es hatte Mut und Durchhaltevermögen erfordert, und mehr noch, es zeigte mir, dass Tig noch nicht
so weit nach unten gerutscht war, dass sie nicht länger erkannte, wie schlimm die Dinge um sie standen.
»Wie steht es mit dir, Fran?«, fragte sie. »Dir scheint es
doch ganz gut zu gehen?«
Ich erklärte ihr, dass ich vorübergehend eine Arbeit im
Zeitungskiosk hätte, während Onkel Hari in Indien war.
»Du hast es also als Schauspielerin noch nicht geschafft?«
Sie lächelte schwach.
»Noch nicht«, sagte ich. »Aber ich werde es noch schaffen.«
»Sicher«, sagte sie, und das nagte an mir.
»Außerdem mache ich gewisse Sachen für andere Leute«,
sagte ich.
Das machte sie misstrauisch. »Was für Sachen?«, wollte
sie wissen. »Und was für Leute?«
»Leute, die woanders keine oder nicht die richtige Hilfe
finden. Ich bin so eine Art Ermittler, weißt du, nur, dass ich
nicht offiziell registriert bin. Ich bin nicht als Privatschnüffler gemeldet, sonst würden mich die Leute vom Finanzamt
oder den Sozialversicherungen ganz schnell einkassieren.
Aber ich arbeite auch nicht genügend dafür. Was ich bis
jetzt an Fällen hatte, lief ganz gut.«
Ich schätze, ich muss ganz schön stolz geklungen haben,
und warum auch nicht? Wenn man es genau bedachte, war
ich schließlich wirklich ziemlich erfolgreich gewesen.
Tig sah mich beeindruckt an, doch sie war noch nicht zufrieden. »Aber was genau machst du? Sagen wir, wenn jemand zu dir käme und sagt, er möchte, dass du etwas arrangierst, das er nicht selbst tun kann, würdest du das machen?«
»Ich mache alles, was nicht gegen das Gesetz verstößt«, sagte ich – möglicherweise nicht so vorsichtig, wie ich es hätte
sagen können.
»Man sollte meinen, dass das ein
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