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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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ich eisig. »Und ich
habe nichts bemerkt.«
Die kleinen weißen Zähne blitzten. »Das ist richtig. Es
war im Laufe des Vormittags.«
Aua. Da hatte ich mich vergaloppiert.
Sein Mund lächelte, doch seine Augen beobachteten mich
wie die eines bösartigen Hundes, der auf eine Chance zum
Zuschnappen wartet. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts gesehen haben?« Seine Hand glitt in die Jackentasche und kam
mit einer Banknote wieder zum Vorschein. »Tatsache ist,
der Mann hat möglicherweise etwas im Laden vergessen,
und mein Freund würde es ihm gerne wiedergeben. Er
glaubt, er weiß, wo er ihn finden kann.«
Er bot mir zwanzig Mäuse an. Geld anzubieten war immer unbeholfen, doch so viel Geld anzubieten war nicht nur
unbeholfen, sondern geradezu dämlich. War ich vorher nur
interessiert gewesen, so starb ich nun fast vor Neugier herauszufinden, hinter was er her war. Doch ich würde den
Teufel tun, ihn das merken zu lassen.
»Sie verschwenden Ihre Zeit«, sagte ich zu ihm.
Im hinteren Teil des Ladens gab es eine Bewegung. Ganesh und Hitch kamen aus dem Lager zurück, und ich sah
in ihre Richtung. Zur gleichen Zeit ertönte auch die Türglocke erneut. Ich drehte mich um und stellte fest, dass der
Fremde nach draußen geschlüpft war. Ich überlegte, ob ich
Ganesh davon erzählen sollte, doch dann entschied ich mich
dagegen. Es ergab wenig Sinn, ihn noch nervöser zu machen, als er wegen des Umbaus ohnehin schon war.
»Alles in Ordnung, Süße?«, erkundigte sich Hitch fröhlich. »Keine Probleme? Ich komme morgen ganz früh vorbei
und bringe einen Kollegen mit, der mir zur Hand geht. Wir
arbeiten übers Wochenende, und Montagnachmittag sind
wir mit der Chose fertig.«
»Du schuldest uns noch ein Pfund«, sagte ich. »Für deine
Visitenkarte am schwarzen Brett.«
»Ich wünschte, ich hätte dich als Buchhalterin«, erwiderte
er, kramte in seiner Tasche und brachte fünfzig Pence ans
Licht. »Hier, als Anzahlung. Den Rest kriegst du morgen.«
»Warum hast du das gemacht?«, fragte Ganesh, als Hitch
gegangen war.
»Weil ich ihm nicht über den Weg traue.«
»Ich weiß nicht, was du gegen Hitch hast«, sagte Ganesh.
»Du hast ihn noch nie gemocht.«
»Instinkt«, entgegnete ich. Doch um die Wahrheit zu sagen, ich hatte andere Dinge im Kopf als Hitch und den
Waschraum. Ganesh konnte seinen Waschraum meinetwegen purpurn streichen und goldene Wasserhähne einbauen
lassen, es war mir egal.
»Du hast nicht zufällig irgendetwas im Laden gefunden,
Gan? Irgendetwas auf dem Boden, das jemand liegen gelassen hat?«
»Zum Beispiel?«
»Irgendetwas. Ich weiß es nicht.«
»Hast du etwas verloren?«
»Ich habe nichts verloren, nein. Vergiss es einfach, ja?«
»Manchmal finde ich dich ziemlich merkwürdig, weißt
du?«, sagte er.
»Das reicht jetzt!«, entgegnete ich ungehalten. »Ich mache
für heute Schluss!«
»Es ist aber noch nicht elf!«, protestierte Ganesh.
»Es ist ruhig. Du kommst alleine zurecht. Ich komme
morgen wieder.«
»Ich bezahle dich aber nur für die Stunden, die du gearbeitet hast, nicht für den ganzen Morgen!« Er klang selbstherrlich und beleidigt zugleich.
»Bei dem Stundenlohn, den du zahlst, ist das kein großer
Verlust!« Ich stürmte nach draußen.
Ich mag es nicht, mich mit Ganesh zu streiten, doch es hatte
sich im Verlauf der letzten Tage aufgeschaukelt, und nun
war es heraus. Morgen würde die Luft wieder klar sein, auch
wenn ich mich immer noch über ihn ärgerte. Um bei der
Wahrheit zu bleiben, ich ärgerte mich im Grunde genommen mehr über mich selbst als über ihn. Es war wirklich
überflüssig, mich in irgendetwas hineinziehen zu lassen.
Hoffentlich kam der kleine Ausländer, der so neugierige
Fragen gestellt hatte, nicht mehr zurück. Vielleicht hätte ich
Ganesh doch von ihm erzählen sollen.
Wenn man in der großen Stadt auf sich allein gestellt ist,
dann entwickelt man all seine Sinne wie ein Tier. Man lernt
Gefahr zu riechen, und genau das tat ich nun. Nichtsdestotrotz war ich zu sorglos geworden, denn ich war schon fast
zu Hause, als ich ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern spürte. Irgendjemand folgte mir. Er ging nicht einfach
hinter mir her, nein, er verfolgte mich.
Ich wirbelte herum. Überall waren Menschen, mit entschlossenen, zielstrebigen Gesichtern, und auf vielen davon
war der Stress der bevorstehenden Feiertage bereits zu sehen.
Ich fragte mich, wer von ihnen es sein mochte. Keiner sah aus
wie ein möglicher Kandidat. Vielleicht waren meine Nerven
überspannt, und

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