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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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untersuchen. Sie kamen sofort raus, und sie
waren sehr verständnisvoll.«
»Wann ist Gray diesmal nach Hause gekommen? Wie
lange ist er weg gewesen?«
»Ungefähr einen Monat. Er hat mir ziemlich am Anfang
eine Postkarte aus der Schweiz geschickt, aus Zürich. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört bis er auf seine
übliche Weise unangemeldet wieder aufgetaucht ist, eine
Woche vor seinem Tod. Er rief mich vom Bahnhof aus an,
eine halbe Stunde vor seinem Eintreffen, um mir Bescheid
zu geben, dass er auf dem Weg war. Ich hatte gerade genug
Zeit, um nach oben zu gehen und sein Bett zu machen. Er
war ganz braun gebrannt. Ich habe ihn gefragt, ob er in der
Schweiz zum Skilaufen gewesen wäre oder etwas in der Art,
und er hat nur geantwortet: ›Das erzähle ich dir …‹«, sie
brach ab und kramte nach einem Taschentuch. »Er sagte:
›Das erzähle ich dir alles ein andermal, Jo!‹. Mehr hat er
nicht gesagt.«
Ich wartete, während sie sich mit dem Taschentuch die
Augen betupfte. »Ich muss sagen, er schien sehr zufrieden
mit sich und der Welt. Eines Morgens machte er sich richtig
schick zurecht – in der Regel zog er sich eher nachlässig an,
wissen Sie? – und sagte, er würde sich zum Mittagessen mit
einem Kontaktmann treffen, wie er es nannte. Als er wiederkam, hatte er ein blaues Auge …!« Sie erbleichte nachträglich angesichts der Erinnerung. »Ich fragte ihn, was um
alles in der Welt passiert wäre, und er meinte nur, er wäre
ausgerutscht, als er aus einem Wagen gestiegen wäre, und
mit dem Kopf auf die Bordsteinkante geschlagen. Ich wusste
nicht, ob ich ihm das glauben sollte oder nicht.«
Ich überlegte, dass Gray Coverdale wahrscheinlich ein
geübter Lügner gewesen war. Er wusste, wie man genügend
Tatsachen in einer Geschichte verpacken musste, in diesem
Fall seinen abrupten Ausstieg aus dem Mercedes. Eine Spur
von Wahrheit macht die Geschichte eines Lügners glaubwürdig, und es ist immer schwierig, eine Lüge zu enttarnen,
die einen Teil Wahrheit enthält. Ich fragte mich, was für eine Sorte von Journalismus Coverdale betrieben hatte. Die
Sorte, die Abgeordnete in ihren geheimen Liebesnestern
aufspürt und die Ehepartner von Leuten interviewte, die
schrecklicher Verbrechen angeklagt waren, vermutete ich.
Alles ergab irgendwie Sinn. Ich war bereit zu wetten, dass er
irgendeiner windigen Geschichte auf der Spur gewesen war
– nur hatte er diesmal am Ende kein Glück gehabt.
»Ich gehe jetzt besser wieder«, sagte ich. »Eine Freundin
wartet auf mich. Die Sache mit Ihrem Bruder tut mir wirklich Leid. Ich hoffe sehr, die Polizei findet die Schuldigen
bald.« Ich glaubte nichts dergleichen, aber was soll man in
einem solchen Fall sagen? »Würde es Ihnen etwas ausmachen«, erkundigte ich mich, »der Polizei gegenüber nicht zu
erwähnen, dass ich bei Ihnen gewesen bin? Sie reagiert so
empfindlich in diesen Sachen.«
»Oh, kein Problem«, antwortete Mrs Stevens. »Ich sage
nichts, keine Sorge. Die Polizei hat mich gebeten, nicht mit der
Presse zu reden, aber Sie sind nicht von der Presse, nicht
wahr?« Sie lächelte melancholisch. »Ich rede eigentlich nie über
Grays Angelegenheiten, teilweise, weil ich so gut wie nichts
darüber weiß, und teilweise, weil er es nicht gemocht hätte.
Der arme Gray. Mein Vater wollte, dass er Bankkaufmann
wird, wussten Sie das? Es wäre ein sichererer Beruf gewesen.«
Auf dem Weg zurück zur Einkaufszeile überlegte ich, ob
Tig wohl noch dort sein und warten würde. Es war inzwischen recht dunkel geworden und dazu sehr viel kälter. Einige Geschäfte, darunter auch der Blumenladen, hatten bereits geschlossen, doch der Supermarkt war noch geöffnet,
und aus den großen Schaufenstern fiel helles Licht. Niemand saß auf den Bänken. Ich fragte mich, ob sie sich vielleicht ein Café gesucht hatte, in dem sie sitzen und warten
konnte, oder ob sie in den Supermarkt gegangen war, um
sich eine Dose Cola oder sonst irgendetwas zu kaufen. Wenigstens hoffte ich, dass sie die Dose kaufen und nicht versuchen würde, sie zu stehlen. Ich wusste inzwischen, dass
ich mich nicht auf sie verlassen konnte, jedenfalls in dieser
Hinsicht. Als ich mich dem Eingang des Ladens näherte,
hörte ich eine vertraute Stimme.
»Haben Sie vielleicht etwas Kleingeld?«
Meine Stimmung sank. Dort war sie, lungerte mit ihrem
tragischen Gesichtsausdruck vor dem Eingang herum und
belästigte Passanten. Ich packte sie am Arm und zerrte sie
mit mir.
»Was glaubst du

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