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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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Colin
Quayle, doch Sheila überraschte mich erneut, indem sie ihm
ein zweites Mal das Wort abschnitt.
»Selbstverständlich kann Jane nach Hause kommen! Dies
ist ihr Zuhause, und das ist es immer gewesen! Sie ist unser
einziges Kind, Fran! Was ist das hier denn alles wert ohne
sie? Nichts.«
Colin erbleichte. Es war, als hätte sie ihn körperlich geschlagen. Er kämpfte sichtlich um Fassung. »Ja, sagen Sie
ihr, dass sie besser nach Hause kommt.« Er schluckte.
»Wenn sie krank ist, bleibt ihr doch gar nichts anderes übrig.« Er unternahm einen weiteren Versuch. »Ich könnte
nach London fahren und sie dort abholen.«
»Ich setze Jane in den Zug hierher«, widersprach ich. »Sie
können Ihre Tochter am Bahnhof abholen.«
Nachdem die Entscheidung gefallen war, entspannte sich
die Atmosphäre im Zimmer ein wenig.
Sheila Quayle erhob sich, nahm das Tablett mit den benutzten Kaffeetassen und fragte: »Möchten Sie vielleicht
zum Mittagessen bleiben?«
Ich ignorierte den verblüfften, wütenden Blick, den Colin
seiner Frau zuwarf. Ich verspürte sowieso nicht den Wunsch,
länger als unbedingt notwendig in diesem Haus zu bleiben.
»Das ist sehr nett gemeint, aber danke«, sagte ich. »Ich
muss wieder zurück. Es ist eine lange Fahrt.« Ich erhob
mich.
»Ich bringe Sie nach draußen, Fran. Lassen Sie mich nur
eben das Tablett in die Küche tragen.« Sie trottete aus dem
Zimmer.
Colin grunzte unwillig, doch das war sein einziger Versuch, die Unterhaltung fortzusetzen. Er hatte mir nichts
mehr zu sagen und blieb, wo er war, während Sheila mich
zur Haustür brachte. Auf der Schwelle streichelte sie meinen
Arm und sagte einfach: »Danke.«
»Ist schon okay«, antwortete ich. »Ich würde mich freuen,
wenn Jane ihr Leben bald wieder in den Griff bekommen
würde.«
»O ja«, flüsterte sie. »Ich kann es kaum erwarten, dass sie
wieder zu Hause ist. Das beste Weihnachtsgeschenk, das ich
mir vorstellen kann. Ich habe darum gebetet. Ich dachte
schon, Gott würde mich nicht hören, aber er hat meine Gebete erhört.«
In ihren Augen standen Tränen. »Sind Sie auf größere
Veränderungen vorbereitet?«, antwortete ich besorgt. Ich
fragte mich ernsthaft, ob die beiden mit Tig zurechtkommen würden.
Doch Sheila, so viel hatte ich bereits festgestellt, war eine
Frau mit Tiefen. »Wir werden zurechtkommen«, sagte sie
entschlossen. »Jane und ich hatten schon immer eine sehr
innige Beziehung.«
Der Gedanke schien ihr nicht zu kommen, dass, wäre die
Beziehung tatsächlich so innig gewesen, Jane zu Hause jemanden gehabt hätte, mit dem sie über ihre Probleme hätte
reden können.
Sheila hatte die Hände in den Taschen ihrer Wolljacke
und zog nun ein kleines, in eine Serviette eingewickeltes
Päckchen hervor. »Ein wenig Proviant, für die Reise«, sagte
sie und drückte es mir in die Hand. Sie lächelte entschuldigend. »Es tut mir Leid, dass Sie keine Zeit haben, um zum
Essen zu bleiben. Haben Sie denn genug Geld, um sich unterwegs etwas zu kaufen?«
»Keine Sorge«, versicherte ich ihr. »Und danke für die
Biskuits.« Es gab nichts mehr zu besprechen, und so
wünschte ich ihr viel Glück und wandte mich ab, um dieses
Haus so schnell hinter mir zu lassen, wie ich nur konnte.
Ich fühlte mich wirklich erleichtert, als der Zug aus dem
Bahnhof rollte, als wäre mir ein schweres Gewicht von den
Schultern genommen worden, das ich seit Tigs und Bonnies
Auftauchen mit mir herumgeschleppt hatte. Ich hatte getan,
was ich zu tun versprochen hatte, und es war relativ glatt gelaufen. Mein Teil war geschafft.
Ein metallisches Klappern verriet, dass ein Servierwagen
mit Erfrischungen in diesem Zug war. Der Kellner kam an
meinem Platz vorbei und schob mühsam seinen schweren
Wagen vor sich her, wie ich meine symbolische Last getragen hatte. Er blieb stehen und fragte ohne großes Interesse,
ob ich eine Erfrischung kaufen wollte. Ich bestellte einen
Kaffee (»Schwarz, mit Milch und Zucker oder einen Cappuccino?«) und packte meine Biskuits aus. Doch obwohl ich
hungrig war, konnte ich nicht mehr als einen davon essen.
Ich wickelte die anderen wieder in die Serviette ein, um sie
später Tig zu geben.
Vorausgesetzt, Tig war noch da, wenn ich zurückkam. Ich
hatte Sheila Hoffnungen gemacht, und der Gedanke, sie
nun vielleicht nicht erfüllen zu können, erschien mir unerträglich. Nein, ich würde mir deswegen nicht den Kopf zerbrechen. Das war nicht meine Angelegenheit. Ich hatte meinen Teil getan. Du musst nicht

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