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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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die ganze Welt retten, Fran!
Ein anderer Reisender in diesem Zug, der vor meinem
Eintreffen ausgestiegen war, hatte seine Sonntagszeitung liegen lassen, einschließlich der Beilage. Um mich von Tig und
ihrer Familie abzulenken, griff ich nach dem Magazin und
schlug es auf, während ich mit der anderen Hand meinen
Kaffeebecher hielt.
»GROSSBRITANNIENS MEISTGESUCHTE MÄNNER!«,
schrie mir die Titelzeile der Story entgegen, die auf den Mittelseiten abgedruckt war. Undeutliche Verbrecherfotos oder
Schnappschüsse von Paparazzi rahmten den Artikel ein, in
dem es, wie es schien, um Kriminelle ging, die sich erfolgreich ihrer Verhaftung entzogen hatten. Die großen Gestalten der Unterwelt, die mit schicken Wagen und attraktiven
Freundinnen im Vollen lebten, während ihre Soldaten, diejenigen, die die Schmutzarbeit erledigten, ihre Zeit absaßen.
Mit flüchtigem Interesse betrachtete ich die Bildergalerie.
Dann sah ich … ihn. Seine Haare waren dunkler, wahrscheinlich hatte er sie inzwischen gefärbt. Trotzdem, er war
es, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Diesmal nicht
in einem bunten Hemd in einem teuren Hotel auf irgendeiner Urlaubsinsel wie auf den Bildern, die Coverdale von
ihm geschossen hatte, sondern auf dem Weg aus einem
Nachtclub oder irgendeinem anderen Etablissement, im
grellen Blitzlicht gefangen auf dem Weg zu seiner Limousine. Endlich erfuhr ich auch seinen Namen. Er hieß Jerry
Grice.
KAPITEL 13 Zumindest war das, so erfuhr ich
beim Durchlesen des Artikels, einer der Namen, unter denen er operiert hatte. Es gab einen Haftbefehl gegen ihn wegen eines Überfalls auf eine Bank, bei dem der Tresor ausgeplündert worden war und die Banditen mit einer nicht
näher bezifferten Beute von Goldbarren und anderen Wertgegenständen aus den Bankschließfächern entkommen waren. Niemand wusste genau zu sagen, wie groß die Beute der
Banditen tatsächlich war, weil viele der Schließfachbesitzer
eigenartig schüchtern gewesen waren, den Inhalt zu melden,
doch das Gold allein war ein richtiger Schatz gewesen. Die
meisten Mitglieder der Bande waren gefasst worden, und
viele saßen bereits im Gefängnis. Grice war der Einzige, der
sich noch auf freiem Fuß befand, und wichtiger noch, er
war der Einzige, der wusste, wo die Beute steckte, von der so
gut wie nichts wieder aufgetaucht war.
Ironischerweise hieß es in dem Artikel, dass Grice ein
Mann war, der die Gewalt scheute, und dass er stattdessen
ein Ideenproduzent, ein Planer wäre. Der Journalist, der
dies geschrieben hatte, konnte doch gar nicht so naiv sein,
dachte ich. Wenn man das Sagen hat, dann muss man selbst
nicht gewalttätig sein. Man hat seine Soldaten, die einem die
Drecksarbeit abnehmen, und die Befehle dazu werden von
Offizieren erteilt, die ebenfalls auf der Lohnliste stehen. Auf
diese Weise gelang es Grice und anderen wie ihm, mit sauberen Händen dazustehen. Sie waren die cleveren Typen,
die sauber aus allem herauskamen, während ihre Schläger in
den Knast wanderten und neugierige Reporter wie Coverdale mit einem Messer zwischen den Rippen endeten.
Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster. Der Kaffee in meiner Hand wurde kalt, und das Magazin lag aufgeschlagen in meinem Schoß. Coverdale hatte sich offensichtlich in den Kopf gesetzt, diesen Grice aufzuspüren, und dank
Mrs Stevens wusste ich nun, dass er mit seiner Suche in Zürich angefangen hatte, der Heimat zahlloser Nummernkonten. Es war ein schlauer Gedanke, das Geld zu verfolgen,
denn das Geld würde ihn unweigerlich zu dem Mann dahinter führen. Es hatte ihn zu einem tropischen Ort geführt, wo
er nicht nur Grice entdeckt, sondern sogar Gelegenheit gefunden hatte, ein paar Fotos von ihm zu schießen, als Beweis
für seinen Erfolg. Doch dann waren Coverdales Pläne schief
gegangen. Was, so sinnierte ich, hat er mit den Informationen
anfangen wollen? Er hatte die Bilder nicht an die Polizei übergeben. Hatte er vielleicht irgendeinen Megadeal mit dem
Fernsehen oder einer Zeitung im Sinn gehabt? Hatte er sich
auf diese Weise einen Namen machen wollen?
Ich wusste es nicht und würde es wahrscheinlich niemals
erfahren. Es war nicht so weit gekommen, das war alles, was
ich mit Bestimmtheit sagen konnte. Coverdales Pläne waren
durchkreuzt worden. Dafür wurde mir etwas anderes bewusst. Das, worauf die Polizei spekulierte.
Grice’ Soldaten war es nicht gelungen, die Negative aufzuspüren. Grice wusste nicht, dass sie bereits in den Händen
der Polizei waren.

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