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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Vater nicht wegen eines anderen Mannes verlassen«, sagte sie. »Für den Fall, dass du das geglaubt
hast. Doch nach einer Weile habe ich jemand anderen kennen gelernt. Wir waren nicht sehr lange zusammen, nur ein
paar Monate, dann hat er mich verlassen.«
Also war sie ebenfalls sitzen gelassen worden. Es fiel mir
schwer, nicht wenigstens eine Spur von Befriedigung deswegen zu empfinden. Ich bin nicht stolz wegen der Gefühle,
die in mir waren, aber ich will auch nicht verschweigen, dass
sie existierten.
»Es gab eine weitere Komplikation«, fuhr sie fort. »Ich
war schwanger.«
»War das Kind von diesem Mann?«, fragte ich. »Ich meine, du warst doch nicht schwanger, als du von zu Hause
fortgegangen bist?«
»Nein, es war nicht Stephens Kind.« Sie zögerte, während
sie unsicher mit den Fingern an ihrer Bettdecke zupfte. »Ich
habe nicht versucht, mit dem Vater des Babys in Verbindung zu treten. Ich wusste, dass er nichts damit zu tun haben wollte, und außerdem hatte ich nicht den Wunsch, ihn
wieder in meinem Leben zu haben. Ich bekam das Baby im
St. Margarets Entbindungskrankenhaus. Es war ein Mäd
chen. Ich nannte das Baby Miranda.«
Einfach so. Gestern um diese Zeit hatte ich noch keine
Familie, und jetzt kamen die Verwandten schneller, als ich
zu begreifen im Stande war.
Heiser fragte ich: »Wo ist sie? Wo ist meine … meine
Schwester? Wie alt ist sie?«
»Sie ist inzwischen zwölf, kurz vor ihrem dreizehnten
Geburtstag«, sagte meine Mutter. »Was die Frage angeht,
wo sie ist – ich weiß es nicht. Lass mich der Reihe nach erzählen, Fran, oder es wird zu verwirrend. Auf der gleichen
Station und zur gleichen Zeit, als ich dort lag, entband eine
andere junge Frau namens Flora Wilde. Sie war ein nettes
junges Ding mit einem netten Ehemann, der sie besuchte
und ihr Blumen brachte und am Bett saß und ihre Hand
hielt. Ich beneidete Flora sehr, weil ich niemanden hatte, der
mich besuchte. Sie waren erst kurze Zeit vorher aus dem
Norden herunter nach London gezogen. Auch Flora entband ein kleines Mädchen, am gleichen Tag, an dem Miranda geboren wurde. Doch Flora und Jerry Wilde waren
nicht mit einem gesunden Baby gesegnet wie ich. Ihr kleines
Mädchen war sehr gebrechlich. Die Ärzte hatten Flora gesagt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass sie noch ein weiteres
Baby haben würde. Es war schon ein kleines Wunder, dass
sie dieses überhaupt bekommen hatte. Sie hatte eine Krankheit, die zu spontanen Fehlgeburten führte, und zwei oder
drei Babys in den ersten Wochen der Schwangerschaft verloren. Sie hatte den größten Teil ihrer Schwangerschaft im
Bett liegend verbracht, voller Angst, eine falsche Bewegung
zu machen. Als ich Miranda mit nach Hause nahm, mussten
sie und Jerry ihre kleine Tochter im Krankenhaus zurücklassen. Ich dachte viel über die beiden nach.«
Das zuvor farblose Gesicht meiner Mutter war inzwischen gerötet, und mir wurde bewusst, dass ihre Geschichte
sie anstrengte und ihr Stress bereitete. Ich fragte sie, ob sie
irgendetwas wollte oder ob ich Schwester Helen rufen sollte.
»Nein«, antwortete sie hastig. »Ich muss dir alles erzählen, und zwar jetzt, heute. Morgen habe ich vielleicht einen
schlechten Tag und bin nicht dazu im Stande … ich weiß,
das alles kommt sehr plötzlich und unerwartet, aber ich habe nicht die Zeit, es anders in Angriff zu nehmen.«
»Schon gut«, sagte ich sanft.
Sie entspannte sich ein wenig und nahm ihre Geschichte
wieder auf. Ich merkte, dass sie sich viele Male überlegt hatte, was sie mir erzählen würde, um bereit zu sein, wenn ich
dann tatsächlich kam.
»Ich kam nur schlecht mit dem neuen Baby zurecht. Ich
hatte nur eine Halbtagsstelle und musste eine Nachbarin bezahlen, damit sie sich um Miranda kümmerte. Mir blieb fast
nichts zum Leben übrig. Eines Tages kam ich auf dem
Heimweg von der Arbeit am Krankenhaus vorbei. Ich ging
überall zu Fuß hin. Ich konnte mir das Geld für den Bus
nicht leisten. Und als ich beim Krankenhaus war, kamen Flora und Jerry Wilde durch die Tür nach draußen. Beide waren
in einem furchtbaren Zustand, und als sie mich sahen, fing
Flora schrecklich an zu weinen. Jerry kam herbei und erzählte
mir, dass ihr Baby gestorben wäre. Man hätte sie gewarnt,
dass es geschehen könnte, doch für eine Weile wäre es der
Kleinen so gut gegangen, dass sie sich Hoffnungen gemacht
hätten und sogar optimistisch geworden wären. Und dann
war ganz plötzlich alles zu Ende gewesen. Die beiden taten
mir unendlich Leid. Es erschien mir

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