Granger Ann - Varady - 05
Schande, dass Digger die Aufführung gestört hat. Alles lief ganz wunderbar, Marty. Bis zu
diesem Augenblick war es großartig, ehrlich. Abgesehen davon hat es allen gefallen.« Meine dünnen Worte taten wenig, um ihn aufzumuntern.
»Ja, ja«, murmelte er. »Der Hund. Ich … Wir sehen uns,
Fran.«
Am Sonntagmorgen wurde ich vom laut schrillenden Telefon draußen im Hausflur geweckt. Ich zog mir die Decke
über den Kopf und versuchte, den Lärm zu ignorieren.
Dann hörte ich, wie Schritte die Treppe hinuntereilten, als
einer der Mieter aus dem Obergeschoss kam, um den Anruf
entgegenzunehmen. Augenblicke später hämmerte er an
meine Tür.
»Fran! Hey, Fran! Bist du wach? Telefon für dich!«
Als hätte ich es geahnt. Wahrscheinlich wieder Susie. Ich
kroch aus dem Bett, schlüpfte in meine Jeans und stolperte
nach draußen in den Flur. Der Hörer baumelte am Ende des
Kabels. Ich nahm ihn auf.
»Susie?«, fragte ich.
»Ich bin es, Denise«, sagte eine Frauenstimme. »Wie geht
es dir heute Morgen, Fran?« Sie klang bemerkenswert frisch
und gut gelaunt.
»Ich bin soeben bei Bewusstsein«, antwortete ich.
»Dieser Marty ist nicht vorbeigekommen, um euer Geld
abzuholen«, informierte sie mich. »Ich habe ausgerechnet,
was jeder von euch kriegt, und alles in verschiedene braune
Umschläge gesteckt. Ich habe versucht, Marty anzurufen. Er
hat mir seine Handy-Nummer gegeben. Aber er hat sein
Handy ausgeschaltet und antwortet nicht auf meine Bemühungen. Er hat kein Telefon in seiner Wohnung. Ich nehme
an, er hat das Handy ausgeschaltet, um ein wenig Ruhe zu
finden, und verschlafen.«
Der Glückliche. »Was soll ich tun?«, murmelte ich.
»Vorbeikommen und das Geld abholen, wenn du ein wenig Zeit hast. Ich möchte nicht, dass es hier rumliegt. War ein
guter Abend gestern, meinst du nicht? Zu schade, das mit
Digger. Ich habe keine Ahnung, wie er reingekommen ist.
Trotzdem, keiner schien etwas dagegen gehabt zu haben.«
Sie legte auf, und mir wurde bewusst, dass ich keine Zeit
gefunden hatte, um zu sagen, dass ich zu beschäftigt oder zu
müde war, um zum Pub zu kommen.
Nachdem ich geduscht, mich angezogen und einen Kaffee
getrunken hatte, fühlte ich mich schon besser, fast wieder
menschlich. Ich begann, Pläne zu schmieden. Nachdem ich
das Geld im Pub abgeholt hatte, würde ich zum Zeitungsladen gehen. Onkel Hari hatte sonntags bis zwölf Uhr mittags
geöffnet, wegen der Sonntagsausgaben. Ich konnte Ganesh
seinen Umschlag geben und war sogar imstande, Hari zu ertragen. Der Ärmste – er war sicherlich bitter enttäuscht, dass
das Stück auf diese Weise zu Ende gegangen war. Ein Hundekampf, heruntergerissene Vorhänge und allgemeines
Chaos. Andererseits konnte niemand behaupten, die Zuschauer hätten nichts für ihr Geld bekommen.
Ganesh und ich konnten überlegen, was wir mit dem Rest
des Tages anfangen würden. Wir mussten keinen Text mehr
lernen und nichts proben. Jetzt, wo das Stück hinter uns lag,
hatten wir wieder freie Zeit für uns selbst.
Pfeifend verließ ich das Haus.
KAPITEL 16 Es war ein ziemlich schöner, sonniger Morgen, und meine gute Laune hielt, bis ich beim Rose
Pub angekommen war. Vielleicht war es die Erinnerung an
das Desaster des vergangenen Abends, doch meine Stimmung sank beim Anblick der vertrauten glasierten Fliesen an
den Mauern des Gebäudes. Es war fast halb zwölf. Obwohl
der Pub erst um zwölf für Gäste öffnete, da Sonntag war,
stand die Tür offen. Ich trat ein.
Die Einrichtung des Lokals ließ nicht viel Tageslicht herein. Selbst heute, an einem sonnigen Tag, war eine elektrische Glühbirne erforderlich, die nackt an der Decke baumelte und einen großen gelben Fleck mitten im Laden erzeugte, der die Spuren des Staubsaugers deutlich zu Tage
treten ließ, welcher vor Kurzem die Stelle passiert hatte, und
deren Licht die Überreste der originalen Art-nouveau-Bleiverglasung glänzen ließ. Stühle standen umgedreht auf den
Tischen. Die Luft besaß jenen anhaftenden Geruch, der mir
inzwischen so vertraut war: schales Bier und kalter Rauch, Aftershave und Körpergeruch, starkes industrielles Desinfektionsmittel von den Toiletten. Er wurde nur schwach von der
frischen Luft gemildert, die durch die Tür ins Innere drang.
Hinter der Glühbirne lag die Bar im Schatten, und hinter
dem Tresen stand Freddy und arbeitete. Er polierte methodisch Gläser und stellte sie ins Regal zurück. Jedes stand genau gleich weit vom nächsten entfernt in einer kerzengeraden Reihe.
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