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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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Hinter dem Regal gab es einen Spiegel, in dem
sich die Gläser unendlich oft spiegelten und kristallene Armeen bildeten.
Einmal mehr fiel mir Freddys massige Gestalt auf und die
dunklen Umrisse vor den Gläserreihen und dem glänzenden
Messing der Bierpumpen. Ein Schauder lief mir über den Rücken. War es dumm von mir, so unbedarft in die Höhle des
Löwen zu marschieren? Ich wünschte, ich wäre am Morgen
nicht so benebelt gewesen, als Denise angerufen hatte. Jede
Entschuldigung wäre mir recht gewesen, um mich vor diesem
Besuch zu drücken. Ich hätte wenigstens irgendjemandem erzählen sollen, dass ich zum Rose Pub ging.
Jetzt war es zu spät, um wieder nach draußen zu schlüpfen. Freddy hatte mich gesehen. »Hallo Fran«, sagte er. »Alles in Ordnung?«
Es war eine harmlose Frage. Ich wusste, dass er wegen des
Stücks nicht wütend auf uns war. Er war im Gegenteil sehr
erfreut über den Erfolg. Er sah auch jetzt zufrieden aus. Nun
ja, so zufrieden, wie Freddy je aussehen konnte.
»Denise hat mich angerufen«, sagte ich. »Sie sagte, ich
solle vorbeikommen und unseren Anteil von den Einnahmen abholen.«
»Sicher. Es war ein gutes Geschäft.« Er schüttelte das
Handtuch aus und hängte es über ein poliertes MessingGeländer. »Denise hat alles ausgerechnet. Geh schon mal ins
Hinterzimmer.«
Er nickte in Richtung einer Tür neben dem Tresen.
Ich ging an ihm vorbei und stieß die Tür auf. Ich fand
mich in einem kleinen, beengten Raum wieder. Hier führte
Denise offensichtlich die Bücher des Rose Pub. Es gab einen
großen, alten Schreibtisch mit zwei Seitenkästen aus Eiche
und mit einer eingelassenen Schreibfläche aus grünem Leder.
Es war ein ziemlich prächtiges Möbelstück, das Freddy wahrscheinlich irgendwo auf einer Auktion ersteigert hatte. Die
Oberseite war mit den unterschiedlichsten Papieren bedeckt,
und dazwischen lag ein ordentlicher kleiner Stapel brauner
Umschläge. Der Raum diente auch als Lager für andere Dinge. Ein paar Reservestühle standen zu einem Turm gestapelt
in der Ecke. Neben ihnen stand ein wackliger Turm aus Kisten mit Chips (Käse und Zwiebeln). Dazu gab es einen altmodischen Kleider- und Hutständer, eine zentrale Stange mit
einer Krone aus Haken an der Oberseite, der an einen Indoor-Baum erinnerte. Daran hingen verschiedene Jacken und
Pullover. Hinter dem Kleiderständer führte eine Tür zum
Hinterhof, wo Digger auf und ab marschierte.
Jeder, der zur Arbeit kommt, dachte ich, kommt in diesen Raum und hängt seine Sachen hier auf. Im Laufe der
Zeit nimmt alles den Geruch der Bar an, der durch die Türen zieht.
Abgesehen von diesen Dingen war der Raum leer. Keine
Spur von Denise. Ich fragte mich, was ich nun tun sollte. Ich
ging zum Schreibtisch und sah mir die braunen Umschläge
an. Jeder war ordentlich an ein Mitglied unserer Truppe adressiert. Sie waren ausnahmslos verschlossen, sodass ich
nicht sagen konnte, wie viel darin war, doch sie wirkten einigermaßen dick.
Es gab ein Klicken an der Tür zum Hof, und ein Zug
kühler Luft wehte herein. Ich blickte auf in der Erwartung,
Denise zu sehen, doch es war nicht Denise, es war Trevor,
der Barmann.
»Hallo Schätzchen«, sagte er. Er zog seinen Jogging-Pulli
über den Kopf und hängte ihn, wie ich erwartet hatte, über
den Kleiderständer. Dann hob er die Hand und strich damit
in einer automatischen glättenden Bewegung über den kahl
rasierten Schädel, als wären dort oben noch immer Haare.
Er starrte mich an. Ich mochte diesen Blick nicht, und mir
hatte die Art nicht gefallen, wie er mich begrüßt hatte. Ich
hatte es noch nie gemocht, wenn mich jemand ›Schätzchen‹
nannte.
Ich hatte Trevor noch nie eines genaueren Blicks gewürdigt. Er war die Gestalt hinter dem Tresen gewesen, weiter
nichts. In der Enge des Hinterzimmers wirkte er noch größer als draußen. Sein Gesicht war breit und flach und von
den Narben einer grauenhaften Akne während der Pubertät
verunstaltet. Die Augen und die Nase waren zu klein für
dieses große Gesicht; sie schienen in der narbigen Fläche fast
unterzugehen. Die Augen, die mich genau beobachteten,
waren dunkel und hatten etwas Raubtierhaftes. Obwohl sie
mich studierten, gelang es mir nicht, ihren Blick einzufangen. Die umgebende Haut war aufgedunsen und narbig. Er
hatte früher offensichtlich einmal Zweikampfsport betrieben. Ich fühlte mich, als würde ich von einem großen, nicht
sehr freundlich gesinnten wilden Tier beobachtet.
Eine neue Tür ging auf – die,

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