Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
Vom Netzwerk:
was
mir in diesem Moment einfiel. Ich riss den nächsten Bühnenvorhang herunter. Alt und morsch wie er war, gab er
nach und landete in einem Haufen auf der Bühne.
»Nimm die andere Seite!«, rief ich Denise zu.
Sie begriff. Sie packte eine Seite des schweren Stoffs; ich
nahm die andere, und wir schleuderten sie über die kämpfenden Hunde. Freddy und Irish warfen sich auf die wogende Masse in der Mitte und zwangen sie in zwei getrennt zuckende Umrisse. Irgendwie gelang es Freddy, seinen Digger
hervorzuziehen, und Irish barg seinen halsbandlosen Hund,
indem er beide Arme fest um das Tier schlang.
Diesmal gelang es Freddy, Digger von der Bühne zu zerren. Er zog ihn mit sich durch den Mittelgang. Digger protestierte heulend und knurrend und versuchte, sich zu setzen. Es war gut, dass Freddy so stark war. Der Hund hatte
keine Chance. Schließlich verschwanden Herr und Hund
durch die Tür auf der Rückseite des Veranstaltungsraums,
und wir hörten, wie sie die Treppe hinuntergingen. Digger,
der sich noch immer beharrlich weigerte zu kooperieren
und auf dem Hinterteil sitzend weitergezogen wurde, landete mit einem dumpfen Schlag auf jeder einzelnen Stufe.
Freddys Vokabular war atemberaubend.
Ich stand an der Seite der Bühne, umgeben von leeren Siphons, das Kostüm durchnässt mit Sodawasser. Denises rote
Perücke war mir in dem Tumult vom Kopf gefallen und lag
irgendwo im Publikum. Irish untersuchte seinen Hund und
lamentierte. Der Hund saß mit heraushängender Zunge und
wogenden Flanken da. Er schien nichts von seinen Verletzungen zu spüren. Diggers Abgang hatte ihn offensichtlich
zu der Erkenntnis gebracht, dass er den Kampf gewonnen
hatte. Sein Verhalten war das eines Hundes, der äußerst zufrieden mit sich und seiner Leistung ist.
Neben mir tauchte Ganesh auf.
»Ich hab’s dir ja gleich gesagt«, verkündete er. »Ich habe
dir ja gleich gesagt, dass mir der Köter Sorgen macht.«
»Es war nicht die Schuld von Irish Daveys Hund!«, protestierte ich. »Irgendein Idiot unten hat Digger aus dem Hof
in den Laden gelassen!«
Ganesh ließ das nicht gelten. »Spiele nie mit Kindern oder
Tieren, heißt es, nicht wahr?«
»Ja, ja«, bestätigte ich.
    Nach dem Verschwinden der beiden Hunde versuchten wir,
dort weiterzumachen, wo wir unterbrochen worden waren.
Schließlich waren wir Schauspieler, und ›The show must go
on‹ und so weiter. Doch der Bann des Publikums war gebrochen, und während der gesamten abschließenden Szenen
herrschte leises Gemurmel auf den Rängen. In der Ferne war
Diggers wütendes Heulen und Bellen zu vernehmen, weil er
im Hof ausgesperrt war. Das lenkte uns ab. Irgendwie brachten wir das Stück trotzdem hinter uns und wurden mit begeistertem Applaus belohnt. Es wäre schön gewesen zu glauben, dass der Applaus allein unseren schauspielerischen Fähigkeiten galt. Wenigstens konnte niemand behaupten, dass
unser Stück ein Reinfall gewesen war. Auf seine Weise war es
im Gegenteil sogar ein reißender Erfolg gewesen. Die Gäste
des Rose Pub, die den Großteil des Publikums stellten, erklärten, dass es die beste Show seit vielen Jahren gewesen sei.
    »Es sind hauptsächlich leidenschaftliche Wetter«, erklärte
mir Freddy hinterher.
Der Veranstaltungsraum hatte sich geleert, und wir versuchten aufzuräumen. Wenn Freddy irgendwelches Misstrauen meinerseits gegenüber seiner Person bemerkte,
konnte ich es auf die jüngsten Ereignisse schieben. Außerdem war er daran gewöhnt, dass Menschen ihm gegenüber
misstrauisch waren. Marty kam herbei, das runde Gesicht
ein Bild des Elends. Er sah aus, als wäre er den Tränen nah.
»Was ist los mit dir, Kumpel?«, erkundigte sich Freddy.
»Machst du dir Sorgen wegen deines Geldes? Keine Sorge,
du und die anderen, ihr bekommt euren Anteil vom Gewinn. Denise kümmert sich um den finanziellen Aspekt. Sie
macht die Buchhaltung für den ganzen Pub. Kommt morgen gegen zehn vorbei, bevor wir öffnen. Das Geld wird für
euch bereitliegen.« Und dann fügte Freddy noch sein höchstes Kompliment hinzu: »Ihr wart gut.«
»Danke«, sagte ich und sinnierte, dass die gleiche Sorte
von Publikum vor zweitausend Jahren in Rom in den Zirkus
gegangen war, die Löwen angefeuert und voller Entzücken
gejauchzt hatte, während ein Gladiator vom anderen aufgeschlitzt worden war.
»Das wäre alles nicht passiert, wenn wir eins von meinen
eigenen Stücken hätten spielen dürfen«, sagte Marty traurig,
nachdem Freddy gegangen war.
»Es war wirklich eine

Weitere Kostenlose Bücher