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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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gehe mich irgendwo anders schminken«, sagte Ganesh, packte eine Schachtel mit Utensilien und verließ
fluchtartig den Raum.
Er hatte die richtige Idee. Ich hatte inzwischen das Gefühl, als müsse mir übel werden, genau wie dem armen
kleinen Joseph in unserer Schule vor so vielen Jahren. Ich
verließ den überwältigenden Mief und suchte mir den stillsten Platz, den ich finden konnte – ironischerweise die Bühne, hinter den geschlossenen Vorhängen. Die einzige andere
Person hier war Denise, die hektisch in ihrem SouffleusenSkript blätterte. Ich ging ein paar Mal probehalber in meinem gekürzten Kostüm auf und ab.
»Alles okay, Fran?«, fragte Denise.
»Schmetterlinge im Bauch«, gestand ich.
»Das geht vorbei, sobald du auf der Bühne stehst. Wir
haben ein gutes Publikum draußen.«
Von der anderen Seite des Vorhangs hörte ich lautes
Stimmengemurmel. Ich spähte nach draußen. Der Veranstaltungsraum war bis unter die Decke vollgestopft mit
Menschen. In der vordersten Reihe, links vom Mittelgang,
entdeckte ich Ganeshs Onkel Hari, Ganeshs Mutter und Vater, seine Schwester Usha mit ihrem Mann und Ganeshs
Freund Dilip mit seiner Frau und den drei Kindern. Auf der
anderen Seite des Mittelgangs, ebenfalls in der ersten Reihe,
saß eine Reihe dicker Herren in engen Anzügen, begleitet
von wasserstoffblonden Frauen in Rüschenblusen und jenen
Röcken mit ungleichmäßigen Säumen, die aussehen, als wären sie aus alten Netzvorhängen gemacht. Das waren vermutlich Freunde von Freddy. Dazwischen befand sich ein
leerer Platz, von dem ich annahm, dass unser Wirt selbst
ihn beizeiten einnehmen würde. Keine Spur von Jimmie
oder sonst irgendjemandem aus der Pizzeria. Sie befanden
sich wahrscheinlich noch in Polizeigewahrsam. Sämtliche
Plätze, die durch ihre Abwesenheit frei geblieben waren,
wurden längst von anderen Zuschauern besetzt.
»Volles Haus«, krächzte ich.
»Was ist?«, fragte Denise hinter mir. Dann Papierrascheln
und das Geräusch von Blättern, die auf dem Boden landeten. »Verdammt, ich habe das elende Ding fallen lassen!«
»Ich sagte ›Volles Haus‹. Alles in Ordnung, Denise?« Ich
drehte mich um und sah, wie sie auf dem Boden kauerte
und versuchte, ihr Skript zu ordnen. Es war nicht gebunden
gewesen, und die Seiten waren durcheinander. Ich kniete
mich zu ihr, um ihr zu helfen, und gemeinsam gelang es
uns, die Seiten wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen.
»Es wäre ja alles schön und gut, wenn ich das verdammte
Ding lesen könnte!«, brummte sie.
»Kommt Freddy rauf, um das Stück anzusehen?« Es fiel
mir schwer, seinen Namen auszusprechen und gleichzeitig
entspannt und natürlich zu klingen.
»Selbstverständlich!«, sagte Denise mit weiten Augen.
»Glaubst du im Ernst, mein Maxie würde eine Show hier
verpassen?«
»Wer kümmert sich in der Zwischenzeit um das Lokal?«,
sprudelte ich hervor.
»Oh, das macht Trevor, keine Sorge. Du kennst doch
Trev, unseren Barmann? Er kommt schon allein zurecht.
Die meisten Stammgäste sind sowieso hier oben.«
Zu wahr. Ein kritischeres Publikum hätte sich gar nicht
einfinden können. Sie alle waren hier, um zu bekommen,
wofür sie bezahlt hatten, und grobe Schnitzer auf der Bühne
würden sie nicht tolerieren. Für Ganeshs Familie war unser
Erfolg überdies eine Frage der Ehre.
Denise schüttelte ihr Skript in meine Richtung. »Ich hoffe, du kennst deine Einsätze! Verlass dich lieber nicht auf
mich. Wie ich bereits sagte, ich kann dieses dämliche Ding
kaum lesen!«
Es ist immer beruhigend, wenn die Souffleuse einem
Schauspieler so etwas sagt.
    Wenn ein Stück erst einmal angefangen hat, bleibt keine
Zeit mehr für Nervosität. Man muss einfach ins kalte Wasser springen. Alles lief glatt. Es lief wirklich vollkommen
glatt. Ich muss das wiederholen, weil man wirklich schnell
vergessen kann, dass alles wie am Schnürchen lief – bis zu
dem Augenblick, als der Hund von Irish Davey auf die Bühne gerannt kam.
    Es war nicht die Schuld des Hundes. Er hatte nur getan, zu
was er trainiert worden war. Der Anstieg der Spannung bis zu
seinem Erscheinen war fantastisch gewesen. Das Publikum
hatte sein Heulen (von einer Bandkonserve) gehört, doch
sein tatsächliches Erscheinen, als er auf die Bretter sprang,
war elektrisierend. Das Publikum ächzte. Dilips Frau stieß einen leisen Schrei aus. Die Kinder johlten. Die Damen in den
Rüschenblusen quiekten, schlugen eine Hand auf ihre Dekolletees und umklammerten mit der anderen die Arme

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