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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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leeren Flaschen in Kästen zu helfen. Er hatte gerade
einen Kasten voll und wollte ihn nach hinten in den Hof
bringen, als einer der Gäste, die bei Po-Ching bestellt hatten, herbeikam und sich nach den Weinen erkundigte. Luigi
drückte mir den Kasten in die Arme. Ich schob mich durch
die Schwingtür in die Küche.
Mario war bei den Salaten. Er beachtete mich nicht und
kümmerte sich auch nicht darum, wie ich durch die Hintertür kommen sollte. Ich stellte meine Kiste mit leeren Flaschen
auf eine Arbeitsfläche, öffnete die Tür, hielt sie mit dem Fuß
auf, nahm meine Kiste von der Platte und schaffte es, nach
draußen zu kommen, bevor sie wieder zuschlagen konnte.
Es regnete immer noch. Ich ging zum Schuppen in der
Ecke des Hofs, wo wir das Leergut für den Abtransport
sammelten. Die Tür stand offen, was nicht ungewöhnlich
war. Es war nicht so, als würden wir den Schuppen ständig
abgeschlossen halten. Wir lagerten schließlich nur Leergut
und Abfall dort, bis das Zeug abgeholt wurde.
Ich stellte meine Kiste einmal mehr ab, stieß die Tür nach
innen auf und hatte mich gerade gebückt, um die Kiste wieder aufzuheben, als jemand aus dem Schuppen sprang und
gegen mich prallte. Ich stieß einen Schrei aus und fiel rückwärts in den Dreck.
Die Gestalt, die an mir vorbeigewollt hatte, stolperte über
meinen Knöchel und fiel flach auf die Nase. Sie rappelte sich
auf Hände und Knie und starrte mich voller Angst an. Es
war der dünne Junge von vorhin.
Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, doch
ich wusste instinktiv, dass ich nicht wollte, dass Mario ihn
zu sehen bekam. Er musste jeden Augenblick mit Po-Chings
Bestellung fertig sein und hätte Zeit gehabt, um aus dem
Fenster nach draußen zu sehen. Ich erinnerte mich an sein
wütendes Gesicht und seine aufgebrachte Stimme, und ich
wusste, dass der Koch wahrscheinlich nach draußen kommen und den Jungen verprügeln würde, wenn er sah, dass
er sich noch immer bei der Hintertür herumtrieb. Ich deutete ins Innere des Schuppens.
»Los, rein da! Mach schon, schnell!«, befahl ich mit einem Blick zum Küchenfenster.
Irgendetwas in meiner Stimme brachte ihn dazu, mir zu
gehorchen. Er sprang auf und huschte, immer noch geduckt, in den Schuppen zurück. Ich hob meinen Kasten mit
Leergut auf und folgte ihm.
Das Licht im Innern war gedämpft. Es gab zwar ein winziges Fenster, doch das war so verdreckt, dass es so gut wie
überhaupt nichts nutzte. Das einzige Licht – sofern man davon reden konnte – fiel durch die Tür, die immer noch weit
offen stand.
Der Junge stand auf der anderen Seite des Schuppens an
die Wand gedrückt und beobachtete mich ängstlich. Ich stapelte meine Kiste auf ein paar andere und fragte beiläufig:
»Wie heißt du?«
Er antwortete nicht. Ich konnte seine Angst förmlich riechen. Ich tippte auf mich und sagte: »Ich heiße Fran.« Ich
deutete auf ihn. »Und du?«
Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er
hatte verstanden.
Er war jedoch nicht sicher, ob er es mir verraten sollte.
Wahrscheinlich würde er mir einen falschen Namen nennen,
wenn er antwortete. Letztendlich entschied er sich dafür, den
Dummen zu spielen und einfach nur den Kopf zu schütteln.
»Okay«, sagte ich. Ich hatte verstanden. »Ich weiß nicht,
was das zu bedeuten hat, aber ich denke, du solltest dich
nicht hier herumtreiben.«
Er starrte mich schweigend und angespannt an, bereit,
zur Seite zu springen, falls ich einen Schritt auf ihn zu machen sollte.
Ich versuchte es erneut. »Geh nach Hause, okay? Das hier
ist kein Ort für dich.«
Wenigstens das verstand er. »Ich will Max sehen«, wiederholte er auf die gleiche hartnäckige Weise wie vorhin an
der Küchentür.
»Bei uns arbeitet niemand mit Namen Max«, versicherte
ich ihm.
Er rang die Hände. »Max kommt hierher. Ich sehe ihn.«
»Was macht Max hier?«, fragte ich.
Er runzelte die Stirn und wirkte noch gestresster als zuvor. »Max kommt hierher«, wiederholte er.
»Ist er ein Gast?«
»Nein. Nichts kaufen. Max arbeitet hier.«
»Hör zu, ich arbeite hier. Ich weiß, dass es keinen Max
bei uns gibt.«
Der Junge runzelte die Stirn und scharrte mit der Spitze
eines schmutzigen Turnschuhs im Dreck. »Ich habe ihn gesehen.« Er sah jetzt mürrisch aus, und ich spürte, dass hinter
seiner halsstarrigen Art Tränen lauerten, doch er war entschlossen, sie nicht in meiner Gegenwart zu vergießen. Ich
fragte mich, wie alt er war. Seine kleine Gestalt konnte täuschen, doch

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