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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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›Wichtiges‹ sagte, wobei
ihr ein Strom silberner Münzen aus dem Mund rieselte.
Heute war mein Schweigen golden, und ich behielt die
Neuigkeit meiner bevorstehenden Fahrstunden einstweilen
für mich.
    Am Montag kehrte das Leben mit Nachdruck in seine normalen Bahnen zurück. Man hätte glatt meinen können, das
sonnige Wochenende sei nur ein Traum gewesen. Ich erwachte am frühen Morgen, und Regentropfen prasselten an
mein Fenster. Die Temperaturen waren in den Keller gestürzt. Bonnie kuschelte sich neben mir aufs Bett. Na ja, es
war Februar – was soll man anderes erwarten? Doch auch
wenn Februar ist, wenigstens beschweren kann man sich,
oder? Bonnie war jedenfalls dieser Meinung. Ich musste sie
förmlich aus dem Bett und nach draußen in den kalten nassen Garten stoßen. Sie kam so schnell wieder herein, dass
ich mich fragte, ob sie ihre Bedürfnisse überhaupt erledigt
hatte.
    »Also schön«, sagte ich. »Aber ich muss zur Arbeit, und
du musst einhalten, bis ich wieder zurück bin.«
Bonnie starrte mich mit ihren braunen Augen vorwurfsvoll an. Ich schrieb meinem Nachbarn auf der anderen Seite
des Flurs einen Zettel, auf dem ich ihn bat, Bonnie noch
einmal nach draußen zu lassen, wenn er aufgestanden war.
Er hatte zu diesem Zweck einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Ich schob den Zettel unter seine Tür und machte
mich auf den Weg.
Es musste die ganze Nacht über geregnet haben, denn das
unregelmäßige Pflaster war übersät mit Pfützen. Schlangen
an den Bushaltestellen drängten sich unter den Schutzdächern. Die Busse waren überfüllt mit durchnässten Menschen, und im Inneren roch es wie nasses Brot. Ich versuchte erst gar nicht, in einen zu steigen. Ich ging zu Fuß zur Arbeit, zusammen mit anderen Menschen, die vor und hinter
mir über den Bürgersteig eilten und sich unter Regenschirmen duckten. Ich besaß keinen Schirm. Ich schlug den Kragen hoch, sprang über verstopfte Gullys und platschte durch
Pfützen, dankbar für meine stabilen Stiefel. Ich hatte meine
Uniform in einer Plastiktüte bei mir, zusammen mit meinen
Turnschuhen, weil Doc Martens unter dem langen Trachtenrock nicht gerade das waren, was das San Gennaro verlangte. Turnschuhe und ein Trachtenrock sahen meiner
Meinung nach zwar genauso komisch aus, aber bis jetzt war
ich damit durchgekommen.
Der Regen ließ im Laufe des Vormittags ein wenig nach,
und am Nachmittag verwandelte er sich in ein stetes Nieseln
aus einem gleichmäßig stahlgrauen Himmel. Weil Februar
war, kam die Abenddämmerung früh. Das Wetter zusammen mit der Jahreszeit sorgte dafür, dass es schon um vier
Uhr anfing, dunkel zu werden. Um fünf war die Nacht hereingebrochen. Im San Gennaro war es warm und behaglich, und mit sämtlichen eingeschalteten Lichtern sah alles
hell und freundlich aus. Das geflieste Bild der Bucht von
Neapel erinnerte uns an ein schöneres, wärmeres Klima. Die
Luft roch einladend nach Peperoni und Käse. Wir hatten
mittags ein Bombengeschäft gemacht, und es ließ gerade
erst nach. Ich räumte ein paar Tische ab und trug das Geschirr in die Küche.
Als ich eintrat, wehte mir ein Schwall eisiger Luft aus der
offenen Hintertür entgegen. Mario der Koch stand dort und
redete mit jemandem draußen. Ich konnte nicht sehen, wer
es war, und dem nach zu urteilen, was ich hören konnte,
war es eine ziemlich einseitige Konversation. Mario sagte
dem anderen in einer Serie von mit Flüchen überladenen
Phrasen, dass er sich verziehen solle. Er mochte ja Mario
heißen, doch er war in Südlondon geboren und aufgewachsen.
Mario machte viele Überstunden im San Gennaro. Er arbeitete zu beiden Stoßzeiten, mittags und abends. Normalerweise machte er eine lange Pause am Nachmittag, wo er
von einem älteren Griechen namens George abgelöst wurde.
Wenn George nicht gerade eine Mahlzeit zubereiten musste,
studierte er die Wettquoten auf den Sportseiten seiner Boulevardzeitung und markierte sorgfältig die Pferde, die beim
nächsten Rennen mit seinem Geld davongaloppieren würden. Weil wir unerwartet so viel zu tun gehabt hatten, war
Mario nicht in seine Nachmittagspause gegangen, und das
hatte seine Laune nicht gerade verbessert.
Im Hintergrund schnitt George mit verbissener Konzentration Pilze. Ich stellte mein schwer beladenes Tablett klappernd ab, womit ich Marios Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Er wirbelte zu mir herum. Sein Gesichtsausdruck ließ
mich unwillkürlich zusammenzucken. Er sah wütend aus –
mehr als das, bösartig. Dann

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