Granger Ann - Varady - 05
»Und sind sie genauso schäbig wie die
Klamotten?«
»Wir brauchen nichts weiter als zwei Stühle, einen Tisch
und einen Kaminofen.« Marty deutete auf die entsprechenden Kreidemarkierungen, während er sprach. »Wir haben
alles im Griff. Freddy hat einen Kumpel, der eine Kaminattrappe aus Spanplatten bastelt.«
»Was ist mit den Szenen im Moor?«, fragte ich.
»Kein Problem«, erwiderte Marty leichthin. »Wir benutzen den Hintergrund, den sie auch für die Pantomime benutzt haben.«
»Marty!«, protestierte ich. »Die Pantomime war Babes in
the Wood! Im Hund von Baskerville wird Sir Henry über das
offene Moor hinweg verfolgt! Ständig treffen sich irgendwelche Leute im Moor. Das Szenenbild ist entscheidend für
die Atmosphäre der gesamten Story. Du kannst doch nicht
einen Wald als Hintergrund nehmen!«
»Er ist düster und bedrohlich«, argumentierte Marty.
»Und solange sich nicht einer von euch freiwillig meldet
und einen anderen Hintergrund malt …«
»Nigel und ich machen das!«, erbot sich Owen unerwartet. »Oder, Nigel?«
»Ja, sicher«, antwortete Nigel. »Wenn der gute alte Freddy uns die Farbe gibt.«
»Moorlandschaft!«, beharrte ich. »Offene Heide und jede
Menge Felsbrocken.«
Sie schienen überzeugt davon zu sein, dass sie dazu imstande waren. Marty blickte zur Abwechslung einmal erleichtert anstatt gestresst drein.
»So, das hier ist also das Arbeitszimmer von Sherlock Holmes«, begann er von vorn. »Holmes und Watson sitzen vor
dem Kaminfeuer, als Mrs Hudson hereinkommt und einen
Besucher ankündigt. Sie und der Besucher treten links auf
die Bühne, dort drüben. Passt auf das unsichere Stück in
den Bohlen auf. Holmes und Watson, nehmt eure Plätze
ein.«
Nigel und Ganesh gingen nach vorn zu ihren Kreidemarkierungen. Mick, der den Landarzt spielte, der zu Holmes
und Watson kommt und den beiden von dem mysteriösen
Hund erzählt, richtete sich auf, räusperte sich und machte
sich bereit.
»Fran?«, flüsterte Carmel. »Hast du es geschafft, dieses
schmuddelige alte Kostüm zu waschen?«
»Ja. Es hängt zum Trocknen. Es ist eigentlich ziemlich
hübsch«, flüsterte ich zurück.
Carmel sah nicht so aus, als würde sie mir glauben. »Ich
habe eine Freundin, die mir einen langen schwarzen Rock
leiht. Ich werde bestimmt nichts aus diesem Korb anziehen!
Wahrscheinlich kriegst du irgendeine grässliche Hautkrankheit.«
»Bist du nicht Mrs Hudson?«, zischte ich. »Du wirst gebraucht in dieser Szene.«
»Carmel!«, bellte Marty in diesem Augenblick. »Wo zur
Hölle bleibst du denn?«
»Reg dich nicht so auf«, antwortete sie schnippisch und
trabte nach vorn hinter die Bühne. »Okay.« Sie hob die
Stimme. »MR HOLMES! EIN GENTLEMAN IST HIER,
DER SIE SPRECHEN MÖCHTE!« Man hätte sie aus einer
Meile Entfernung hören können.
»Anklopfen!«, brüllte Marty. »Die Haushälterin platzt
nicht einfach so herein! Sie klopft zuerst an die Tür!«
»Es gibt aber keine Tür! Wie soll ich da verdammt noch
mal klopfen?«
»Klopf an irgendwas.«
»Stampf auf den Boden«, schlug Owen vor.
Carmel stampfte auf den Boden. Es gab ein knackendes
Geräusch, und sie kreischte auf. »Ich bin mit dem verdammten Fuß durch den Boden gebrochen!«
»Ich habe dir gesagt, du sollst auf das gefährliche Stück
Bohlen aufpassen!«
»Du hast mir nicht gesagt, wo die Stelle ist, und Owen hat
gesagt, ich soll mit dem Fuß aufstampfen; also habe ich gestampft.«
»Ich habe nicht gesagt, dass du aufstampfen sollst wie ein
dämlicher Elefant!«, sagte Owen spöttisch.
Danach brach der Tumult erst richtig los.
»Also schön«, sagte ein müder Marty. »Wir kommen jetzt
zur ersten Szene in Baskerville Hall. Dort drüben steht ein
Kamin …«
»Ist das der gleiche Kamin wie im Arbeitszimmer von
Holmes?«, fragte Carmel.
»Natürlich ist es der gleiche Kamin! Was glaubst du eigentlich, wie viele Kaminöfen Freddys Kumpel für uns bastelt?« Marty hatte die Nase allmählich gestrichen voll von
Carmel.
»Die Zuschauer werden denken, es wäre der gleiche Raum.«
»Nein, werden sie nicht.«
»Wenn es die gleichen Möbel sind und der gleiche Kamin, werden sie es doch!«
»Sie werden es nicht«, sagte Marty zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Weil nämlich Familienporträts an den Wänden hängen werden.«
»Familienporträts?«, riefen wir anderen im Chor. »Woher
sollen die denn kommen?«
»Ich male sie!«, brüllte Marty.
»Seine Malerei ist nicht wie seine Rechtschreibung, oder?«,
murmelte Ganesh. »Die
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