Granger Ann - Varady - 05
Porträts sehen nicht alle aus wie
von Picasso mit einem Kater?«
Wir kämpften uns durch den Rest und trafen uns alle auf
der Bühne für eine offene und rückhaltlose Diskussion, das
heißt, für einen wüsten Streit. Danach ging es allen besser.
Wenn schon nichts anderes, so hatte es uns wenigstens ein
wenig aufgewärmt.
Wir wurden von unserer ›Brainstorming-Sitzung‹, wie
Marty es gerne nannte, durch eine Bewegung an der Tür des
Veranstaltungsraums abgelenkt. Ein Luftzug ging über die
Bühne. Eine dünne, drahtige Gestalt mit einem Schopf roter
Haare und einer Dose Bier in der Hand kam hereingeschlurft.
In seinem Gefolge tauchte eine große schwarze Kreatur auf,
den Kopf am Boden, die Schultern eingezogen, und tappte auf
lautlosen Pfoten durch den Raum wie ein schwarzer Panther
auf der Jagd.
Instinktiv wichen wir zurück und drängten uns wie
ängstliche Schafe zusammen.
»Ist das die Bühne, wo das Stück stattfindet?« Der Rotschopf winkte uns mit der Bierdose zu, und die gefährlich aussehende schwarze Bestie brach mit einem dumpfen Schlag am
Boden zusammen und sabberte, bevor sie anfing, ihre riesigen
Pfoten zu lecken wie in Erwartung einer saftigen Mahlzeit.
Irish Davey war eingetroffen – und mit ihm der Hund.
»Vielleicht hätte ich das vorher erwähnen sollen«, sagte
Ganesh an Martys Adresse gewandt, »aber ich komme überhaupt nicht zurecht mit Hunden.«
»Wirklich nicht!«, erklärte Ganesh wütend.
Die Proben waren vorbei, und wir befanden uns auf dem
Rückweg zu Onkel Haris Laden.
»Du weißt, dass ich keine Hunde mag und dass Hunde
mich nicht mögen! Selbst deine Töle mag mich nicht.«
Das stimmte. Ich weiß nicht, aus welchem Grund, aber
Hunde fangen an verrückt zu spielen, sobald sie Ganesh sehen. Kleine Hunde, große Hunde, haarige Hunde, verzärtelte Pudel mit rosa Halsbändern und Schlaufen in den Haaren, es spielt keine Rolle.
»Das liegt daran, dass du Angst vor ihnen hast«, erklärte
ich. »Hunde spüren das.«
»Ich habe aus verdammt gutem Grund Angst vor ihnen.
Sie beißen!«
»Wann wurdest du zum letzten Mal gebissen?«, fragte
ich.
»Darum geht es nicht. Ich halte mich von ihnen fern,
damit ich nicht gebissen werde.«
Ich hätte ihn am liebsten angebrüllt. Warum hatte er sich
dann überhaupt einverstanden erklärt, bei unserem Stück
mitzumachen, obwohl er wusste, dass ein Hund darin vorkommt? Aber wenn ich das getan hätte, hätte er wahrscheinlich gesagt, dass er den Watson nicht spielt, und uns
hängen lassen. Also antwortete ich so vernünftig, wie ich
konnte: »Irish Daveys Hund war doch okay. Er hat genau
das getan, was Irish Davey gesagt hat. Ich hab ihn in der Kulisse festgehalten und losgelassen, als er das Signal gegeben
hat. Er ist geradewegs rüber zu Davey gerannt, und du
musst zugeben, es sah beeindruckend aus.«
Ganesh schnaubte. »Hast du gesehen, wie dieser Köter
mich angestarrt hat? Er hat mich abgeschätzt. Er hat ganz
gemein geguckt, und hast du seine Zähne gesehen?«
Ich sagte ihm, dass er paranoid sei.
Wir wechselten in gegenseitigem Einvernehmen das Thema.
»Was wolltest du mir eigentlich erzählen?«, fragte Ganesh, nachdem wir eine halbe Straßenlänge in angespanntem Schweigen zurückgelegt hatten. »Du hast auf dem Hinweg gesagt, du wolltest irgendwas mit mir besprechen?«
Ich war überrascht, dass er sich daran erinnerte. Ich
dachte an den dünnen Jungen. Ganesh war nicht in guter
Stimmung. Der Hund von Irish Davey belastete ihn noch.
Das war nicht der geeignete Moment, um über irgendwas zu
reden, das die Pizzeria betraf.
»Susie Duke will mir Fahrstunden geben«, sagte ich. Ein
Vorteil, wenn man kleine Informationen zurückhält, besteht
darin, dass sie sich in Augenblicken wie diesem als nützlich
erweisen können, sollte eine Ablenkung erforderlich sein
oder Ganesh anfangen, unbequeme Fragen zu stellen. Ich
bin nicht sicher, ob es das ist, was Schwester Maria Joseph
mit ihrem Sinnspruch gemeint hat, aber es funktionierte.
»Wo und in welchem Auto?«, fragte er gepresst.
»Sie hat einen neuen Wagen, einen Citroën. Ich weiß
nicht, wo. Ich nehme an, wir fangen in der Gegend an, wo
sie wohnt.«
Wir waren vor Onkel Haris Zeitungsladen angekommen.
Ganesh blieb vor der Tür stehen, die von der Straße nach
oben in die Wohnung führte.
»Fran, mit Susie Duke Autofahren zu lernen ist eine Sache. Wenn du das tun möchtest, tu es. Aber wenn sie versucht, dich dazu zu überreden, dass du für ihre Detektivagentur arbeitest …«
»Ich
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