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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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Geld zu verdienen. Ich
schätzte, sie sparte auf irgendetwas. Die meisten von uns
tun das.
Bronia erwiderte meine Begrüßung mit einem undeutlichen Schnauben, unwillig, sich von ihrer Beschäftigung ablenken zu lassen. Sie stand vor dem fleckigen Spiegel und
tuschte sich mit langsamen, gleichmäßigen Strichen die
Wimpern. Ich bewundere Frauen, die imstande sind, ihr
Make-up richtig aufzutragen. Vielleicht sind meine Hände
nicht ruhig genug dafür, aber an mir sieht es nie gut aus.
Wenn ich versuche, meine Augenbrauen zu betonen, enden
sie auf verschiedenen Höhen, sodass ich schlussendlich aussehe, als wäre ich permanent ratlos. Was Wimperntusche
angeht … Vergessen Sie’s. Selbst die wasserfeste Sorte löst
sich von meinen Wimpern und erzeugt hässliche schwarze
Flecken unter meinen Augen.
Ich stopfte mir die Bluse in den roten Rock, spähte an
Bronia vorbei in den Spiegel, strich mit den Fingern durch
meinen Bürstenhaarschnitt und kam zu dem Schluss, dass
ich eh nicht mehr tun konnte. Anschließend ging ich nach
vorn ins Restaurant. Ein Paar war inzwischen hereingekommen und hatte sich an einen Ecktisch gesetzt. Ich ging hin, um
ihre Bestellung aufzunehmen, und trug sie anschließend in
die Küche.
»Hallo Fran«, sagte Mario. »Hast deinen Rock wieder
sauber, wie ich sehe.«
Ich ignorierte seine anzügliche Bemerkung. »Zweimal
Cannelloni, und haben wir Knoblauchbrot?«
Mario öffnete den Kühlschrank. »Nein. Wenn es später
ruhiger ist, musst du kurz nach draußen springen und
Knoblauch im Supermarkt kaufen. Frag Wie-heißt-er-nochgleich nach Geld aus der Bargeldkasse.«
Wie-heißt-er-noch-gleich? Meinte er damit etwa Jimmie,
unseren Manager?
Kurz nach zwei hatte ich einen Moment Zeit und ging
nach hinten zur Toilette. Bronia war bereits im Umkleideraum und zog sich um. Sie hatte bis sechs Uhr frei und ihre
Uniform – Rock, Bluse und Weste – ordentlich auf einen Bügel gehängt. Zugegeben, es war nicht gerade das, was man
draußen auf der Straße anzog, doch ich brachte meine Sachen immer in einer Plastiktüte mit und nahm sie auch wieder mit nach Hause. Bronia hingegen schien ihre Sachen nie
mitzunehmen. Ich fragte mich, ob sie je gewaschen wurden.
Vielleicht arbeitete sie ultra-sauber und ordentlich und
machte sich nie einen Spritzer Wein oder Fett auf die Sachen.
Ich bemerkte, dass sie ziemlich schick für die lange Pause angezogen war und nicht ihre üblichen Jeans trug, sondern ein
anthrazitfarbenes Geschäftskostüm, und sie hatte die Haare
zu einem ordentlichen Knoten zusammengesteckt.
»Du bewirbst dich wohl für eine andere Arbeit, wie?«,
flüsterte ich. Man musste kein Detektiv sein, um das zu erkennen. »Du hast ein Bewerbungsgespräch. Wissen sie hier
darüber Bescheid?«
»Ist mir egal, ob sie es wissen oder nicht«, erwiderte sie
kurz angebunden, wenngleich ebenfalls mit gedämpfter
Stimme. »Ja, ich habe ein Bewerbungsgespräch. Empfangsdame in einem Büro. Ich will diesen Job, ehrlich, Fran. Ich
arbeite nicht gerne hier.«
Es war das erste Mal, dass sie das offen zugegeben hatte.
Ich fragte sie nach dem Grund, während ich überlegte, ob
sie den gleichen Eindruck gewonnen hatte wie ich, nämlich
dass irgendetwas hinter den Kulissen vor sich ging.
Bronia sah mich von der Seite her an. »Der Gestank nach
Pizza klebt in meinen Sachen, in meinen Haaren, einfach in
allem, okay? Luigi nervt mich dauernd, mit ihm auszugehen, und Mario kneift mich ständig in den Hintern!«
»Mich hat er noch nie gekniffen«, sagte ich.
Ihr Blick wanderte an meinem Rücken nach unten, und
sie grinste. Schon gut, ich habe nicht gerade die beste Figur
der Welt.
»Sag ihm, dass du ihn wegen sexueller Belästigung belangen wirst«, empfahl ich ihr.
Bronia schnaubte erneut. »Erst wenn ich den neuen Job
habe. Dann kann ich diesen hier sausen lassen und den beiden Kerlen sagen, wohin sie sich scheren sollen.«
Sie schien gesprächiger als üblich zu sein, wahrscheinlich
weil sie sowieso vorhatte zu kündigen. Trotzdem zögerte
ich, die vorübergehende Kameraderie auszunutzen, um ihr
ohne Umschweife meine Fragen zu stellen. Ich wollte ihr
keine Informationen geben, die sie nicht bereits hatte. Falls
sie den neuen Job nicht bekam, würde sie im San Gennaro
bleiben und konnte sich in einem unachtsamen Augenblick
bei Mario oder Luigi verplappern und verraten, dass ich
mich für Angelegenheiten interessierte, die mich nichts angingen. Aber ich kann einfallsreich sein, wenn ich

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