Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
Vom Netzwerk:
Manager behielt, doch es gelang mir, ihn rechtzeitig wieder zu schließen.
    In der Küche war die Atmosphäre geladen von kulinarischen Streitigkeiten und übler Laune. Jimmie hatte ein rotes
Gesicht und gab sich störrisch, und Mario hatte ein rotes
Gesicht und war wütend. Beide wirkten erleichtert, mich zu
sehen.
    »Gott sei Dank!«, sagte Mario. »Okay, Jimmie, du kannst
in dein Büro zurück.«
Jimmie – unser Manager, Sie erinnern sich? – trottete
hinaus und murmelte leise vor sich hin. An der Tür blieb er
noch einmal stehen, drehte sich um und erklärte: »Ich bin
seit dreißig Jahren in diesem Geschäft!«, bevor er sich endgültig trollte.
»Dreißig Jahre? Dreißig Jahre mit Hotdogs und verbrannten Kartoffeln! Der Typ hat nicht die geringste Ahnung! Er scheint nicht mal zu kapieren, was für ein Restaurant wir sind. Man soll es nicht glauben, aber er hat tatsächlich vorgeschlagen, dass wir seine ekelhaften gebackenen
Kartoffeln wieder auf die Speisekarte setzen sollten!«, polterte Mario mit zu einer Grimasse verzogenem Gesicht.
»Das hier war früher ein Kartoffelladen. Damit kennt er
sich eben aus«, erklärte ich.
»Aber es ist heute kein Kartoffelladen mehr, okay? Es ist
jetzt ein besseres Restaurant.«
Das war nicht der Eindruck, den die unglückliche Kundschaft im Restaurant in der letzten halben Stunde gewonnen
hatte, ganz sicher nicht.
»Wo ist das Brot?«, fragte Mario.
Ich gab ihm die Tüte und sagte, ich würde nur eben zu
Jimmie ins Büro gehen, um das Wechselgeld zurückzugeben. Mario hob die Augenbrauen und grinste gedankenverloren.
»Ehrlich bist du auch noch, wie?«
»Ja, falls es dich interessiert!«, schnappte ich.
Er nickte. »Du bist ein gutes Mädchen«, sagte er unvermittelt und klang, jede Wette, wie sein eigener Großvater.
»Du solltest dir einen netten Jungen suchen, heiraten und
zur Ruhe kommen. Babys aufziehen und so.«
»Danke«, sagte ich.
»Du bist doch Katholikin, Francesca, oder?«
Ich erklärte, dass ich katholisch erzogen worden sei, aber
nicht länger praktizierte. »Ich bin sozusagen ausgetreten«,
sagte ich.
Mario nickte nachdenklich. »Spielt keine Rolle. Einmal
Katholik, immer Katholik. Es ist eine Tradition, oder nicht?
Ich meine, du würdest deine Kinder doch sicher auch katholisch erziehen, oder?«
Ich war ebenfalls ziemlich nachdenklich, als ich zu Jimmie ging, um ihm das Wechselgeld zu geben. Das Letzte,
was ich gebrauchen konnte, wirklich das Allerletzte, war
Mario, der versuchte, mich mit irgendeinem aknegesichtigen Verwandten zu verkuppeln, der es nicht schaffte, sich
selbst eine Freundin zu suchen.
Das hatte ich alles schon mitgemacht. Großmutter Varady war genauso eifrig darauf bedacht gewesen, geeignete
Jungs für mich zu finden. So jung ich zu dieser Zeit auch
gewesen sein mochte, vierzehn oder fünfzehn, so klar war
mir schon damals, dass das, was Großmutter als mögliche
Ehepartner für mich betrachtete, in meinen Augen ganz
und gar nicht diesen Anschein machte. Sobald Großmutter
einen Knaben mit heller, pickeliger Haut, dicker Brille und
polierten Schuhen erblickte, leuchtete ihre Miene auf. Üblicherweise hegten diese Jugendlichen den Ehrgeiz, hart zu
lernen, ihren Eltern Freude zu machen und ganz allgemein
›weiterzukommen‹. Sie wollten Ärzte werden, Zahnärzte,
Finanzberater oder – in einem Fall – Chemiker in der Forschung. Ich hingegen träumte von Rockmusikern und
Schauspielern.
»Musiker und Schauspieler sind niemals zuverlässig«, erklärte meine Großmutter. »Heirate einen, und du wirst den
Rest deines Lebens in Armut verbringen!«
Ich fragte mich manchmal, ob meine Mutter geglaubt hatte, dass mein Vater sich als verlässlicher Ehemann und verantwortungsbewusster Ernährer und ganz allgemein guter
Mann erweisen würde. Der arme Dad, er war ein guter Kerl
gewesen, kein Zweifel, doch er hatte in den beiden anderen
Punkten erbärmlich versagt. Er hatte Geschäfte mit Leuten
gemacht, die ihn ohne Unterschied übers Ohr gehauen und
sitzen gelassen hatten. Er hatte Jobs angenommen, für die er
nicht geeignet gewesen war, und war nach zwei oder drei
Wochen gefeuert worden. Er war ein charmanter, freundlicher und gut aussehender Mann gewesen. Ich nehme an, er
hatte Freundinnen, nachdem meine Mutter gegangen war.
Er hatte sie nur nie mit nach Hause gebracht und mir vorgestellt.
Vielleicht hat er sogar schon Freundinnen gehabt, bevor
meine Mutter gegangen war, ich weiß es nicht; doch ich bezweifle es. Eine andere gute

Weitere Kostenlose Bücher