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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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liefern, sodass
Nigel und Owen sich an die Arbeit machen konnten. Wir
würden alle einspringen, sollten Kulissenschieber erforderlich sein. Außerdem hatte Marty eine Bandaufnahme vom
Heulen von Irish Daveys Hund aufgetrieben. Es klang wirklich gut und schauerlich, wenn man es auf voller Lautstärke
abspielte, und echote von der Bühne herunter und durch
den Raum. Es würde den Zuschauern unter die Haut gehen.
Selbst Digger draußen im Hof reagierte mit einem wütenden Bellen, das erst wieder verstummte, als Freddy das Tier
anschnauzte.
»Ich nehme an«, sagte Ganesh versuchsweise auf dem
Weg nach Hause, »es gibt keinen Weg, wie ich da wieder
rauskomme, oder? Weißt du, Hari erwartet sich eine ganze
Menge davon. Usha und Jay kommen ebenfalls, um sich das
Stück anzusehen, und Mum und Dad kommen von High
Wycombe hierher. Zwei meiner Tanten reden von nichts
anderem mehr. Mein Freund Dilip kommt mit seiner Frau
und den Kindern …«
»Wir sitzen alle im gleichen Boot, Gan!«, unterbrach ich
ihn. Ich war zu müde, um mich mit seinen Problemen zu belasten. Ich hatte meine eigenen. »Wir anderen müssen eben
so gut spielen, dass niemand auf Mick und seine verdammten vereiterten Nebenhöhlen achtet. Der heulende Hund ist
jedenfalls großartig! Marty hat sämtliche Familienporträts
für Baskerville Hall fertig. Er arbeitet unglaublich hart, Gan.
Wir dürfen ihn nicht im Stich lassen.«
»Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du mich überredest«, stöhnte Ganesh und fügte heftig hinzu: »Ich habe mir
sogar die Haare für dieses Stück schneiden lassen!«
Also war alles wieder einmal meine Schuld – wie immer.
Ich fühlte mit ihm wegen seiner Haare, die er lang getragen
hatte und die mir gut gefallen hatten. Um der historischen
Genauigkeit willen hatte er sie kurz geschnitten. Er sah ganz
anders aus als vorher.
»Du wirst doch deine Haare nicht für nichts geopfert haben
wollen, oder?«, sagte ich. »Du musst mitspielen. Das nennt
sich ›Leiden für die Kunst‹«, fügte ich sicherheitshalber hinzu.
»Nein, bestimmt nicht!«, schnarrte Ganesh. »Ich leide
nicht für die Kunst, sondern wegen dir!«
Das Stück drohte, keinen esprit du corps in uns zu wecken, ganz im Gegenteil. Wenn das so weiterging, würden
wir uns alle in Todfeinde verwandeln. Selbst meine Freundschaft mit Ganesh war belastet.
»Kopf hoch, Ganesh«, sagte ich, als wir uns voneinander
verabschiedeten.
Er murmelte etwas Unverständliches und stapfte mit den
Händen in den Taschen und nach vorn gezogenen Schultern nach Hause.
    Wie sich herausstellte, war ich trotz meiner großen Erschöpfung irgendwie über den Zeitpunkt hinaus, zudem ich
mühelos einschlafen kann. Mein Körper war müde, doch
mein Gehirn arbeitete wie ein Uhrwerk. Nachdem ich mich
eine ganze Weile vergeblich im Bett gewälzt hatte, stand ich
wieder auf, machte mir einen Tee und schaltete den Fernseher ein. Die Temperatur in der Wohnung war gesunken. Ich
ging ins Schlafzimmer und zerrte meine Decke vom Bett,
sehr zu Bonnies Missfallen, um sie mit zum Sofa zu nehmen, wo ich mich einwickelte und mit dem Tee in der Hand
hinsetzte, um ein, zwei Stunden fernzusehen.
    Der Fernseher war ein gutes Modell, viel besser als das
Gerät, das ich früher hatte, wo das Bild immer durchlief,
was einen garantiert in den Wahnsinn treiben kann. Der
neue Fernseher (neu für mich, heißt das) war ein Geschenk
von Ganeshs Schwester Usha und ihrem Mann Jay. Jay arbeitete als Steuerberater, und es ging den beiden gut. Immer höher und weiter, schien ihr Motto zu lauten. Je besser
es ihnen ging, desto deprimierter wurde Ganesh. Jay und
Usha hatten sich einen nagelneuen Breitbildfernseher gekauft, ein Modell aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert
mit NASA-Design, und eine Satellitenschüssel auf dem
Dach. Ihre Ausrede lautete, dass Usha nun, da sie schwanger war, mehr fernsehen würde. Ich verstand die Argumentation zwar nicht ganz, doch weil sie mir großzügigerweise
ihren alten Fernseher überließen, fragte ich nicht nach. Es
war ihre Sache, wenn sie beschlossen, zu Stubenhockern zu
degenerieren.
    In jener Nacht sah ich mir einen alten, grellfarbenen
Science-Fiction-Film an. Er lenkte mich nicht von meinen
Problemen ab. Der Umgang mit Aliens schien sogar ziemlich einfach im Vergleich zur Suche nach verschwundenen
illegalen Einwanderern, verschlagenen Restaurantbesitzern,
einer Fahrstunde unter den Augen eines Mobs von jugendlichen Gesetzesbrechern und dem Auftritt in einer verhexten

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