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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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gleichzeitig und so schnell, dass ich hinterher nicht imstande war, es in Gedanken zu sortieren, so sehr
ich mich auch bemühte. Der Zug schoss aus dem Tunnelende, und im gleichen Augenblick wurde eine Gestalt mit
rudernden Armen wie eine menschliche Spinne von der
Plattform auf das Gleis geschleudert. Ich erhaschte einen
Blick auf das Gesicht des Lokführers, das vor Entsetzen starr
war. Bremsen quietschten; Frauen schrien. Männer riefen
durcheinander. Die Passagiere, die bereits im Zug waren und
sich vor den Türen gedrängt hatten, um möglichst schnell
auszusteigen, klammerten sich an alles und jedes, was sie erreichen konnten. Menschen auf dem Bahnsteig wandten sich
in Panik zueinander, und wer nicht gesehen hatte, was passiert war, stellte aufgeregte Fragen. Wer jedoch wie ich und
andere alles gesehen hatte, war nicht imstande zu reden und
die Fragen zu beantworten. Eine Ecke in meinem Gehirn
sagte beharrlich, dass ich mir alles nur einbildete und dass es
nicht sein konnte. Es konnte einfach nicht! Doch der Rest
meines Gehirns sagte, dass es passiert war. Ions Suche nach
seinem Bruder war für immer zu Ende.
Mein Selbsterhaltungstrieb setzte ein und überwand die
anfängliche Taubheit, während der ich nur dagestanden hatte
und von anderen angerempelt worden war. Das war nicht der
richtige Augenblick, um in Panik zu verfallen, und auch nicht
die Zeit, einfach nur dazustehen. Jeden Moment mussten die
Behörden auf der Bildfläche erscheinen und nach Zeugen suchen. Ich wollte keine Zeugin sein. Ich war nicht sicher, was
ich gesehen hatte. Die einzigen Bilder, die in mein Gedächtnis
eingebrannt waren, zeigten eine dürre Gestalt mit rudernden
Armen, die auf das Gleis fiel, und das zu Tode erschrockene
Gesicht des Lokführers. Ich hatte nicht genau gesehen, was
passiert war. Doch ich wusste in meinem Herzen, dass er gestoßen worden war. Ion hatte nach seinem verschwundenen
Bruder gesucht, und er hätte keine Ruhe gegeben, bevor diese Suche nicht zu Ende gewesen wäre. Irgendjemand hatte
das erkannt und etwas unternommen, um ihn aufzuhalten.
Ich musste immer wieder daran denken, dass ich es vielleicht hätte verhindern können, wenn ich ihn nur ein, zwei
Minuten früher auf diesem Bahnsteig gefunden hätte! Dann
übernahmen erneut mein Selbsterhaltungstrieb und eine
Art von Logik das Kommando. Es war unwahrscheinlich,
dass ich es hätte verhindern können, nicht, wenn jemand
anderes auf Ions Tod aus gewesen war. Hätte ich eingegriffen, wäre ich wahrscheinlich ebenfalls über die Bahnsteigkante gesegelt. Und wenn man mich beobachtet hätte, wie
ich mit Ion redete, wäre ich möglicherweise das nächste Opfer geworden. Wer auch immer dahintersteckte, er ließ keine Zeugen frei herumlaufen.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge in Richtung
der Treppen. Uniformierte, U-Bahn-Personal und Polizei
kamen mir bereits entgegen. Einer machte Anstalten, mir
den Weg zu versperren.
»Ich muss kotzen!«, sagte ich laut, und er ließ von mir ab.
Es war die Wahrheit. Mein Magen krampfte sich zusammen, und Wogen aus Übelkeit stiegen in mir auf und drohten mich zu ersticken. Es gelang mir, nach draußen zu
kommen, bevor die gesamte Station abgeriegelt wurde, und
ich hastete nach Hause und in Sicherheit, so schnell ich
konnte.
KAPITEL 8 Ich stolperte auf dem Heimweg
über das Pflaster, und meine Füße trugen mich automatisch in die richtige Richtung. Mehrere Male wäre ich fast
mit anderen Fußgängern zusammengestoßen. Einige sprachen mich erzürnt an. Ein paar fluchten laut. Eine Frau
wollte wissen, ob mit mir alles in Ordnung sei, doch ihr
Freund zerrte sie von mir weg und sagte, dass ich wahrscheinlich betrunken sei oder unter Drogen stünde. Ich
nehme an, ich sah danach aus: gestresst, erschöpft und mit
unkoordinierten Bewegungen. Wenn ein Streifenwagen der
Polizei vorbeigekommen wäre und mich so gesehen hätte,
sie hätten mich eingesammelt. Es war ein Wunder, dass ich
nicht überfahren wurde. Ich nahm den Verkehr überhaupt
nicht mehr wahr.
Am Anfang der Straße, in der ich wohnte, verlief eine
schmale Gasse entlang der Seite des ersten Grundstücks und
der Rückseite des Grundstücks, das an der angrenzenden
Straße lag. Ich war ein wenig klarer im Kopf und bekam
meine Sinne allmählich wieder zusammen. Gerade als ich
die Gasse erreicht hatte, hörte ich das Geräusch einer Bewegung irgendwo in der Dunkelheit dahinter. Ich sprang zurück, weil es vielleicht ein Straßenräuber war,

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