Granger Ann - Varady - 05
großartige Gelegenheit, mehr in Erfahrung zu bringen.
Typen wie dieser Luigi neigen dazu, die Klappe aufzureißen
und bei neuen Frauen zu prahlen, was das Zeug hält. Vielleicht erzählt er etwas Interessantes.«
Ich wies sie taktvoll darauf hin, dass Luigi Verdacht
schöpfen würde, sobald Susie anfing, zu viele Fragen zu stellen.
»Ich bin keine Anfängerin«, entgegnete sie gereizt. »Und
ich muss sicher nicht viele Fragen stellen. Ich sage dir, diese
Sorte von Typen redet sich das Maul franselig, um Eindruck
zu schinden.«
Am Mittwoch hatten wir beide frei. Susie tauchte um elf bei
mir auf. Sie sah ein wenig verkatert aus und ließ sich aufs
Sofa fallen.
»Dieser Luigi«, sagte sie. »Ich schätze, er hat ein paar Extra-Hände.«
»Ich habe dich gewarnt«, erwiderte ich und reichte ihr einen Becher starken Kaffee. »Hat er irgendwas Interessantes
erzählt? Ich meine über die Pizzeria? Verschon mich mit
den Details deines Privatlebens.«
»Keine Sorge, er ist nicht zum Zug gekommen«, sagte sie
und nahm den Kaffee. »Er macht sich Hoffnungen, doch er
wird bald herausfinden, dass Hoffnungen das Einzige sind,
was er je kriegt.«
Susie trank einen Schluck Kaffee und stellte den Becher
wieder ab. »Er war ziemlich eigenartig, was die Pizzeria angeht«, sagte sie nachdenklich. »Er mag Mario nicht. Es gibt
irgendwelche Zwistigkeiten zwischen den beiden. Dann habe ich eine Unterhaltung mitgehört, die er auf dem Handy
mit irgendjemandem geführt hat. Ich war auf die Toilette
gegangen, um mein Make-up aufzufrischen. Als ich zurückkam, hatte Luigi das Telefon am Ohr und war am Plaudern.
Er hat mich nicht zurückkommen sehen. Er unterhielt sich
auf Englisch. Er klang ungeduldig. Er sagte, ›der Papierkram
ist erledigt, alles ist fertig. Er geht genauso durch wie beim
letzten Mal‹. Ich hielt es für besser, mich bemerkbar zu machen. Wenn er sich rumgedreht und bemerkt hätte, dass ich
dort stand und sein Gespräch belauschte, hätte es unangenehm werden können. Also bin ich zu ihm gegangen, habe
von oben bis unten gegrinst und gesagt: ›Fertig, da bin ich
wieder!‹ Er hat zu der Person am Telefon gesagt, ›Ich muss
Schluss machen‹, und das Handy zusammengeklappt. Er hat
nicht gesagt, mit wem er gesprochen hat, und ich habe nicht
gefragt.«
»Das ist es!«, rief ich. »Sie bringen eine weitere Fuhre mit
illegalen Einwanderern ins Land!«
Susie runzelte die Stirn. »Was hat er mit Papierkram gemeint?«
»Wahrscheinlich die Frachtpapiere für den Laster. Ich weiß
nicht, was er geladen hat: Früchte, Gemüse, Schnittblumen,
irgendwas eben, das vom Kontinent importiert wird.«
»Vielleicht«, sagte Susie zweifelnd. Sie leerte ihren Becher.
»Es war jedenfalls ein schöner Abend, ob sich nun was ergeben hat oder nicht. Ich war seit Jahren nicht mehr tanzen.
Rennie hatte keinen Spaß daran. Die Stroboskoplichter
würden Kopfschmerzen bei ihm auslösen, hat er immer
gesagt. Nun ja, Fran. Was hältst du davon, wenn wir zu
dem alten Parkplatz beim Kino fahren und Notbremsungen üben?«
»Heute nicht, ich muss passen«, sagte ich müde. »Ich habe am Freitagabend Kostümprobe, und am Samstag ist die
Aufführung. Ich muss meinen Text noch einmal durchgehen.«
»Du darfst nicht aufhören zu üben, Fran. Du vergisst
sonst alles wieder. Ich sag dir was: Wir stehen morgen beide
früh auf und üben zwei Stunden, bevor wir zur Arbeit gehen.«
»Was?« Ich starrte sie bestürzt an. »Susie, es ist schweinekalt so früh am Morgen, und es ist dunkel!«
»Na und? Der Wagen hat eine Heizung und Scheinwerfer.
Die Straßenlaternen leuchten über die Mauer in den Hof. Es
ist nicht richtig dunkel, nur ein wenig düster. Komm schon,
kannst du nicht ausnahmsweise mal um sechs Uhr aus der
Falle steigen?« Sie erhob sich. »Ich schätze, ich gehe jetzt besser nach Hause und lasse dich mit deinem Text allein oder
was auch immer. Wir sehen uns auf der Arbeit.«
Da ich erst um sechs Uhr arbeiten musste, ging ich zum Zeitungsladen, um Hari und Ganesh zu besuchen. Ich wollte
nicht, dass Ganesh auf den Gedanken kam, ich würde ihm
aus dem Weg gehen.
Zwischen einzelnen Kunden unterhielten wir uns über
das Stück, und Hari schwärmte von dem Leben auf den
Brettern, die die Welt bedeuten. Menschen, die keine Ahnung haben, tun das häufig. Doch es gibt mehr Schauspieler
von meiner Sorte, die sich in Nebenjobs abstrampeln, als
solche mit Vollbeschäftigung.
Ganesh wirkte still und geistesabwesend. Ich fragte, ob er
Weitere Kostenlose Bücher