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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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begegnet war. Ich schon. Ihr Name war Lucy, und sie
war irgendwann davongelaufen und in einem besetzten
Haus zusammen mit mir und anderen gelandet.
»Sie ist nicht dumm«, fuhr ich fort. »Doch sie hat jegliches
Selbstwertgefühl verloren, genau wie die Fähigkeit zu selbstständigen Entscheidungen. Ich denke außerdem, dass sie sich
absichtlich von allem isoliert hat, was rings um sie herum geschieht. Menschen können unangenehme Dinge nahezu endlos ertragen und verdrängen. Erst als sie Sir Henry Baskerville
begegnet und er sich, wie nicht anders zu erwarten, in sie verliebt, erkennt sie, was ihr Ehemann vorhat und wobei sie ihm
hilft. Das ist der Augenblick, in dem sie rebelliert.«
Marty rieb sich die Hände an den speckigen Oberschenkeln ab, als wolle er den Schweiß vertreiben. »Ja«, murmelte
er. »Genau.«
»Natürlich«, sagte ich. »Doch da ist es bereits zu spät für
sie, um noch zur Heldin zu werden. Doyle hat das gewusst.
Sir Henry verliebt sich in sie, doch er führt sie am Ende der
Geschichte nicht in ein neues Leben davon. Sie ist immer
noch Stapletons Frau, teilt immer noch seine Schuld und
geht mit ihm zusammen unter. Es steht außer Frage, dass
Sir Henrys Liebe zu ihr erlischt, sobald er die Wahrheit erfährt. Man könnte ein wenig Mitleid mit ihr empfinden,
doch sie hat stets gewusst, was richtig ist und was falsch und
dass das, was ihr Mann getan hat, falsch war. Sie hätte gleich
von Anfang an den Mund aufmachen müssen. Sie ist auf
keinen Fall unschuldig, nie und nimmer.«
Marty sprang in einer raschen, unvorsichtigen Bewegung
auf, sodass sein Stuhl über den Boden schrammte und gefährlich schaukelte, und stapfte davon. Dabei fiel ihm ein
Blatt Papier aus der Tasche. In der Annahme, dass es sich
um etwas im Zusammenhang mit unserem Stück handelte,
hob ich es auf und rief ihm hinterher. Er drehte sich um,
und ich hielt es ihm hin. Dabei sah ich, was es war: Eines
von jenen gedruckten Flugblättern, wie sie die Polizei auf
der Straße verteilt, wenn sie Zeugen sucht. Dieses hier trug
die Überschrift: TÖDLICHER ZWISCHENFALL IN DER
CAMDEN TOWN UNDERGROUND STATION. Der Text
darunter schilderte die Fakten von Ions Tod, ohne Andeutungen bezüglich der Ursache für den Sturz zu machen, und
bat jeden, der zum Zeitpunkt des Geschehens auf dem
Bahnsteig war, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen.
Mir sträubten sich die Nackenhaare.
»Woher hast du das, Marty?«, fragte ich.
Er lief zu einem noch weniger attraktiven Dunkelrot an.
»Ein Cop in Zivil hat sie heute Abend am Ausgang der Station verteilt. Ich habe den Zettel einfach in die Tasche gesteckt.«
»Ich habe dich in der Nacht dieses Zwischenfalls getroffen, in der High Street«, erinnerte ich mich laut. »Beim
Roundhouse, weißt du noch? Wir sind zusammen ein Stück
die Straße hinuntergegangen.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte er nervös. »Warum?«
Ich atmete tief durch. »Der Junge, nach dem ich an diesem Abend gesucht habe …« Ich schüttelte das Flugblatt.
»Das ist er!«
Martys Gesichtsfarbe wechselte von Rot nach Grau.
»Wovon redest du da?«
»Ich kannte den Jungen, der gestorben ist. Ich habe dich
plötzlich stehen lassen, weil ich ihn gesehen hatte und ihm
hinterhergerannt bin. Wir standen ganz in der Nähe der
Station.«
»Wie auch immer, ich weiß überhaupt nichts darüber«,
schnappte er. »Steck dieses dämliche Blatt weg, okay? Ich
wollte es eh nicht behalten. Ich brauche es nicht mehr.«
Er marschierte davon. Ich faltete das Flugblatt zusammen
und steckte es in der Absicht in meine Tasche, es später Ganesh zu zeigen. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen,
worüber wir geredet hatten, Marty und ich. Über das Stück?
Oder über irgendetwas anderes?
Auf dem Heimweg zeigte ich Ganesh das Flugblatt an der
Ecke, wo sich unsere Wege trennten.
»Sie gehen davon aus, dass es möglicherweise kein Unfall
gewesen ist, Gan«, sagte ich. »Es muss so sein.«
»Dann lass sie doch«, erwiderte Ganesh.
KAPITEL 10 Als ich am Dienstag um halb
zwölf zur Arbeit erschien, stellte ich fest, dass meine Befürchtungen bezüglich Susie und ihrer Wirkung auf das
männliche Personal des San Gennaro wohl begründet gewesen waren. Sie hatte eindeutig eingeschlagen wie eine Bombe. Selbst Mario meinte: »Das ist eine äußerst attraktive
Frau, diese Freundin von dir, Fran.«
Er berichtete weiter, dass Pietro sich auf der Stelle in sie
verliebt und seine Musik am vorherigen Abend ihr gewidmet habe, lauter

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