Granger Ann - Varady - 05
Er
hat herausgefunden, dass du im San Gennaro kellnerst. Er
ist stinksauer auf mich.«
»Er wird drüber wegkommen«, entgegnete Susie tröstend.
»Du kennst Ganesh nicht«, erwiderte ich. »Er gibt niemals auf, und er vergisst nie etwas. Ich habe das Gefühl, er
würde mir nicht verzeihen, wenn ich irgendetwas wirklich
Falsches tue. Er …« Ich zögerte. »Es klingt doof, aber er hat
eine eigenartige Meinung von mir. Er denkt, ich mache
ständig Dummheiten, aber er denkt auch, ich bin ganz okay.
Ich möchte ihn nicht enttäuschen.«
Ich habe keine Ahnung, was Susie darauf geantwortet
hätte. Es gab ein entferntes Klappern und Rattern von Metall. Von der anderen Seite des dunklen Kinogebäudes fiel
plötzlich Scheinwerferlicht in den Hof.
»Verdammter Mist!«, rief Susie erschrocken. »Jemand
kommt hierher! Schnell!« Sie packte meinen Becher und
steckte ihn zusammen mit der Thermoskanne in die Tasche.
»Komm schon, Fran, sitz nicht einfach so rum! Mach die
Scheinwerfer aus, und steig aus dem Wagen!«
Susie stieg auf ihrer Seite aus, während sie sprach, die
Baumwolltasche über die Schulter geschlungen. Ich schaltete
rasch das Licht aus und stieg ebenfalls aus. Meine Seite des
Wagens war der Mauer zugewandt, und ich hatte kaum genug
Platz. Ich duckte mich zwischen Wagen und Mauer und
schrammte mit den Klamotten an den Ziegeln entlang, während ich hinter Susie herrannte. Während ich dies tat, kam
mir in den Sinn, dass sie vergessen zu haben schien, dass nach
ihren Worten, wer auch immer es sein mochte, uns höchstens
bitten konnte zu gehen. Sobald sich eine Gelegenheit ergab,
würde ich sie bitten, mir noch einmal eine kurze Zusammenfassung des Gesetzes über Hausfriedensbruch zu geben.
Sie war zum Kinogebäude gelaufen und schien zu wissen,
was sie tat. Ich konnte sie gerade so erkennen, bevor sie sich
hinter einen vollen Abfallcontainer duckte. Ich huschte hinterher in der Annahme, dass wir uns dort verstecken würden. Mir blieb gerade genug Zeit zu überlegen, dass es kein
besonders gutes Versteck war, doch als ich dort ankam,
stellte ich fest, dass Susie verschwunden war.
»Fran!«, hörte ich sie drängend von irgendwo über mir
flüstern.
Ich streckte die Hand aus und ertastete eine Metallsprosse.
Dort war eine Leiter, die zu einer Feuertreppe gehörte und
an der Mauer befestigt war. Susie war bereits nach oben geklettert, und ich folgte ihr.
Ich vertraute ihr völlig, genauso, wie ich darauf vertraute,
dass die Leiter ordentlich in der Wand verankert war und
das Gewicht von uns beiden tragen würde. Ich mag Höhen
nicht besonders und war froh über die Dunkelheit, die den
Boden vor meinen Blicken verbarg. Trotz meiner Abneigung gegen Höhen hätte das Eintreffen unbekannter Besucher jederzeit ausgereicht, um mich die Leiter hinaufflüchten zu lassen. Ich hatte ein unbestimmtes Gefühl, dass
Fremde, wer auch immer sie sein mochten, nicht sonderlich
erfreut reagieren würden, uns hier anzutreffen. Dass sie uns
nur höflich bitten würden, von hier zu verschwinden, hielt
ich inzwischen für unwahrscheinlich.
Ich erreichte die oberste Sprosse der Leiter und eine Brüstung. Susies Arm kam aus der Dunkelheit. Sie packte mich
an der Schulter und zerrte mich über den Rand auf ein
Flachdach. Sie atmete schwer, genau wie ich. Ich hoffte, dass
man uns unten nicht hören konnte.
Wir krochen hinter der Brüstung über das Dach und
spähten über die Mauer nach unten. Ein Laster war in den
Hof gefahren und hatte unmittelbar unter uns angehalten.
Der Fahrer sprang heraus. Die Scheinwerfer des Lasters hatten Susies Wagen erfasst, und er war auf dem Weg, sich die
Sache anzusehen. Wir beobachteten, wie er den Wagen umrundete und hineinspähte. Dann ging er zur Rückseite und
starrte nachdenklich auf den Kofferraumdeckel. Susie hatte
alles unverschlossen gelassen, doch er rührte das Fahrzeug
nicht an, geschweige denn, dass er versuchte, es zu öffnen.
Er war extrem vorsichtig. Vermutlich dachte er, dass der
Wagen mit einer Bombe versehen war. Ich fragte mich, ob
er vielleicht bei der Armee gedient hatte und in Nordirland
stationiert gewesen war.
Er hatte alles gesehen, was es zu sehen gab, und ging nun
in die Mitte des großen Hofes. Dort stand er, die Hände in
die Hüften gestemmt, und blickte sich um auf der Suche
nach der Person oder den Personen, die den Wagen dort
abgestellt hatten. Als er nichts entdecken konnte, kam er
langsam zum Kinogebäude. Gleich würde er den Container
entdecken, und
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