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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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dann, nachdem er ihn untersucht hatte, die
Leiter.
Doch in diesem Augenblick tauchten weitere Scheinwerfer auf, und ein zweites Fahrzeug kam in den Hof. Es parkte
auf der von uns abgewandten Seite des Lasters, und obwohl
wir eine Tür schlagen hörten, als der Fahrer ausstieg, konnten wir nichts sehen.
Der Lastwagenfahrer kehrte zu seinem Laster zurück und
begrüßte den Neuankömmling. Jetzt standen beide hinter
dem Laster. Wahrscheinlich unterhielten sie sich.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte ich zu Susie.
»Warten«, antwortete sie. Sie klang bemerkenswert gelassen. »Vielleicht finden wir heraus, was das zu bedeuten hat.«
Das taten wir tatsächlich. Der Fahrer des Lasters kletterte
auf der Beifahrerseite in die Kabine und schaltete seine
Scheinwerfer aus. Der andere Fahrer hatte seine ebenfalls
ausgeschaltet. Es war ziemlich dunkel unten im Hof, jedoch
nicht vollkommen finster. Der Wind biss eisig in meine Ohren. Ich wünschte, ich hätte eine Mütze mitgenommen wie
Susie.
Sowohl der Lkw-Fahrer als auch der andere gingen erneut zu Susies Wagen. Ich hielt den Atem an. Weil es jetzt
kein Licht mehr gab auf dem Hof, konnte ich die beiden
Gestalten nur undeutlich erkennen. Der größere der beiden
war der Lkw-Fahrer. Der andere war nicht ganz so groß und
besaß eine völlig andere Gestalt: ein massiver, rundlicher
Leib auf kurzen dicken Beinen wie ein ausgestopfter Kinderteddy. Der Eindruck wurde durch die unförmige Kapuzenjacke noch verstärkt, die seinen Leib und seinen Kopf einhüllte.
»Ein dicker Mann!«, sagte ich lauter, als ich wollte, und
zuckte zusammen, als Susie mir einen heftigen Stoß in die
Rippen versetzte. »Entschuldige, Susie!«, zischte ich leise.
Vorsichtig spähten wir ein weiteres Mal über die Brüstung. Die Männer standen bei Susies Wagen und unterhielten sich. Offensichtlich überlegten sie, was zu tun war.
Ich hörte den Lkw-Fahrer sagen: »Wahrscheinlich geklaut.«
Der andere Mann antwortete so leise, dass ich seine Worte nicht verstehen konnte.
»Ja, ja«, sagte der Lkw-Fahrer. »Ich werde mich gründlich
umsehen, bevor ich fahre. Aber ich will sie jetzt loswerden.
Es wird zu hell. Bald sind Leute auf den Straßen unterwegs.
Ich will sie aus meiner Karre haben und weg von hier.«
Susie berührte meinen Arm. »Komm mit!«, flüsterte sie
mir ins Ohr.
»Nein!«, flüsterte ich zurück. »Ich will sehen, was er in
diesem Laster hat! Du hast es gehört, er will es jetzt ausladen.« Meine Nackenhaare richteten sich auf, und in meinem Magen tanzten Schmetterlinge Cancan.
»Sicher Zigaretten oder Schnaps …«, murmelte Susie.
Doch sie irrte sich. Irgendwie hatte ich gewusst, dass es
keine Zigaretten und kein Schnaps waren. Sobald ich die dicke, formlose Gestalt erblickt hatte, war in mir ein ganz bestimmter Verdacht aufgestiegen, und der sollte sich nun bestätigen.
Der Fahrer öffnete die Türen am Heck des Lastwagens
und rief etwas ins Innere. Eine Gestalt kam hervor, sprang
von der Ladefläche und ging ein paar Schritte beiseite. Dann
kam eine zweite Gestalt. Als ich ein Kind war, unterhielt
mein Vater mich mit Strichfiguren, eine auf jeder Seite eines
kleinen Notizblocks. Jede Figur war in einem bestimmten
Bewegungsablauf erstarrt, wie Einzelbilder eines Films.
Wenn Dad jedoch die Seiten des Notizblocks durchblätterte,
erschienen die Figuren in rascher Folge, was die Illusion von
Bewegung erzeugte: ein laufender Mann, ein springendes
Pferd. Ich schätze, Sie wissen, was ich meine, und haben so
etwas auch schon mal gemacht. Daran musste ich jetzt denken, als die kleinen dunklen Gestalten eine nach der anderen die Bewegung der ersten wiederholten. Sie tauchten auf
der Ladefläche auf, sprangen zu Boden und traten ein paar
Schritte beiseite. Ich zählte insgesamt ein Dutzend. Sie standen dicht zusammengedrängt in einer Gruppe und warteten
ängstlich ab.
Ich stieß Susie in die Rippen. »Luigis Anruf …«, hauchte
ich. »Ich habe dir gleich gesagt, dass sie eine neue Ladung
bringen!«
Der Fahrer deutete in die Richtung, in der der Ausgang lag.
Die Männer – ich nahm an, dass es sich um Männer handelte, auch wenn ein oder zwei von ihnen ziemlich klein und
schmal wirkten und Jugendliche sein konnten oder Frauen –
murmelten leise untereinander. Dann tauchte die ominöse
Gestalt des dicken Mannes wieder auf und winkte ihnen. Sie
trotteten vertrauensselig hinter ihm her und verschwanden
außer Sicht wie die Kinder beim Rattenfänger von Hameln.
Nachdem der

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