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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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der Witz?«, fragte sie. »Sekretärin ist doch kein schlechter Job.«
    »Nein, das meine ich nicht«, sagte Jeffrey. »Nur, keiner von beiden hatte das erwähnt.«
    »Warum sollten sie?«, fragte Candy. Sie hatte Recht. »Haben Sie sich nie gefragt, warum sie unterschiedliche Namen haben?«
    »Eigentlich nicht.« Jeffrey hörte, wie in der Einfahrt eine Autotür zugeschlagen wurde. Er sah aus dem Wohnzimmerfenster. Brian Keller lehnte sich zum Rücksitz seiner braunen Limousine. Er holte ein paar große weiße Kartons heraus, die er auf dem Knie balancierte, während er den Wagen abschloss.
    »Chief?«
    »Ich bin noch da«, sagte Jeffrey und versuchte, das Gespräch wieder aufzunehmen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, dass er wahrscheinlich inzwischen geschieden ist.«
    »Von wem geschieden?«, fragte Jeffrey, während er beobachtete, wie Keller die Kartons zur Garage schleppte.
    »Von dem Mädchen, mit dem er verheiratet war, als er was mit Jill Rosen anfing«, sagte sie, dann fügte sie hinzu: »Wahrscheinlich ist sie jetzt kein Mädchen mehr. Müsste so um die fünfzig sein. Ich frage mich, was aus dem Sohn geworden ist.«
    »Sohn?«, fragte Jeffrey. Er hörte Kellers Schritte auf der Treppe. »Welcher Sohn?«
    »Der Sohn aus seiner ersten Ehe«, sagte sie. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    »Er hat einen Sohn aus erster Ehe?« Jeffrey zog das Foto wieder heraus.
    »Das habe ich doch gerade gesagt. Er ist einfach fort und hat die beiden sitzen lassen. Hat sie vor Bert nicht mal erwähnt. Kennen Sie noch den alten Bert Winger? Er war Dekan, bevor Kevin kam. Nicht, dass Bert Brians Familienangelegenheiten interessiert hätten. Er hatte selbst zwei Kinder aus erster Ehe, und ich sage Ihnen, die beiden waren die süßesten Fratze, die ich je – «
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Jeffrey und legte auf. Jetzt wusste er, warum die Frau auf dem Foto ihm so bekannt vorkam.
    Das alte Sprichwort stimmte. Ein Bild sagte mehr als tausend Worte – in diesem Fall verhalf es jemandem zu einer Gratisfahrt aufs Polizeirevier.
    Keller erschrak über Jeffreys Anblick, als er zur Tür hereinkam. Fast hätte er die Kisten fallen gelassen. »Was machen Sie hier?«
    »Ich schaue mich nur mal um.«
    »Das seh ich selbst.«
    »Wo ist Ihre Frau?«, fragte Jeffrey.
    Keller wurde bleich. Er beugte sich vor und setzte die Kartons mit lautem Poltern auf dem Boden ab. »Sie ist bei ihrer Mutter.«
    »Nicht die«, sagte Jeffrey und hielt ein Foto hoch. »Ihre andere.«
    »Meine andere – «
    »Ihre erste Frau«, erklärte Jeffrey und hielt ihm das andere Foto hin. »Die Mutter Ihres ältesten Sohnes.«

SECHZEHN
    L ena schleppte sich in die Küche, jedes Gelenk ihres Körpers knirschte wie eingerostetes Metall. Nan saß mit einer Schüssel Cornflakes am Tisch und las die Zeitung.
    »Gut geschlafen?«, fragte Nan.
    Lena nickte und sah sich nach der Kaffeemaschine um. Auf dem Herd dampfte der Wasserkessel. Eine Tasse mit einem Teebeutel stand auf der Anrichte.
    »Gibt es auch Kaffee?«, fragte Lena krächzend.
    »Nur Nescafé«, sagte Nan, »aber der ist koffeinfrei. Wenn ich nachher zur Bibliothek gehe, kann ich welchen kaufen.«
    »Schon gut«, sagte Lena. Sie fragte sich, wie lange es dauerte, bis sie vom Koffeinentzug Kopfschmerzen bekam.
    »Du klingst schon viel besser heute Morgen«, sagte Nan lächelnd.
    Lena setzte sich hin, die Erschöpfung lähmte ihre Glieder. Nan hatte auf der Couch geschlafen und Lena das Bett überlassen, doch Lena hatte sich nicht entspannen können. Nans Bett stand unter einer Reihe von Fenstern zum Garten. Vorhänge oder Jalousien gab es nicht. Lena hatte kein Auge zugetan vor lauter Angst, jemand würde durchs Fenster steigen und über sie herfallen. Sie war mehrmals aufgestanden, um die Schlösser zu kontrollieren und nachzusehen, ob jemand draußen war. Doch der Garten war zu dunkel, man sah kaum die Hand vor Augen. Schließlich hatte sie sich mit dem Rücken an die Tür gesetzt, die Pistole auf dem Schoß.
    Lena räusperte sich. »Ich brauche jemanden, der mir Geld leiht.«
    »Natürlich«, sagte Nan. »Ich wollte dir doch sowieso – «
    »Nur leihen«, betonte Lena. »Ich zahle dir alles zurück.«
    »Also gut«, seufzte Nan. Sie stand auf, um ihre Schale abzuspülen. »Nimmst du dir frei? Du kannst gerne eine Weile hier bleiben.«
    »Ich muss Ethan einen Anwalt besorgen.«
    Nan fiel die Schale aus der Hand. »Hältst du das für klug?«
    »Ich kann nicht zulassen, dass er im Gefängnis

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