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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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»Willst du mir drohen?«
    »Ich hole dich um acht ab.«
    »So?« Sie war sich nicht sicher, wie er es meinte.
    »Ich hole dich um acht ab«, sagte Ethan und stand auf.
    »Dann gehen wir ins Kino und danach auf die Party.«
    »Tja«, antwortete sie, als keine Pointe kam, »wohl kaum.«
    »Ich dachte, du willst mit Andys Freund reden und diesen Cop loswerden.«
    »Und warum glaubst du das?«
    »Cops sind wie Hunde. Du musst vorsichtig mit ihnen sein. Du weißt nie, ob einer Tollwut hat.«
    »Tolle Metapher«, sagte Lena. »Aber ich kann ganz gut auf mich selber aufpassen.«
    »Es ist ein Vergleich, keine Metapher.« Er warf sich die Sporttasche über die Schulter. »Und steck dir die Haare hoch.«
    Lena zischte: »Bestimmt nicht.«
    »Steck dir die Haare hoch. Ich komme um acht.«

SIEBEN
    S ara saß in der Eingangshalle des Grady Hospital und beobachtete den stetigen Strom der Menschen, die durch den großen Haupteingang hinaus- und hereineilten. Das Krankenhaus war vor über hundert Jahren gegründet und seitdem immer weiter ausgebaut worden. Ursprünglich geplant als bescheidene Einrichtung im Dienst der Bedürftigen mit nur einer Hand voll Zimmern, verfügte die Universitätsklinik heute über fast eintausend Betten und bildete mehr als ein Viertel der Ärzte in Georgia aus.
    Seit Sara hier gearbeitet hatte, waren mehrere neue Gebäudeteile angebaut worden, doch der Übergang zwischen alt und neu war schroff. Während die hohe neue Eingangshalle voller Marmor und Glas fast wie der Eingang eines Einkaufszentrums wirkte, stammten die Flure, die ins Gebäude hineinführten, mit ihren lindgrünen Kacheln und den gesprungenen gelben Böden immer noch aus den vierziger und fünfziger Jahren. Man hatte das Gefühl, man reiste auf ihnen in der Zeit zurück. Sara schätzte, der Krankenhausdirektion war schlicht das Geld ausgegangen, bevor die Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren.
    In der Eingangshalle gab es keine Bänke, wahrscheinlich, um keine Obdachlosen anzulocken. Glücklicherweise hatte Sara einen Plastikstuhl gefunden, den jemand an der Drehtür hatte stehen lassen. Von ihrem Platz aus konnte sie die Menschen beobachten, die kamen und gingen, ihre Schicht begannen oder Feierabend machten. Auch wenn sich genau gegenüber das Parkhaus der Georgia State University befand, konnte man von hier die Skyline sehen. Dunkle Wolken krochen über die Dächer wie Katzen über einen Zaun. Auf der Treppe draußen saßen Leute, rauchten oder telefonierten oder vertraten sich die Beine, bis ihr Dienst anfing oder der Bus kam, der sie nach Hause brachte.
    Sara sah auf die Uhr und fragte sich, wo Jeffrey blieb. Er hatte gesagt, er würde um vier hier sein, jetzt war es fünf nach. Wahrscheinlich steckte er mitten im Berufsverkehr. Trotzdem war Sara ungeduldig. Jeffrey verschätzte sich immer. Sie wollte ihn gerade anrufen, als das Telefon in ihrer Hand klingelte.
    »Wann kommst du?«, fragte sie.
    »Immer zu früh!«, antwortete Hare.
    Sara schloss die Augen. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war ihr Witzbold von einem Cousin. Sie liebte ihn über alles, doch Hare litt unter der krankhaften Schwäche, nichts auf der Welt auch nur eine Sekunde lang ernst nehmen zu können.
    »Hast du mit Mama gesprochen?«
    »Jupp«, sagte er, ohne näher darauf einzugehen.
    »Wie steht’s in der Klinik?«
    »Das ganze Geplärre«, stöhnte er, »ich weiß nicht, wie du das aushältst.«
    »Nach einer Weile gewöhnt man sich dran«, erklärte Sara. Er tat ihr leid. Sie wusste, wie es war, wenn Sechsjährige auf der Straße schreiend vor ihr davonliefen, weil sie in ihr die Frau erkannten, die ihnen die Spritzen gab.
    »Immer dieses Gejammer und Gezeter«, fuhr Hare fort. Er verstellte seine Stimme: »›Leg das Krankenblatt zurück! Mal nicht auf dem Rezeptblock rum! Steck dein Hemd in die Hose! Weiß deine Mutter von der Tätowierung?‹ Herr im Himmel, diese Nelly Morgan ist ein harter Brocken.«
    Jetzt musste Sara doch lächeln. Nelly war in der Klinik für den Verwaltungskram zuständig. Sie hatte schon im Kinderkrankenhaus gearbeitet, als Hare und Sara selbst Kinder gewesen waren.
    »Egal«, schloss Hare. »Ich hab gehört, du kommst heute Nacht zurück?«
    »Ja«, sagte Sara. Sie ahnte, was er wollte, und beschloss, es ihm nicht noch schwerer zu machen. »Ich weiß, dass du eigentlich Ferien hast. Wenn du los willst, kann ich morgen wieder übernehmen.«
    »Ach was, sei nicht albern«, wehrte er ab. »Es ist mir lieber, dass du mir mal

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