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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aus. Er weinte offen und hemmungslos wie ein Mädchen. Lena schwankte zwischen Ekel und Faszination. Seltsamerweise schien Ethan ihre Gefühle zu teilen.
    »Komm schon, Scooter, reiß dich zusammen«, sagte er und schob den Jungen von seiner Schulter. »Verdammt nochmal, was bist du, ’ne Schwuchtel?«
    Er warf Lena einen Blick zu, wahrscheinlich war ihm im letzten Moment eingefallen, dass Lenas Schwester lesbisch gewesen war. Lena sah auf die Uhr. Sie hatte so viel Zeit verschwendet, um bis hier hinzukommen, da würde sie jetzt nicht aufgeben. Sie trat gegen das Bett, dass die Jungs zusammenschraken.
    »Scooter«, sagte Lena. »Hör genau zu.«
    Er nickte.
    »Du warst mit Andy befreundet?«
    Er nickte wieder.
    »Hatte Andy Depressionen?«
    Er nickte wieder. Lena seufzte. Sie hätte nicht gegen das Bett treten sollen. Jetzt hatte sie ihn so verschreckt, dass er nicht reden würde.
    Sie nickte zu dem Kühlschrank. »Hast du was zu trinken da?«
    »Ja, klar, Mann.« Scooter sprang auf, kehrte den Gastgeber raus. Er schwankte ein bisschen, dann öffnete er den kleinen Kühlschrank. Lena sah mehrere Bierflaschen und etwas, das aussah wie eine Plastikflasche mit selbst gebranntem Wodka. Sie fragte sich, wie Scooter es schaffte, nicht vom College zu fliegen.
    Scooter begann: »Ich habe Bier und – «
    »Zeig mal«, sagte Lena und schob ihn beiseite. Um das hier besser durchziehen können, konnte sie wirklich noch was zu trinken gebrauchen.
    »Gläser?«
    Scooter griff unters Bett und holte zwei Plastikbecher hervor, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatten. Lena stellte sie auf den Kühlschrank, dann nahm sie Ethans Orangensaft. Die Flasche war klein. Für alle drei würde es nicht reichen.
    »Ich nicht«, sagte Ethan und folgte gebannt jeder ihrer Bewegungen.
    Sie sah ihn nicht an, als sie die Drinks mixte. Sie füllte die Hälfte des Safts in ein Glas, dann schüttete sie einen Schluck Wodka dazu. Die Saftflasche behielt sie für sich und füllte sie bis zum Rand mit dem klaren Alkohol auf. Dann verschloss sie die Flasche mit dem Daumen und schüttelte sie. Die ganze Zeit spürte sie Ethans Blick.
    Dann setzte sie sich auf das andere Bett und betrachtete Scooter beim Trinken.
    »Das ist gut, Mann, danke«, sagte er.
    Lena hielt ihre Flasche auf dem Schoß, ohne zu trinken. Sie wollte abwarten, wie lange sie es aushielt. Vielleicht würde sie am Ende doch nichts mehr trinken. Vielleicht hatte sie die Flasche nur, damit Scooter sich nicht allein fühlte, wenn er mit ihr sprach. Sie wusste, bei einer Befragung musste man als Allererstes ein ausgeglichenes Verhältnis aufbauen. Bei Süchtigen wie Scooter kam man am besten weiter, wenn man ihnen das Gefühl gab, man hätte selber ein Problem.
    »Andy«, sagte sie schließlich. Ihr Mund fühlte sich trocken an.
    »Ja.« Scooter nickte langsam. »Er war ein guter Junge.«
    Lena dachte daran, was Richard Carter gesagt hatte. »Ich habe gehört, er konnte auch ein Arschloch sein.«
    »Wer das sagt, ist selbst ein Arschloch«, gab Andy zurück.
    In diesem Fall hatte er Recht, dachte sie, doch sie behielt die Information für sich. »Erzähl mir von ihm. Erzähl mir von Andy.«
    Scooter lehnte gegen die Wand und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht. Er hatte eine ansehnliche Kollektion von Pickeln auf den Wangen. Mit kurzen Haaren, oder zumindest mit sauberen, hätte er dieses Problem nicht, doch Lena hatte keine Lust, ihm hier Kosmetiktipps zu geben.
    Sie fragte: »Hatte er eine Freundin?«
    »Wer, Andy?« Scooter schüttelte den Kopf. »Seit einer Ewigkeit nicht.« Er streckte ihr den Becher hin, verlangte Nachschub. Doch Lena sah ihn scharf an. Sie wollte nicht teilen.
    »Erst redest du mit mir, dann bekommst du noch was.«
    »Ich brauche einen Schuss, Mann«, jammerte er und griff nach den Spritzen auf dem Hocker.
    »Halt dich bloß zurück«, knurrte Ethan und stieß ihn weg. »Du hast gesagt, dass du mit ihr redest, schon vergessen? Du hast gesagt, du erzählst ihr, was sie wissen will.«
    »Hab ich das?« Scooter sah verwirrt aus. Er sah Lena an, und sie nickte bestätigend.
    »Ja, Kumpel«, sagte Ethan. »Hast du. Du hast versprochen, dass du Andy helfen willst.«
    »Ja, okay«, gab Scooter nach. Seine Haare waren so fettig, dass sie sich nicht bewegten, als er nickte.
    Ethan sah Lena an. »Siehst du, was die Scheiße mit einem anstellt?«
    Lena ging nicht darauf ein. »Also, war Andy auf irgendeine besonders scharf?«
    Ethan kicherte. »Ja, aber sie nicht auf

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