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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Minuten ging die Tür auf, und ihnen schlug ein Gestank von alten Socken entgegen, wie Lena ihn so geballt noch nie gerochen hatte.
    »O Gott«, rief sie und hielt sich die Nase zu.
    »Das ist Scooter«, sagte Ethan, als würde das alles erklären.
    Lena versuchte durch den Mund zu atmen. »Stinker« wäre als Spitzname passender gewesen.
    »Hallo«, sagte sie und unterdrückte den Brechreiz.
    Scooter sah auffällig anders aus. Während die meisten Jungs auf dem Campus kurz geschorene Haare, weite Hosen und zu große T-Shirts trugen, hatte Scooter langes schwarzes Haar und steckte in einem hellblauen Hemdchen und grell orangefarbenen Hawaii-Shorts. Um seinen Bizeps war ein gelbes Staugummi gewickelt, unter dem die Adern hervortraten.
    »Igitt, Mann«, sagte Ethan und riss das breite Gummiband von seinem Arm. Es schnalzte und flog durchs Zimmer.
    »Hey, Scheiße, Mann«, stöhnte Scooter. Er versperrte ihnen die Tür, ohne im Geringsten bedrohlich zu wirken.
    »Sie ist ein verdammter Cop, Mann. Wieso bringst du mir einen Cop? Was hat ein Cop in meiner Bude verloren?«
    »Beweg dich«, sagte Ethan und schob ihn sanft zurück ins Zimmer.
    »Bin ich verhaftet?«, fragte Scooter. »Hey, warte mal.« Er bückte sich und suchte nach dem Gummiteil. »Warte mal, lass mich zuerst das hier erledigen.«
    »Stell dich hin«, befahl Ethan und zog Scooter am Hosenbund hoch. »Keine Sorge, sie verhaftet dich nicht.«
    »Ich kann nicht ins Gefängnis.«
    »Sie steckt dich nicht ins Gefängnis.« Seine Stimme klang laut in dem kleinen Zimmer.
    »Na gut, na gut«, sagte Scooter und ließ sich von Ethan hochhelfen. Scooter fasste sich an den Hals, und Lena bemerkte, dass er eine gelbe Kette trug, ähnlich wie die von Paul, Ethans anderem Bekannten. Scooter hatte keinen Schnuller, aber dafür eine Art Schlüsselsammlung, winzig kleine Passepartouts, wie sie zu Mädchentagebüchern gehörten.
    »Setz dich, Mann.« Ethan drückte ihn aufs Bett.
    »Okay, mach ich.« Scooter merkte nicht einmal, dass er schon saß.
    Lena stand in der Tür und atmete immer noch durch den Mund. Am Fenster war eine Klimaanlage angebracht, doch sie lief nicht. Drogensüchtige ließen die Klimaanlage sonst nachts gern an, damit sie den Stoff nicht so schnell ausschwitzten.
    Das Zimmer war eingerichtet wie alle anderen auch: auf jeder Seite ein Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank. Die beiden großen Fenster waren so dreckig, dass man nicht hindurchsehen konnte. Bücher und Blätter aller Art türmten sich auf dem Boden, dazwischen waren leere Bierdosen und Pizzaschachteln verstreut. In der Mitte des Raums verlief ein blauer Klebestreifen, wahrscheinlich um die Fronten zu klären. Lena fragte sich, was Scooters Mitbewohner von dem Aroma hielt.
    Ein kleiner Kühlschrank neben Scooters Bett diente ihm als Nachttisch. Sein Mitbewohner hielt es mit der altbewährten Variante aus zwei Brettern und zwei Backsteinen, die er wahrscheinlich auf der Baustelle neben der Mensa geklaut hatte. Kevin Blake hatte erst vor zwei Wochen ein Memo an Chuck Gaines geschickt mit der Anordnung, die geklauten Backsteine aufzuspüren, da sie dem College von der Baufirma sonst in Rechnung gestellt würden.
    »Alles klar«, sagte Ethan und winkte sie herein. »Er ist gut drauf.«
    »Das sehe ich.« Sie bewegte sich nicht. Scooter war viel größer als Ethan. Lena steckte den Daumen in die Tasche und tastete nach ihrem Messer.
    Ethan setzte sich zu Scooter aufs Bett. »Wenn du die Tür offen lässt, spricht er nicht mit dir.«
    Sie zögerte noch einen Augenblick, dann trat sie ein und schloss die Tür, ohne sich umzudrehen. »Er sieht nicht so aus, als ob er überhaupt noch sprechen kann«, sagte sie.
    »Sieht nur so aus«, lallte Scooter und lachte bellend wie ein Seehund.
    Sie sah sich im Zimmer um. Es lag genug Drogenzubehör herum, um eine Apotheke damit einzurichten. Zwei Spritzen auf einem Hocker neben dem Bett, daneben ein Löffel mit einer harzigen Substanz und eine kleine Tüte mit etwas, das aussah wie große Salzkörner. Sie hatten Scooter bei der Aufbereitung von Ice unterbrochen, der wirksamsten Form des Methamphetamins. Der Stoff war so rein, dass er nicht mal gefiltert werden musste.
    »Was für ein Idiot«, sagte Lena. Selbst ihr Onkel Hank, ein Speedfreak vor Gottes Gnaden, hatte von Ice die Finger gelassen. Zu gefährlich.
    Zu Ethan sagte sie. »Ich weiß nicht, was das bringen soll.«
    »Er war Andys bester Freund.«
    Als er Andys Namen hörte, brach Scooter in Tränen

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