Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
würde sie ins Pink Kitty gehen.»
    «Die ganze Familie sieht nicht so aus.» Endlich hatte er den richtigen Karton gefunden. Als er die Hose auszog, sah er Sara an. «Bist du noch sauer auf mich?»
    «Ich wünschte, ich wüsste es.»
    Er warf seine Socken in den Wäschekorb. «Ich auch.»
    Sara sah aus dem Schlafzimmerfenster hinaus auf den See. Sie schloss selten die Vorhänge, denn von hier hatte man den schönsten Blick der ganzen Gegend. Oft lag sie nachts im Bett und sah dem Mond bei seiner Wanderung zu, bis sie einschlief. Wie oft hatte sie in der letzten Woche aus dem Fenster gesehen, ohne zu wissen, dass drüben am anderen Ufer Abigail Bennett lag, allein, halb erfroren und in Todesangst. Hatte Sara behaglich und warm im Bett gelegen, während Abigail im Schutz der Dunkelheit vergiftet worden war?
    «Sara?» Jeffrey stand in Unterhosen vor ihr. «Was ist los?»
    Sie wollte nicht darüber sprechen. «Erzähl mir von Abigails Familie.»
    Er zögerte, dann wandte er sich wieder seinen Kleidern zu. «Das sind komische Vögel.»
    «Inwiefern?»
    Er fischte nach einem Paar Socken und setzte sich damit aufs Bett. «Vielleicht liegt es an mir. Vielleicht habe ich zu viele Perverse erlebt, die ihre sexuellen Gefühle für junge Mädchen mit irgendwelchen religiösen Vorwänden erklären.»
    «Waren sie überrascht, als du ihnen gesagt hast, dass sie tot ist?»
    «Sie hatten Gerüchte gehört, dass wir eine Leiche gefunden haben. Ich weiß nicht, woher sie das hatten, die Farm da draußen ist ziemlich isoliert. Einer ihrer Onkel kommt ein bisschen unter die Leute. Und ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas an dem Kerl gefällt mir nicht.»
    «Vielleicht hast du was gegen Onkel.»
    «Vielleicht.» Er rieb sich die Augen. «Ihre Mutter hat es ziemlich mitgenommen.»
    «Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, eine solche Nachricht überbracht zu bekommen.»
    «Sie hat mir ganz schön zugesetzt.»
    «Wie meinst du das?»
    «Sie hat mich angefleht, den Täter zu finden», erklärte er. «Vielleicht wird ihr das Ergebnis nicht gefallen.»
    «Du glaubst wirklich, jemand aus der Familie steckt dahinter?»
    «Ich weiß es nicht.» Er stand auf. Während er sich fertigmachte, erzählte er Sara von seinen Eindrücken. Ein Onkel war ziemlich selbstgefällig und schien mehr Macht über die Familie zu haben, als Jeffrey normal fand. Abigails Vater war alt genug, um der Großvater seiner Frau zu sein. Sara lehnte sich ans Kopfende und hörte mit verschränkten Armen zu. Je mehr er erzählte, desto verdächtiger kam ihr die ganze Familie vor.
    «Die Frauen sind sehr … altmodisch», sagte er. «Sie überlassen das Reden den Männern. Schieben immer ihre Ehemänner und Brüder vor.»
    «Typisch für die meisten konservativen Glaubensgruppen», bemerkte Sara. «Der Mann trägt die Verantwortung für die Familie, zumindest in der Theorie.» Sie erwartete einen ironischen Kommentar seinerseits, doch er schwieg. «Konntet ihr etwas aus der Schwester herausbringen?»
    «Rebecca», sagte er. «Nein, nichts, und ich glaube nicht, dass ich nochmal die Gelegenheit haben werde, mit ihr zu sprechen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr Onkel mir jedes Haar einzeln ausreißen würde, wenn er wüsste, dass ich sie in Abbys Zimmer befragt habe.»
    «Glaubst du denn, von ihr wäre was zu erfahren?»
    «Wer weiß?», seufzte er. «Es war schwer zu sagen, ob sie was zu verbergen hatte oder einfach nur traurig war.»
    «Es muss furchtbar für sie sein», sagte Sara. «Wahrscheinlich kann sie im Moment gar nicht klar denken.»
    «Die Mutter hat Lena erzählt, dass Rebecca mal ausgerissen ist.»
    «Weshalb?»
    «Das hat Lena nicht rausbekommen.»
    «Hm. Das könnte was sein.»
    «Könnte aber auch sein, dass sie ein ganz normaler Teenager ist», entgegnete er. Sara wusste so gut wie er, dass jedes siebente Kind vor seinem achtzehnten Geburtstag mindestens einmal von zu Hause weglief. «Sie ist noch ziemlich kindlich für ihr Alter.»
    «Ich nehme an, es ist schwierig, frühreif zu werden, wenn man so aufwächst.» Sie erklärte: «Nicht dass es falsch ist, wenn man versucht, sein Kind vor der Welt zu schützen. Wenn sie mein Kind wäre …» Sie unterbrach sich. «Ich meine, wenn ich an die Kinder in der Klinik denke … Ich kann verstehen, dass die Eltern versuchen, ihre Kinder so gut sie können zu behüten.»
    Jeffrey hielt inne und sah sie an, als wollte er etwas sagen.
    «Also», sie räusperte sich. «Die Familie steht voll

Weitere Kostenlose Bücher