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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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und ganz hinter dieser Kirche?»
    «Ja.» Er sagte es bedächtig, er merkte, dass sie das Thema wechseln wollte. «Bei der Kleinen bin ich mir da nicht so sicher. Ich hatte so eine Ahnung, noch bevor Lena mir erzählte, dass sie manchmal ausreißt. Sie hat etwas Rebellisches an sich. Als ich mit ihr sprach, hat sie sich ihrem Onkel widersetzt.»
    «Wie das?»
    «Er ist Anwalt. Er wollte nicht, dass sie Fragen beantwortet. Sie hat es trotzdem getan.» Jeffrey nickte. Ihre Courage hatte ihn beeindruckt. «Ich habe das Gefühl, diese Art von Unabhängigkeit passt nicht in die Familiendynamik, erst recht nicht bei einem Mädchen.»
    «Jüngere Geschwister sind oft durchsetzungsfähiger», gab Sara zu bedenken. «Tessa hatte ständig Ärger. Ich weiß nicht, ob Daddy strenger zu ihr war oder ob sie einfach mehr angestellt hat.»
    Jeffrey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte Tessas Freigeist immer bewundert. Viele Männer bewunderten sie. «Sie ist eben ein bisschen wild.»
    «Und ich nicht?» Sara versuchte, nicht neidisch zu klingen. Tessa war immer die Verwegenere gewesen, während Saras Ungehorsamsich meistens auf die Schule beschränkte: Sie blieb zu lange in der Bibliothek oder hatte eine Taschenlampe unter die Bettdecke geschmuggelt, um nachts lesen zu können.
    Sie fragte: «Glaubst du, bei den Vernehmungen am Mittwochmorgen kommt was heraus?»
    «Unwahrscheinlich. Vielleicht hat Dale Stanley was zu sagen. Ist es erwiesen, dass wir es mit Zyankali zu tun haben?»
    «Ja.»
    «Ich habe mich umgehört. Er ist der einzige Galvaniseur in der Gegend. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle Spuren zur Farm zurückführen. Es muss mehr als ein Zufall sein, dass sie dort einen Haufen Sträflinge beschäftigen, und plötzlich ist ein Mädchen tot. Außerdem», er sah zu ihr auf, «ist es nur ein Steinwurf von Dale Stanley zur Grenze von Catoogah.»
    «Du meinst, Dale Stanley hat sie in die Kiste gesperrt?»
    «Ich habe keine Ahnung», sagte Jeffrey. «Im Moment sind alle verdächtig.»
    «Meinst du, es war ein Ritualmord? Eine Beerdigungszeremonie?»
    «Um sie am Ende zu vergiften?», fragte er. «Darüber stolpere ich jedes Mal. Lena ist davon überzeugt, dass es einen religiösen Kontext gibt. Dass die Familie dahintersteckt.»
    «Man kann ihr nicht übelnehmen, dass sie Vorurteile gegen alles hegt, was auch nur im Entferntesten mit Religion zu tun hat.»
    «Lena ist meine beste Polizistin», gab Jeffrey zurück. «Ich weiß, sie hat ein paar … Probleme …» Er merkte selbst, dass das stark untertrieben war, fuhr aber dennoch fort: «Ich will nicht, dass sie sich in was verrennt, nur weil es zu ihrer Sicht der Dinge passt.»
    «Lena betrachtet die Welt aus einem eingeschränkten Blickwinkel.»
    «Das tut jeder», erwiderte er. Sara gab ihm recht, wohl wissend,dass er sich selbst für die große Ausnahme hielt. «Ich gebe zu, es ist seltsam da draußen auf der Farm. Da war so ein Kerl, den wir nach dem Weg gefragt haben. Er stand hinter einer Scheune, wedelte mit der Bibel durch die Luft und predigte den Zorn Gottes.»
    «Mein Onkel macht genau das Gleiche, auf jedem Familienfest», warf Sara ein. Allerdings lachten ihre Mutter und ihre Tante Hares Vater jedes Mal so sehr aus, dass er mit seinem Sermon nie über den ersten Satz hinauskam.
    «Es ist trotzdem merkwürdig.»
    Sara sagte: «Wir sind hier im Süden, Jeffrey. Hier unten halten die Menschen an ihrer Religion fest.»
    «Du hast einen Jungen aus Alabama vor dir», erinnerte er sie. «Und es liegt nicht nur am Süden. Geh in den Mittleren Westen oder nach Kalifornien oder sogar nach Upstate New York, und du findest fromme Gemeinden auf dem Land. Hier unten kriegen wir nur mehr Presse, weil wir die besseren Prediger haben.»
    Er hatte recht. Je weiter man sich von einer Großstadt entfernte, desto religiöser wurde die Bevölkerung. Ehrlich gesagt war das einer der Gründe, warum Sara kleine Städte mochte. Sie war zwar nicht gläubig, aber sie hielt die Idee der Kirche für eine gute Sache, die Philosophie, den Nächsten zu lieben und ihm die andere Wange hinzuhalten. Leider hatte sie das Gefühl, dass dieser Teil der Lehre in letzter Zeit vernachlässigt wurde.
    Jeffrey sagte: «Angenommen, Lenas Intuition ist richtig, und die ganze Familie ist in den Mord verwickelt. Sie treiben eine Art Teufelskult und begraben Abby aus irgendeinem Grund.»
    «Sie war schwanger.»
    «Na gut, sie begraben sie, weil sie schwanger war. Aber warum wurde sie dann

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