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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Projekt.«
    »Wie viel Leute sind das?«
    »Zehn bis fünfzehn.«
    »Wer hat den Druck der ›Melpomene‹ bezahlt?«
    »Ich habe etwas Geld gegeben, die Studenten ebenfalls. Es war kein großer finanzieller Aufwand. Ich spreche ab und zu Werbespots oder Nachrichten im Lokalradio. Für Aristide war es eine gute Übung. So hat er nicht nur Schreiben gelernt, sondern auch noch die schlechten Erinnerungen an seinen Vater verarbeitet. Zum Schluss hatte das Heft sogar über 1000 Abonnenten. Wo also liegt Ihrer Meinung nach das Vergehen?«
    Da hatte sie recht. Juristisch war alles in Ordnung. Jeder kann eine Zeitschrift herausgeben, wenn er das Geld dafür hat. Pressefreiheit heißt das Zauberwort.
    »Haben die Studenten auch etwas mit Nellos Entführung zu tun? Ebenfalls ein kleiner Studentenulk, oder was?«
    »Natürlich nicht! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass mein Sohn seinen Vater … Nein, das ist absurd.«
    »Das würde aber gut ins Bild passen. Und wäre auch logisch. Dem verhassten bürgerlichen Kritiker mal zeigen, wie schwer es ist, eine Rolle auswendig zu lernen. Ihn seiner Würde zu berauben. Ihm seine bildungsbürgerlichen Wertmaßstäbe auszutreiben! Wo halten die Ihren Mann gefangen? Nun reden Sie schon!«
    Ich hatte sie am Arm genommen und geschüttelt. Sie schlug meine Hand weg und schrie ärgerlich: »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Frau Grappa! Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß. Und ich habe stundenlang bei der Polizei gesessen und konnte dort auch nichts sagen. Weil ich nichts weiß. Damit basta!«
    Ich hatte sie nicht für einen Moment wirklich aus der Ruhe gebracht. Immerhin war sie ja Schauspielerin.
    »Wann kommt Ihr Sohn nach Hause?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist erwachsen, auf seine Mutter nicht angewiesen und auch keine Rechenschaft schuldig. Er kann Ihnen auch nichts sagen. Gehen Sie jetzt bitte, Frau Grappa!«
    »Sie wissen, dass ich Gallo Pinto in der Morgenausgabe entlarven werde?«
    Sie zuckte die Schultern. »Na und? Tun Sie nur, was Sie nicht lassen können! Ich habe keinerlei Probleme damit. Ganz Bierstadt wird sich darüber kaputtlachen, dass ein paar kleine Studenten seit Jahren die Kultur dieser Stadt lächerlich gemacht haben!«
    Damit könnte sie recht haben. Es wurde Zeit, dass Nello wieder auftauchte. Damit der Spuk ein Ende hätte. Doch mein Gefühl sagte mir, dass Nello seine Abschiedsvorstellung für dieses Leben in einem dunklen Raum gegeben hatte, eingesperrt wie ein Tier.

Kein Ort zum Sterben
    Der Polizeifunk meldete den Fund einer männlichen Leiche auf der Bierstädter Müllhalde. Der »erste Augenschein« – so der Beamte über Funk – spreche dafür, dass es sich um den verschwundenen Bierstädter Bürger Nello von Prätorius handeln könnte. Ich schaltete das Radio aus und startete mein Auto.
    »Hallo, Jungs!«, sagte ich zu den Polizeibeamten, die den Fundort absicherten. Ich zeigte ihnen flüchtig meinen Presseausweis und die Durchfahrtsgenehmigung des Polizeipräsidenten.
    »Wo liegt der Tote?«
    Meine Stimme sollte cool und geschäftsmäßig klingen, doch mein Herz klopfte bis zum Hals. Die beiden Grünröcke zeigten sich weder von den Papieren, noch von meiner kumpelhaften Anrede beeindruckt.
    »Sie können hier nicht durch!«, sagte einer und stellte sich vor mich.
    »Ich bin von der Zeitung!«, meinte ich entrüstet. »Ich will nur einen Blick auf die Leiche werfen, das ist alles! Also stellen Sie sich nicht so an!«
    »Rein dürfen Sie nicht. Sie müssen hinter dem Zaun bleiben«, lenkte der zweite ein, »gehen Sie dort entlang! Nach etwa 200 Metern können Sie ihn sehen.«
    Ich schlenderte am Maschendrahtzaun entlang. Der Gestank der Abfälle nahm mir fast den Atem. Hinter der Absperrung türmte sich der Müll haushoch. Er war bereits durchwühlt von Ratten oder anderem Getier.
    Die Sonne knallte auf den Abfall, und Dämpfe stiegen empor. War das der Ort, an dem Nello von Prätorius seine letzten Atemzüge getan hatte?
    Hoffentlich ist er es nicht, sondern ein anderer, der dort liegt, wünschte ich mir. Ich versuchte innerlich locker zu bleiben, doch ich merkte, wie mir das Grauen langsam die Wirbelsäule hinaufkroch, mein Herz einschloss und meine Kehle zudrückte.
    Zögernd ging ich weiter. Noch immer konnte ich in dem bunten und stinkenden Gewühl keinen Toten erkennen. Ich stolperte automatisch weiter, die Fotokamera schussbereit. Es war so schrecklich, ich kam mir vor wie ein ferngesteuerter Zombie.
    Dann sah ich ihn. Der

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