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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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verblüfft. »Da hab ich doch nur unterschrieben, weil die noch eine Unterschrift brauchten. Ich hatte mit dem Klub nie etwas zu tun!«
    »Wir reden morgen früh darüber, Frau Elsermann!«, sagte ich, »ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
    »Dafür wird Boris schon sorgen!« Sie kicherte und legte auf.

Männer, Moneten und Mandelhörnchen
    Beate Elsermann hatte kürzlich die Wohnung gewechselt. Sie lebte nun in einer Penthouse-Etage mitten in der Bierstädter City. Über den Dächern der Stadt, modern, hell und teuer.
    Ich drückte im Lift den Knopf für die achte Etage. Leise öffnete sich die Tür. Ich stand in einem Flur mit Glaswänden, die zum Blick auf die Umgebung einluden. Unten auf der Fußgängerzone herrschte emsiges Treiben, der Sommerschlussverkauf hatte begonnen, und die Einzelhändler wollten mit ihren Schnäppchen landen.
    Ich drückte den Klingelknopf. Ein vornehmes Summen ließ sich hören. Nach einer Weile öffnete sich die Tür, die Dame des Hauses erschien, nur bekleidet mit einem seidenen Negligé, das bis zum Bauchnabel geöffnet war.
    »Ich bin nicht der Milchmann«, entfuhr es mir, »Sie können Ihren Mantel wieder zubinden!«
    Ich trat ein und ging gleich durch in die »gute Stube«. Die Wohnung hatte einen tollen Zuschnitt, war hell und großzügig. Die Möbel sahen dagegen aus wie vom Sperrmüll. Alte Stühle, ein wackeliger Tisch und ein zerschlissenes Blümchensofa. Biedere schäbige Gemütlichkeit. Sie wird sich noch einige Male hinlegen müssen, damit es für die passenden Möbel reicht, dachte ich grimmig.
    »Wollen Sie ein Bier?«, fragte sie.
    Mich schauderte. Kein Bier in Bierstadt, bevor es dunkel wird. Und es war gerade mal elf Uhr.
    »Lieber einen Kaffee, wenn Sie einen im Haus haben!«
    »Natürlich!«
    Sie lief in die Küche. Ich schaute ihr nach. Sie war größer, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr Gang war geschmeidig und kraftvoll.
    »Sie haben mich damals ganz schön reingelegt«, fing sie an und stellte die Tassen auf den Tisch. »Von wegen Fotos für die Mutter!«
    »Das Foto im ›Tageblatt‹ hat Ihnen doch nicht geschadet, oder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Na also. Was macht denn Ihre Karriere?«
    »Alles bestens«, prahlte sie, »ich spiele weiterhin fast jeden Abend die Eve im ›Krug‹, ich hatte eine Fotoserie im letzten Herrenmagazin. Hier, schauen Sie mal!«
    Sie reichte mir das Blatt. Auf sechs Hochglanzseiten prangte Beate Elsermann und hielt ihre sekundären Geschlechtsmerkmale ins Licht der Fotokamera. Die Beleuchtung war raffiniert, die Körperschminke edel und die Farben gefiltert.
    Ich hatte in meinen Frauengruppen gelernt, dass solche Fotos die Würde der Frau verletzten. Erst jetzt begriff ich, dass damit nicht die Würde des Fotomodells gemeint war, sondern die Würde der Frauen, die auf die vierzig zugehen, ein paar Pfunde zu viel haben und ohne Vorwarnung mit solchen Bildern konfrontiert werden.
    Dafür bin ich intelligent und tierlieb, tröstete ich mich und nahm mir vor, eine strenge Apfel-Ei-Diät einzulegen, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte. Ich legte das Heft beiseite und zog den Bauch ein.
    »Sehr ansehnlich«, lobte ich, »da war doch noch von einer Traumschiff-Serie im Zweiten Deutschen Fernsehen die Rede. Was ist denn daraus geworden?«
    »Die wurde auf nächstes Frühjahr verschoben«, plapperte sie, »wegen Sascha Hehn. Er ist ja der Hauptdarsteller und hat zurzeit Dreharbeiten auf Jamaika!«
    Das Vorspiel reichte.
    »Frau Elsermann«, begann ich, »ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Warum sollte ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Ihre schräg gestellten Augen sahen mich lauernd an, und ihre Oberlippe gab die kleinen Raubtierzähne frei.
    Ich überlegte, wie ich sie kriegen konnte. Sülzen und Säuseln hatte bei ihr wenig Zweck. Das hatte ich zwar in der Klinik erfolgreich ausprobiert, doch sie fiel bestimmt nicht zweimal auf dieselbe Nummer rein.
    Ihr die Wahrheit zu sagen, widerstrebte mir, denn sie war in dieser Story der Prototyp eines Sicherheitsrisikos.
    Das war's! Geld! Blitzschnell überlegte ich mir eine Strategie, während sie in ihrer Küche die Kaffeemaschine abstellte.
    »Sie werden in den nächsten Wochen Besuch von einem Anwalt erhalten«, kündigte ich an, »nicht von der Sorte Anwalt, in deren Bett Sie gestern gelegen haben, sondern von einem richtigen Advokaten!«
    »Tatsächlich?«, meinte sie spitz. »Und was könnte der von mir wollen?«
    »Sie haben Glück gehabt. Sie haben geerbt! Nello von

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