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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Prätorius hat Ihnen etwas vermacht.«
    »Der?«, fragte sie und in ihren Augen glomm Interesse. Die Ader an ihrer Schläfe pochte und die Wangen färbten sich rosa. »Was sollte mir der schon vermachen?«
    Sie bemühte sich, cool zu bleiben, aber ich hatte sie.
    »Sie können das Erbe auch ablehnen«, entgegnete ich und ließ sie nicht aus den Augen, »seine Frau und sein Sohn werden sich freuen. Dann können die beiden endlich ohne Geldsorgen leben!«
    Sie wurde nervös und fuhr sich mit den Fingern durch die schwarzen Haare, die in kleinen Locken eng ihren Schädel umklammerten. Die hat ja Spinnenfinger, dachte ich und fühlte mich besser. Und krumm gewachsene kleine Zehen! Ich merkte, dass ich die Sache im Griff hatte.
    »Was hat er mir denn vermacht?« Die Gier machte ihre Stimme heiser.
    »Er hat ein Buch geschrieben, das ganz groß herauskommen soll. Die Einnahmen aus dem Buch sollen Ihnen zugutekommen. Der Verleger rechnet mit einigen hunderttausend Mark. Wissen Sie etwas von diesem Buch?«
    »Ich weiß nicht, ob ich …« Sie brach ab.
    »Wenn Sie das Buch nicht kennen, dann wird seine Frau bestimmt das Testament anfechten.«
    »Moment mal!«, schrie sie. »Wenn das so ist! Ich war seine Geliebte, und das Buch hat er für mich geschrieben. Eine Geschichte von Adam und Eve. Ich war die Eve, und er war Adam. Ich habe einige Stellen aus dem Buch gelesen! Er hat sie mir gezeigt.«
    Na also. Die Sache lief gut.
    »Dann sollten Sie das aber ganz schnell zu Protokoll geben, damit man Ihnen das Geld nicht vorenthält«, riet ich ihr, »denn es ist etwas Schlimmes passiert! Um das Manuskript des Buches gibt es Streit.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Ich ließ sie ein Weilchen schmoren und rührte in meinem Kaffee. Dann hob ich die Tasse und trank langsam. Ihre Nerven lagen bloß, sie konnte kaum noch auf dem Blümchensofa sitzen. Sie ist entschieden zu dünn, dachte ich, nichts dran, aber auf Fotos macht sich so was gut. Ich verschob den Gedanken an die Diätkur wieder.
    »Nun sagen Sie schon!« Sie schrie fast.
    »Nello von Prätorius hatte einen Freund. Eben jenen Lazarus Beutelmoser. Der hat das Manuskript geklaut und will es als sein eigenes herausbringen. Sie wären die Einzige, die bezeugen kann, dass Nello das Buch geschrieben hat.«
    »Das will ich gerne tun!« Jetzt schrie sie wirklich.
    »Dieser Beutelmoser behauptet aber, er habe ebenfalls ein Verhältnis mit Ihnen gehabt. Er und Nello hätten am selben Thema gearbeitet!«
    »Der lügt! Ich kenne den Kerl nicht. Glauben Sie etwa, ich mache für jeden alten Knacker die Beine breit?«
    Ich ersparte ihr und mir die Antwort und fragte stattdessen: »Warum haben Sie's denn bei Nello getan?«
    »Er wollte mich fördern, etwas für meine Karriere tun!«
    »Und warum hat er Sie dann nach der Premiere des Kleist-Stücks in seiner Kritik exekutiert?«
    »Weil er mich mit Boris Austerlitz im Bett erwischt hat! Deshalb!«
    Das klang einleuchtend. Armer Nello, dachte ich, kurz vor dem Altenheim noch mal eine heiße Affäre. Es sei dir gegönnt, du armer, lahmer, toter Zausel!
    »Frau Elsermann«, meine Stimme klang hilfsbereit und hatte jetzt den Von-Frau-zu-Frau-Ton, »ich werde Ihnen helfen, Ihre Ansprüche durchzusetzen. Morgen gehen wir zu einem Anwalt, und Sie geben eine eidesstattliche Versicherung ab, dass Nello an einem Buch gearbeitet hat. Den Rest regele ich dann schon.«
    »Wenn ich diesen Eid wirklich ablege«, fragte sie und hatte den Von-Frau-zu-Frau-Blick, »bekomme ich dann mein Geld?«
    »Aber ja doch«, säuselte ich, »wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle. Wir müssen nur morgen zum Anwalt gehen.«
    Ich stand auf. »Vielen Dank für den Kaffee!«, sagte ich. »Dann bis morgen. Ich hole Sie gegen elf Uhr morgens hier ab, okay?«
    Sie lächelte. »Ich habe mich in Ihnen getäuscht, Frau Grappa!«, gestand sie mir und blickte mir freundlich ins Gesicht.
    Darauf kannst du wetten, dachte ich, besonders, wenn du rauskriegst, dass ich das Testament von Nello überhaupt nicht kenne und dass alles gelogen war.
    »Ich habe mich auch in Ihnen getäuscht, Frau Elsermann!«, sagte ich und zwang mich zu einer heiteren Miene. »Ich hielt Sie tatsächlich für ein geldgieriges Biest! Und dabei wollen Sie doch nur genau dasselbe wie ich, nämlich der Wahrheit zu ihrem Recht verschaffen!«
    Sie nickte und begleitete mich zur Wohnungstür. Mein Besuch hatte ihr einige Schweißperlen ins Gesicht getrieben, das Rouge auf ihren Wangen war fleckig geworden, und

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