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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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die Wimperntusche war verrutscht. Doch sie sah leider noch immer verteufelt gut aus.
    In zehn Jahren ist dein Zauber auch perdu, frohlockte ich innerlich, dann spielst du die Hexe in ›Hänsel und Gretel‹ auf der Bierstädter Naturbühne oder sitzt als Klofrau im Opernhaus, kassierst ein paar Groschen und musst noch »Danke« sagen.
    Die frommen Wünsche hoben meine Laune. Ich hielt an einer Bäckerei, kaufte mir ein Mandelhörnchen und vertilgte es lustvoll.
    Bei der Fahrt in die Redaktion fiel mir ein netter Spruch aus dem »Zerbrochnen Krug« ein:
    So nimm, Gerechtigkeit, denn deinen Lauf!
    Irgendwo hatten die alten Klassiker doch eine Menge auf dem Kasten!

Ohne Tricks und Gott befohlen
    »Es geht um einen Diebstahl«, erzählte ich Peter Jansen, »ein Mann wird um sein Werk betrogen und umgebracht, damit er nichts dagegen unternehmen kann!«
    »Ach nee?« Jansen war von meiner Idee nicht gerade angetan. Er konnte Morde nur gutheißen, wenn sie aus niederen Beweggründen geschahen, also aus Geldgier, Hass und verkorkster Sexualität. Hehre Motive wie Selbstverwirklichung, Befreiung von Unterdrückung und Ausbeutung waren ihm leider fremd.
    »Es gibt Dinge in diesem Leben, mein Lieber«, dozierte ich, »von denen hast du keine Ahnung! Weil sie mit Psychologie und Sensibilität zu tun haben, die nur begriffen werden können, wenn man tief in die Seele eines Menschen eindringt und sich ganz auf ihn einlässt.«
    »Und ausgerechnet du bist so eine sensible Meisterpsychologin?« Er wollte sich schier ausschütten vor Lachen. »Unser Grappa-Mäuschen als Seelenklempnerin! Warst du es nicht, die damals einen Ehemann als ›Witwer‹ angeredet hat, bevor er wusste, dass seine Frau überhaupt tot war?«
    »Nichts als heimtückische Unterstellungen!«, maulte ich. »Aber hör dir die Story an, die hat es in sich. Beutelmoser hat Prätorius wegen eines Romans umgebracht, den er in etwa vier Wochen auf den Markt bringt. Was sagst du nun?«
    »Kannst du es beweisen?«
    »Ja. Die Schauspielerin Beate Elsermann ist meine Kronzeugin. Sie wird morgen eine Eidesstattliche Versicherung abgeben, dass sie Nellos Manuskript gesehen hat. Dann kommt Beutelmoser ins Schleudern.«
    Er war nicht begeistert. »Das reicht doch nie! Beutelmoser wird trotzdem behaupten, dass er den Schmöker verfasst hat. Oder hast du das Originalmanuskript, damit wir vergleichen können?«
    »Nein, nicht das ganze Manuskript«, gestand ich, »nur eine Seite davon. Seite 113. Und die auch nur als Kopie.«
    »Das ist alles? Vergiss die Sache!«
    »Aber die Seite ist auf Nellos Schreibmaschine getippt worden! Genau wie der Rest des Manuskriptes. Beutelmoser muss uns das Original zeigen, und wir vergleichen die Schrifttypen. So könnten wir ihn kriegen!«
    Jansen war noch immer nicht überzeugt. »Ob er gerade uns sein Manuskript vorlegt, wage ich zu bezweifeln. Und selbst wenn, was ist, wenn er den ganzen Text noch mal abgeschrieben hat?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.« Er hatte recht, die Sache hatte viele Unsicherheiten. Aber so schnell wollte ich meinen Traum nicht aufgeben.
    »Na gut, ganz ausgereift ist die Story noch nicht, aber mit ein bisschen Bluff und viel Glück könnte was draus werden. Wenn die Elsermann behauptet, dass …«
    »Warum sollte die uns helfen?«, unterbrach er mich. »Wir haben sie mit deiner Klinik-Nummer ganz schön reingelegt. Und deine Bildunterzeile war ja nicht gerade zimperlich. ›Auf dem Weg zur Weltkarriere: Schauspielerin Beate Elsermann feierte ihren misslungenen Selbstmordversuch mit Sekt und Zigaretten und träumt von ZDF-Star Sascha Hehn‹. Mich wundert heute noch, dass sie uns keinen Anwalt auf den Hals geschickt hat.«
    »Die hat mir längst vergeben! Ehrlich! Die guckt doch nur darauf, ob ihr Name richtig geschrieben und das Foto auch vorteilhaft ist. Die unterschreibt, darauf kannst du wetten. Und dann schüttel ich den Beutelmoser durch!«
    »Diesmal ohne Tricks?« Er traute dem Braten nicht.
    »Fast keine. Ich helfe nur ein ganz kleines bisschen nach.«
    »Ich weiß von nichts!«
    »Klar. Wie immer.«
    »Und wenn's schief geht?«
    »Bin ich's gewesen. Auch wie immer.«
    »Dann Gott befohlen!«
    Der klerikale Ausspruch haute mich fast um. Er kniff mir ein Auge zu. Ich hatte sein Okay.

Spurensucher, Traumschiffer und Romantiker
    Das Leben hält doch immer eine Fülle von kleinen und großen Überraschungen bereit. Es war schon eine große Überraschung, als ich am anderen Morgen gegen elf Uhr vor Beate

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