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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kondis seine Erklärungen abgab. Traunichs Tod hatte ihn wohl daran erinnert, dass wir alle nur Gast auf Gottes Erden sind und dass dieses Gastspiel urplötzlich beendet werden kann.
    Also verließen wir die Berge in schönster Harmonie in Richtung Meer. Sogar Daphne schien etwas heiterer zu sein. Sie scherzte mit der hübschen Apollon-Kopie namens Costas, der extra für sie seinen Walkman stillgelegt hatte.
    Martha Maus hatte sich neben Almuth Traunich gesetzt, Pater Benedikt las in einem christlichen Buch, und Ajax Unbill starrte Daphne an wie ein liebeskranker Dackel.
    Ich saß auf meinem Stammplatz, ganz hinten im Bus. So hatte ich alle im Auge und niemanden im Nacken.
    Unterwegs machten wir Rast an dem üblichen Straßenrestaurant und aßen die üblichen Speisen. Der griechische Salat war überall von gleichbleibender Qualität, die Tomaten schmeckten genauso fad wie zu Hause. Wenigstens Schafskäse, Oliven und die lila Zwiebeln waren unverkennbar griechisch.
    Der Fernseher in der Kneipe machte das Essen zur Hölle. Ein Autorennen unterbrochen von Werbung. Die Familie des Wirtes, inklusive Kleinkinder und Opa, saß an einem langen Tisch und glotzte unverwandt auf das bewegte Bild, aus dem Autolärm und Waschpulverwerbung grölten. Kopfschmerzen begannen mich zu peinigen. Zum Glück blieben wir nicht lange, Busfahrer Aris drängelte.
    Kurz vor Ammoudia verlor ein Transporter seine Ladung. Etwa 50 Plastikstühle lagen plötzlich auf der Straße. Busfahrer Aris verhinderte einen schweren Unfall, in dem er nach rechts in ein Feld steuerte. Schreie im Bus, doch niemand war verletzt. Lediglich die deponierten Gepäckstücke flogen durch die Gegend.
    Während der Mann draußen seine Stühle stapelte, half ich beim Aufräumen im Bus. Kleidungsstücke, Hüte, Sonnenbrillen und Plastiktüten waren durcheinandergewirbelt. Schon war ich mit meiner Hand an einer Tüte, in der sich etwas gut Verpacktes zu befinden schien.
    »Das gehört mir!« Waldemar Agamemnon Unbill schnappte mir das Teil vor der Nase weg.
    »Ich wollte es doch nur aufheben!«, reagierte ich erstaunt. Er drückte seinen Besitz an den Bauch.
    »Da ist bestimmt die Apollon-Schale aus Delphi drin, oder?«, witzelte ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Wenn hier die Apollon-Schale drin wäre«, sagte er laut und schneidend, »dann würde der Plastikbeutel ja Herrn Dr. Kondis gehören. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb!«
    »Wenn Sie nicht umgehend aufhören, mich als Dieb zu diffamieren, werfe ich Sie auf der Stelle aus dem Bus!« Kondis hatte die platte Provokation aufgegriffen. Fassungslos vor Wut baute er sich vor Unbill auf, seine Augen spien Funken, und er war kurz davor, dem Oberstudiendirektor eins auf die Nase zu hauen.
    »Vater!« Das war Battos. »Hör end … endlich auf!«
    »Sie sind ein intrigantes Ekel!«, mischte ich mich ein. »Setzen Sie sich hin, und nerven Sie uns nicht weiter.«
    »Komm, Vater!« Ajax schubste ihn zu seinem Sitz. Unbill gehorchte. Kondis atmete tief durch.
    Ich strich über seinen Arm. »Komm mit nach hinten«, schlug ich vor. »Dann hörst du nicht, was er sagt.«
    »Ich bringe ihn um«, flüsterte Kondis noch immer außer sich vor Wut und tief verletzt, »wenn er mich noch mal diffamiert, bringe ich ihn um!«
    »Sag so etwas nicht. Wenn ihm wirklich was passiert, dann bist du der Hauptverdächtige. Und nun sei ein braver Junge und erzähle Tante Grappa noch eine schöne Geschichte von Helden und Göttern. Willst du?«
    Er schüttelte den Kopf und ging zu seinem Platz. Ich verzog mich nach hinten. Wenn er seine Depression genießen will, dachte ich, bitte schön!
    Die Plastikstühle waren wieder aufgeladen und verschnürt. Aris fuhr rückwärts auf den Asphalt, schaltete und ließ den Transporter hinter sich.
    Ich würde trotzdem gern wissen, was sich in dem Beutel befindet, den Unbill so ängstlich an sich gedrückt hat, sinnierte ich. Vielleicht hatte ich mit meiner spontanen Bemerkung gar nicht so falsch gelegen!

Ein Telefonat und ein kleiner Einbruch
    Als wir den Bus endlich verlassen konnten, hatte sich das Klima völlig geändert. Die frische Kühle der Berge war schwüler, feuchter Luft gewichen. Es war stickig, und ich bekam einen Eindruck von den unerträglich heißen Sommern, die in Griechenland das Leben zum Erliegen bringen konnten. Das Meer war nah, ich schmeckte Salz auf meinen Lippen.
    Das Hotel war nur durch eine schmale Straße vom Fluss Acheron getrennt. Der Totenfluss der Griechen, der geradewegs in

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