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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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schon bekannt gemacht? Liebe Luise, das ist meine Kollegin Maria Grappa. Sie hat den Anruf des Mörders deines Mannes bekommen und so seine Leiche im Wald gefunden.«
    Luise Lasottas Miene gefror. »Ich möchte heute Abend nicht an diese Sache erinnert werden. Und auch nicht darüber sprechen.«
    Ich warf Amadeus Viep einen wütenden Blick zu. Wenn er sich nur nicht eingemischt hätte!
    Die Witwe wandte sich ab.
    »Herzlichen Dank!«, zischte ich Viep zu. »Ich liebe Kollegen, die meine Recherchen killen.«
    »Tut mir leid«, kam es zerknirscht. »Ich hatte gedacht, ich könnte dir helfen.«
    »Woher kennst du die Frau überhaupt?«
    »Sie ist meine Schwägerin. Die Schwester meiner Frau.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, rief ich aus. »Dann ist der Tote ja dein Schwager. Warum hast du das nie erwähnt?«
    »Es hat mich niemand danach gefragt«, antwortete er reserviert.
    »Ach, nee! Ich telefoniere mir die Finger wund, um Kontakt zu der Lasotta zu kriegen, und du bist mit ihr verwandt. Ich kann es immer noch nicht fassen.«
    »Glaubst du, es ist schön zu erfahren, dass Hermann nicht nur tot ist, sondern auch noch in dunkle Geschäfte verwickelt war? Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.«
    »Dein verdammtes Rückgrat ist ein ausgeleiertes Gummiband«, schnaufte ich. »Was hat sie dir erzählt über seine Geschäfte?«
    »Nichts.« Die Worte bröckelten aus ihm heraus.
    »Wahrscheinlich, weil du sie nicht gefragt hast!« Ich war wütend und ließ ihn stehen.
    Zwecks Abkühlung platzierte ich mich neben einer unförmigen Plastik, die neben dem Ausgang auf einen Sockel montiert worden war, und griff nach einem Glas Sekt.
    Ob El Lobo heute Abend auch hier war? Ich ließ meinen Blick über die anwesenden Männer schweifen. Jeder von ihnen könnte es sein, dachte ich. El Lobo war ein Verwandlungskünstler, weder alt noch jung, blond oder dunkelhaarig.
    Ich bemerkte plötzlich, dass mich ein Mann fixierte. Er stand vor der Sektbar, war groß, ziemlich schwer und wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Zuerst strich er sich das Hemd glatt, dann holte er ein Taschentuch aus der Hosentasche und knüllte es in der Hand zusammen. Er schien allein gekommen zu sein, genau wie ich. Mein eindringliches Anstarren hatte ihn wohl ermutigt.
    »Guten Abend«, sagte er, als er vor mir stand, »Sie scheinen sich genauso zu langweilen wie ich. Darf ich Ihnen Gesellschaft bei dieser Langeweile leisten?«
    Seine Stimme war eher heiser. Keine Spur von kühler Sanftheit. Nein, dachte ich, das wäre auch zu einfach gewesen. Wölfe, die gejagt werden, lustwandeln nicht auf Kunstausstellungen. Oder doch? Ich sah meinem Gegenüber in die Augen. Er blickte weg. Endgültig nein.
    Zum Glück entdeckte ich einen Bekannten. Ich stürzte auf ihn zu. »Hallo, Reinhard«, flötete ich, »rauchst du immer noch diesen billigen Tabak?«
    Reinhard war ein Krimischriftsteller aus Bierstadts Nachbargemeinde, der hauptberuflich als Lehrer arbeitete.
    »Hallo, Grappa«, rief er und blies mir die Emissionen seines selbstgedrehten Brennstabes ins Gesicht. »Lange nicht gesehen. Hast du mein neuestes Buch gelesen?«
    »Klar. Wirklich gut. Irgendwann fange ich auch noch mal mit dem Schreiben von Krimis an.«
    »Stell dir das nicht so einfach vor«, ermutigte er mich. »Das ist harte Arbeit.«
    »Ich weiß, dass Lehrer mit ihren freien Nachmittagen und fünfmal Ferien im Jahr völlig überlastet sind. Die viele Arbeit scheint dir aber gut zu bekommen. Du siehst frisch aus!«
    Hinter dem Autor tauchte ein junges Mädchen auf, das sich an ihn kuschelte. Die Maus war höchstens achtzehn.
    »Hallo, Kleine«, sagte ich, »ich bin die liebe Tante Grappa. Und wie heißt du?«
    Reinhard grinste. »Das ist Mara-Vanessa. Sie schreibt Gedichte, und zwar sehr schöne. Ich betreue sie. Nicht wahr, Liebes?«
    Mara-Vanessa deutete ein Nicken an, wurde ein bisschen rot und griff scheu nach seiner Hand. Seit Reinhard die Mitte Fünfzig ansteuerte, wurden seine Freundinnen immer jünger und sein Outfit immer schriller. Heute hatte der Oldie seinen Körper in schwarzes Leder gezwängt.
    »Komm, Hardy«, quengelte Mara-Vanessa plötzlich, »wir müssen los! Auf Eins-Live fängt gleich ›Domian‹ an.«
    »Dann viel Spaß, ihr beiden Turteltäubchen«, wünschte ich gönnerhaft, »überanstrenge dich nicht … Handy!« Reinhards Rache war eine Qualmwolke in meine Richtung. Ich stellte das leere Sektglas auf die Skulptur 0992 TRX des Künstlers und machte mich davon. Die

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