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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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kontrollieren.
    »Meine Damen und Herren!«, tönte die Stimme des Kapitäns plötzlich aus dem Bordlautsprecher. »Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir eine kleine Verzögerung in Kauf nehmen müssen. Wir haben aufgrund einer Überprüfung der Flughafenpolizei noch keine Starterlaubnis.«
    Einige Passagiere begannen zu murren. Ein paar Augenblicke später hatte sich die Bordtür geöffnet. Zwei Männer stürzten herein, hinter ihnen Liliencron mit aufgelöstem Haar und feuchtem Trenchcoat. Ich drehte mich zu Rocky Jedwabski um und legte den Zeigefinger senkrecht auf die Lippen. Er schien zu kapieren und verkroch sich tief in den Sitz.
    Der BKA-Bulle ließ die kalten Augen über die Passagierreihen gleiten und hatte mich schnell erwischt. Er wechselte ein paar knappe Worte mit den anderen beiden Männern und kam mit wichtigen Schritten auf mich zu. Ich blätterte im Duty-Free-Magazin der Fluglinie.
    »Wo wollen Sie hin, Frau Grappa?«, fuhr er mich herrisch an.
    »Ist dies nicht der Flieger nach Madrid?«, fragte ich arglos.
    »Was wollen Sie in Spanien?«
    »Sonne und Erholung«, lächelte ich.
    »Wer ist der Herr neben Ihnen?«
    Ich hatte meinen Nachbarn noch nicht bewusst zur Kenntnis genommen, saß er doch rein zufällig neben mir, ausgewählt durch den Computer und die Eigenschaft, Nichtraucher zu sein.
    Der Mann neben mir hob den Kopf, klappte sein Buch zusammen und schaute Liliencron an. »Kann ich etwas für Sie tun?« Er war ruhig geblieben.
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Natürlich. Können Sie das auch?«
    Der Mann war mittleren Alters, hatte graumeliertes Haar, war konservativ und teuer gekleidet. Er hatte das Auftreten eines Menschen, der Konflikte zu lösen wusste. Da bist du an den Richtigen geraten, du Bulle, dachte ich und begann zu grinsen.
    Zähneknirschend zückte Liliencron seinen Ausweis. Der graumelierte Mann prüfte Liliencrons Papiere mit Gelassenheit. Ich beobachtete ihn. Ein freundliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Nach einer Weile reichte er dem BKA-Mann das Ausweispapier zurück.
    »Sie sollten das Foto erneuern lassen«, riet er ihm.
    »Jetzt sind Sie dran«, raunzte Liliencron. »Ihre Papiere!«
    Der Mann griff in die Innentasche seiner Jacke, zog eine Brieftasche aus feinem Leder heraus und reichte Liliencron einen Reisepass.
    »Max Lidor«, las der BKA-Mann laut vor sich hin, »deutscher Staatsbürger, geboren in Beirut vor … 45 Jahren. Was ist Ihr Beruf?«
    »Literaturprofessor.«
    »Und warum sind Ihre akademischen Titel nicht im Pass vermerkt?«, schnarrte Liliencron.
    »Ich lege keinen Wert auf Äußerlichkeiten.« Der Mann hatte eine aufreizend ruhige Stimme, der eine Spur Heiterkeit beigemischt war. Ich ahnte, dass Liliencron kochte.
    »Wie lange kennen Sie sich beide schon?«
    Ich lachte auf.
    »Das Lachen wird Ihnen schon noch vergehen!« Der Adamsapfel des BKA-Mannes hüpfte wie ein Käfer, der unter einer Folie gefangen war.
    »Jetzt reicht es aber«, sagte ich unfreundlich, »ich kenne Herrn Lidor nicht, wir sitzen rein zufällig nebeneinander. Geht das nicht in Ihren Kopf?«
    »Ich werde Sie beobachten lassen«, kündigte Liliencron an.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können!« Der Typ war eine Landplage. »Wenn Sie den Wolf fangen wollen, dann müssen Sie früher aufstehen, Sie Dilettant!«
    Eine Frau in der Sitzreihe neben mir begann zu kichern. Liliencron merkte, dass er verloren hatte.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er an meinen Nachbarn gewandt, »wir hatten einen Hinweis, dass sich ein international gesuchter Terrorist in diesem Flugzeug befindet.«
    Als die drei Männer die Maschine verlassen hatten, wagte ich es, einen Blick auf Rocky Jedwabski zu werfen. Er kniff mir ein Auge zu. Zehn Minuten später startete die Maschine.
    »Das wäre geschafft«, seufzte ich. »Es tut mir wirklich leid, dass Sie wegen mir Unannehmlichkeiten hatten.«
    Ein spöttisches Lachen war die Antwort. »Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen«, sagte der Mann. »Ich bin nur ein harmloser Familienvater, der nichts zu verheimlichen hat. Wie aber ist es mit Ihnen? Haben Sie etwas zu verbergen? Haben Sie Kontakt zum internationalen Terrorismus?«
    »Eigentlich nicht«, gab ich zurück, »ich bin da zufällig in eine dumme Sache hineingeraten. Ich bin Journalistin und recherchiere eine ziemlich spannende Story. Der BKA-Typ kommt mir dabei manchmal in die Quere. Er glaubt, ich hätte Geheimnisse vor ihm.«
    Die Stewardess schlenderte durch den Gang. »Gibt's bei

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