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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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waffenfähigen Materials heranzukommen. Sie hat sich als Interessentin ausgegeben. Sie war unterwegs zu einem Treffpunkt, an dem die Übergabe stattfinden sollte. Seitdem haben wir jeden Kontakt zu der Frau verloren.«
    »Die Agentin hieß Carmen Roja?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von Brinkhoff.« Ich erzählte ihm, wie ich Carmen Roja auf dem Pflaster hatte liegen sehen – tot –, aus dem Fenster eines grauen Hauses in Toledo geworfen.
    »Ich hab noch versucht, den Mörder zu erwischen, doch er war schon weg. Und als ich unten ankam, hatte sich die Leiche in Luft aufgelöst. In einer Puderdose, die auf dem Pflaster lag, fand ich eine Bierstädter Telefonnummer. Es war die Durchwahl ihrer Tante Carlotta bei der HoG .«
    Liliencron pfiff durch die Zähne. »Also deshalb tauchten Sie plötzlich in der Sache auf. Eine Weile dachte ich wirklich, dass Sie mit El Lobo zusammenarbeiten würden.«
    »Der hat sich erst später gemeldet. Aber – was ist eigentlich mit Carmens Tante Carlotta passiert? Ist sie wieder aufgetaucht?«
    »Nein«, antwortete der BKA-Mann. »Wir behandeln den Fall als normale Vermisstensache. Kann aber sein, dass sie durch das Kartell aus dem Verkehr gezogen wurde.«
    »Das Kartell?«
    »Ein Arbeitstitel für die andere Seite. Mehr nicht. El Lobo steht in ihren Diensten.«
    »Kennen Sie diesen Mann?« Ich hatte das Foto von Urs Stäubli aus der Tasche geholt, das ich in Toledo geschossen hatte. Es war noch nicht einmal so schlecht geworden, obwohl meine Hand damals vor Aufregung gezittert hatte. Stäubli war gut zu erkennen.
    »Nein, nie gesehen!« Der Ermittler hatte nur einen kurzen Blick auf das Foto geworfen. »Wer soll das sein?«
    »Der Typ heißt Urs Stäubli, und er arbeitet für die Firma Puerta del Sol .«
    »Woher kennen Sie seinen Namen?«, lauerte Liliencron. Er hatte seinen milden Blick verloren.
    »Betriebsgeheimnis«, entgegnete ich lapidar.
    »Haben Sie das Foto noch jemandem gezeigt?«
    »Bisher nicht.«
    »Können Sie es mir überlassen? Ich werde versuchen, etwas über diesen Stäubli herauszubekommen.«
    »Aber gern.« Ich reichte ihm den Abzug. »Ich habe ja noch das Negativ.«
    »Sie wissen jetzt eine Menge«, sagte Liliencron, nachdem er das Foto in seiner Brieftasche verstaut hatte. »Werden Sie die Informationen journalistisch verwerten?«
    »Im Moment nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß, »jetzt sind Sie am Ball. Wenn der Deal mit dem Plutonium zustande kommt, gehen Hunderttausende von Menschen hops. Zeigen Sie, dass Sie nicht nur mit japanischen Häppchen klarkommen. Was nützt Ihnen der schönste Fisch, wenn er nuklear verseucht ist? Hier geht's um mehr.«
    »Und was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?« Eine merkwürdige Frage, die mir der BKA-Mann da stellte. Schließlich war er der Fachmann.
    »Schauen Sie sich Hilfe ohne Grenzen mal genauer an. Ich wette, dass die Wohlfahrtsorganisation bald den Super-Hilfstransport losschickt, von dem Luise Lasotta nach dem Tod ihres Mann gesprochen hat. Diese Ladung sollten Sie überprüfen. Und zwar gründlich.«
    Liliencron blickte mich an. »Genau das werde ich tun.«
    »Sie haben ein bisschen Sojasauce auf Ihrem Schlips.« Ich deutete auf einen dunkelbraunen Fleck, der sich auf der gelb-grün gemusterten Designer-Krawatte zu verteilen begann.

Cervantes und seine Zeit
    Zwei Dinge interessierten mich an der Zeitung des nächsten Tages: Hilfe ohne Grenzen gab bekannt, dass in den nächsten Tagen ein Hilfstransport mit medizinischen Geräten und Nahrungsmitteln in die Türkei geschickt werden würde – um von dort aus in den Irak transportiert zu werden. Eine einmalige humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung, die noch immer unter den Folgen des Golfkriegs leiden müsse. Die HoG brachte zwar keine 500 Lkw auf die Beine, sondern wollte nur mit 250 Brummis auf die große Reise gehen. Die Transporter sollten jeweils im Abstand von zwei Tagen in kleinen Gruppen starten.
    Doch die zweite Meldung elektrisierte mich stärker. Im Kulturteil des Bierstädter Tageblattes wurde ein Vortrag angekündigt. Der deutschsprachige Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Max Lidor war von der Kulturstiftung eingeladen worden, einen Vortrag über »Cervantes und seine Zeit« zu halten. Es geht los, dachte ich, high noon in Bierstadt-City.
    Zwanzig Minuten später saß Rocky auf meinem Sofa, beide Katzen neben sich. Ich hatte Kaffee gekocht und einen eingefrorenen Apfelkuchen in die Mikrowelle geschmissen, nachdem ich ihn über die

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