Grappa 07 - Killt Grappa
oder einer Pistole umgehen?«
»Klar. Man muss auf sein Gegenüber zielen, ein Auge zukneifen und abdrücken. Den Rest, den ich noch wissen muss, kannst du mir ja beibringen.«
»Besorge dir doch eine Gaspistole«, mischte sich Turkey ein. »Die wirkt wenigstens so lange, dass du weglaufen kannst.«
»Könnten wir die Frage der Bewaffnung später klären?«, fragte Nik. »Dein Wagen wird gerade von einem Beamten der Spurensicherung überprüft. Das Papier werde ich im Labor untersuchen lassen. Dein Artikel heute Morgen steht für mich in Zusammenhang mit dem Anschlag auf dein Auto. Also werde ich Frau Ambrosius und Herrn Vermeulen eine neue Vorladung schicken. Wir haben ihn außerdem zum Unfalltod der Detema vernommen. Du kannst dir denken, was dabei herausgekommen ist.«
»Er hat Turkeys Schlüssel nicht genommen und die Frau nicht überfahren. Außerdem hat er ein bombensicheres Alibi.«
»Ja. Er war in Holland. Wir haben das schon überprüft. Er hat ein Seminar geleitet in einer Einrichtung mit dem Namen Freie Geistes- und Lebensschule. Das ist eine Fortbildungsstätte des Ordo Templi orientis .«
»Das ist ein Ding! Die Polizei ist doch nicht so dumm, wie ich dachte!«, rief ich aus. »Ich dachte, ich sei die erste, die eine Verbindung zum Satanismus gefunden hat. Wie bist du drauf gekommen?«
»Kollegen aus Holland haben mich darauf gebracht«, berichtete Kodil. »Dort hat es vor etlichen Jahren einige mysteriöse Vorfälle gegeben. Schwarze Messen, verstörte Kinder, getötete Tiere. Eine Gruppe von Satanisten wurde dafür verantwortlich gemacht. Es ist allerdings niemals zu einem Prozess gekommen. Es gelang den Behörden trotz aller Mühe nicht, stichhaltige Beweise zusammenzutragen.«
»Wir müssen mit Eva Grid reden«, sagte Jansen. »Sie ist die Einzige, die vielleicht etwas erzählen kann. Könnten Sie das nicht organisieren?« Die Frage war an Nik gerichtet.
Kodil winkte ab. »Unmöglich. Ich kann als Polizeibeamter der Presse keine Interviews mit Untersuchungshäftlingen vermitteln«, antwortete er. »Aber ich werde Frau Grid selbst noch einmal vernehmen. Und jetzt muss ich mich verabschieden. Die Anzeige wegen Sachbeschädigung richtet sich zunächst gegen Unbekannt.«
»Nur Sachbeschädigung? Was ist mit der toten Katze? Das ist doch so etwas wie Mord!« Ich war enttäuscht.
»Deine Tierliebe in allen Ehren, Maria. Eine Katze ist aber nun mal kein Mensch«, belehrte er mich. Nik erhob sich. Seit seiner Beförderung zum Hauptkommissar kleidet er sich konservativer, dachte ich, keine Jeans mehr, sondern ein Anzug mit Krawatte. Sah trotzdem irgendwie geil aus.
»Was ist mit meinem Wagen?«
»Du kannst ihn abschleppen und reinigen lassen, wenn wir die Spuren gesichert haben«, teilte Nik mit. »Also – einen schönen Tag noch!« Weg war er.
»Ein bisschen arrogant der Typ«, murmelte Turkey. »Aber er sieht gut aus. Sogar sehr gut.«
»Deshalb ist unsere Grappa ja auch auf ihn abgefahren«, behauptete Jansen. »Ein hübscher, junger Bulle mit sanften Augen und strammem Hintern. Typ Macho für Arme. Du bleibst auch immer am selben Typ kleben, oder?«
»Du hast es gerade nötig«, gab ich zurück, »deine Frauen müssen immer doof und blond sein. Und mit dem Arsch wackeln können.«
»Und Gerda?«
»Die große Ausnahme. Da hattest du mal einen lichten Moment.«
Wir hatten genug Nettigkeiten ausgetauscht. Bevor wir meine Wohnung verließen, beauftragte ich meine Autowerkstatt, den Japaner abzuschleppen und wieder auf Vordermann zu bringen. Ich überlegte, wer wohl die Kosten tragen würde. Wie ich Autoversicherer kannte, gab es in den Geschäftsbedingungen bestimmt eine Regelung, durch die Schäden, verursacht durch satanische Übergriffe inklusive Katzenblut, ausdrücklich von der Erstattungspflicht ausgenommen waren.
In der Redaktion haute Jansen in die Tasten. Er nannte den Anschlag auf mein Auto einen Angriff auf die Pressefreiheit und versicherte den Lesern des Bierstädter Tageblattes , dass sich unsere Zeitung nicht durch Angriffe verrückter Teufelsanbeter ins Bockshorn jagen lassen würde. Das Wort »Bockshorn« passte wirklich gut zu einer Gruppe, die auf Ziegenböcke stand.
»Ich kann also weitermachen?«, fragte ich Jansen, nachdem ich seinen Artikel auf dem Monitor gelesen hatte.
»Sicher. Wieso fragst du? Willst du etwa aufgeben?«
»Das nicht«, antwortete ich. »Aber ich hatte es bisher noch nie mit geistig Verwirrten zu tun, die blutigen Ritualen frönen. Was tue ich,
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