Grappa 07 - Killt Grappa
Doch das war noch nicht das Schlimmste: Im Wageninneren lag eine tote Katze. Jemand hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Der Fahrersitz war voller Blut. Unter die Scheibenwischer war ein Zettel geklemmt. Er war mit einem Pentagramm bemalt und trug die knappe Aufforderung: Killt Grappa!
Ich drehte mich zur Seite und übergab mich. Mit zitternden Knien lief ich in meine Wohnung zurück und wählte die Nummer der Redaktion. Jansen war schon da.
»Sie haben meinen Wagen demoliert und eine tote Katze reingeworfen«, wütete ich. »Außerdem wollen die mich killen. Was soll ich tun?«
»Warte«, befahl Jansen. »Ich bin sofort bei dir. Ich werde die Polizei verständigen. Geh nicht auf die Straße. Ich klingele dreimal kurz hintereinander. Bis gleich.«
Ich ging ins Bad. Mein Gesicht war kreidebleich. Die Satansbrüder haben mir den Krieg erklärt, dachte ich, sie werden mich so lange terrorisieren, bis ich aufgebe.
Ich ließ kaltes Wasser über meine Wangen laufen. Behalte bloß die Nerven, Grappa, redete ich mir gut zu, raus kommst du da jetzt nicht mehr, aber die sollen dich kennenlernen.
Ich brauchte noch fünf Minuten, um meine Sinne wieder beieinander zu haben. Mein Make-up war wieder aufgefrischt, als es dreimal schellte. Ich drückte auf.
Es waren Peter Jansen, Turkey und Hauptkommissar Nikolaus Kodil.
»Wir haben uns den Wagen schon angesehen«, sagte Jansen. Er legte den Arm brüderlich um meine Schultern. »Der Verlag zahlt dir einen Leihwagen, so lange, bis deine Reisschüssel wieder salonfähig ist. Ich habe das schon geregelt.«
Ich blickte zu Nik. Es war schön, ihn wiederzusehen.
»Mein Name ist Kodil, Hauptkommissar. Haben Sie einen Verdacht, wer hinter dieser Tat stecken könnte, Frau Grappa?« Niks Förmlichkeit war lächerlich. Meine beiden Kollegen guckten überrascht.
»Kann ich erst mal Ihre Dienstmarke sehen, junger Mann?«, zickte ich.
Jansen und Turkey grinsten. Verunsichert griff Nik tatsächlich in seine Jacke.
»Lass es«, winkte ich ab, »kleiner Scherz. Wollt ihr Kaffee?«
Ich wartete die Antwort nicht ab und lief in die Küche. Nik folgte mir.
»Wissen die beiden Bescheid, dass wir ...?« Nun bekam er auch noch einen roten Kopf.
»Und wenn?«, schnippte ich ihn an.
»Nichts.«
»Hör zu, Nik«, sagte ich leise, »ich habe jetzt Wichtigeres zu tun als unsere Beziehungskiste zu klären. Die neueste Spur in der Geschichte führt zu radikalen Teufelsanbetern, die in dieser Gegend ihr Unwesen treiben. Ich habe sie durch meine Recherchen offenbar gestört. Und jetzt wollen mich diese Satanisten fertigmachen. So jedenfalls sehe ich die Sache.«
Kodil seufzte tief, bevor er sagte: »Du steckst also mal wieder richtig schön tief drin. Vermutlich erwartest du jetzt Polizeischutz, oder?«
»Ich erwarte das, was in solchen Fällen üblich ist«, erklärte ich.
»Das ist in diesem Fall nicht einfach zu beurteilen. Ich habe allerdings einen guten Rat für dich.«
»Ich höre!«
»Überlass uns die Sache und steig aus.«
»Nie im Leben. Ich habe nicht die Absicht, mich von denen einschüchtern zu lassen. Und wenn sie mir tausend tote Katzen vor die Füße werfen und mir noch ein paar Flugblätter mehr an die Scheibe klemmen. Der Anschlag zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.«
»Unterschätze diese Leute nicht! Du kommst nicht gegen sie an. Der Zettel ist eine Aufforderung, dich zu töten! Ich kann dich nur schützen, wenn du eine Weile stillhältst. Ich habe doch nur Angst, dass dir was passiert!«
»Dürfen wir an der Auseinandersetzung teilnehmen?«, fragte Jansen, der uns in die Küche gefolgt war. Turkey stand hinter ihm im Flur und spitzte ebenfalls die Lauscher.
»Ich habe den letzten Teil des Gespräches mitbekommen«, fuhr Jansen fort. »Um Grappa brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wenn eine Story richtig heiß wird, blüht sie regelrecht auf. Grappa ist ein größerer Satansbraten als die alle zusammen.«
»Sie müssen es ja wissen«, meinte Nik kühl. »Frau Detema und Dr. Grid waren bestimmt auch der Meinung, dass sie die Sache im Griff gehabt haben. Das Ergebnis dieser irrigen Auffassung kennen wir ja.«
Der Kaffee war durchgelaufen, und ich scheuchte die drei ins Wohnzimmer zurück. Irgendwie tat es doch ein bisschen gut, dass sich Nik Sorgen um mich machte.
»Kannst du mir eine Knarre besorgen?«, fragte ich ihn, als ich den Kaffee verteilte. Ich kam mir mächtig cool vor.
»Auch das noch!«, stöhnte Nik. »Kannst du überhaupt mit einem Revolver
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