Grappa 07 - Killt Grappa
mischte ich mich ein, »wer hat Sie gezwungen, Turkey zu belasten?«
»Vermeulen.«
»Hat er den Autoschlüssel genommen?«
»Nein. Aber er hatte Angst, dass er verdächtigt wird. Immerhin kannte er Frau Detema durch die Seminare im Birkenhof. Ich habe ihn in der Nacht angerufen, als ich von Turkey erfuhr, dass die Detema uns beide belastet.«
»Und warum sind Sie hier?«, fragte ich. »Späte Reue?«
»Vielleicht. Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
»Würden Sie Ihre Aussage gegenüber der Polizei wiederholen?«
»Das kann ich nicht machen«, rief sie aus. »Mit Jaap ist nicht zu spaßen. Keiner weiß das so gut wie ich.«
»Komm Grappa, wir gehen!« Turkey hatte sich von Else Ambrosius' Geschichte nicht beeindrucken lassen. Er ließ sie stehen, ich folgte ihm.
Als wir im Auto saßen, fragte er: »Ist zwischen uns beiden wieder alles in Ordnung?«
»Alles in Butter«, nickte ich. »Ich habe inzwischen herausbekommen, was dieses Kreuz mit dem Halbkreis zu bedeuten hat, das du Jansen beschrieben hast. Es ist das Logo eines satanischen Ordens. Fraternitas saturni . Schon mal davon gehört?«
»Nee. Schwarze Messen und so?«
»Vermutlich. Die Gruppe ist anscheinend ziemlich radikal. Irgendwie sind Eva Grid und ihr Mann wohl da hineingeraten. Die Verstümmelungen an der Leiche, die Aussage der Detema und das, was ich über die Bruderschaft herausbekommen habe, passen gut zusammen. Die Beweise fehlen mir allerdings noch. Deine Else hängt auf jeden Fall dick mit drin. Die Tätowierung ist so eine Art Dienstrangabzeichen.«
»Sie ist nicht meine Else!«, brauste er auf.
»Ist ja gut, Bruder!«, beschwichtigte ich ihn. »Soll nicht wieder vorkommen.«
Wir waren am Verlagshaus angelangt.
»Bin ich in der Sache noch mit drin?«, fragte Turkey.
»Klar, Kleiner«, lächelte ich. »Ich brauche doch jemanden, der Baphomet fotografiert.«
»Wen?«
»Baphomet ist der Dämon der Gruppe. Ein bärtiger Ziegenbock mit weiblichen Brüsten und eregiertem Penis. Sie beten ihn an. Er ist ihr Gott.«
Jetzt fiel Turkey nichts mehr ein. Sein Mund stand offen.
Hausfrauentag
Wir wurden in der Redaktion mit großem Hallo empfangen. Immerhin hatte Turkey über eine Woche im Knast gesessen, bis ihn der Anwalt herausgeholt hatte. Jansen hatte vom Café nebenan ein Tablett mit Kuchen kommen lassen.
Doch bevor mich die Konditoreiprodukte in Versuchung führen konnten, verkrümelte ich mich in mein Zimmer. Ich hatte Nik seit einigen Tagen nicht mehr gesehen und nichts mehr von ihm gehört. Jetzt suchte ich nach einem Vorwand, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen. Rein dienstlich natürlich. Wie gut, dass es Telefone auf dieser Welt gibt. Sie geben nur so viel Nähe, wie man freiwillig durch die Leitung fließen lässt.
»Hauptkommissar Kodil ist in einer Besprechung«, teilte mir eine Stimme mit. Hauptkommissar! Nik war befördert worden. Ich hinterließ meine Nummer.
Eine Viertelstunde später meldete er sich.
»Glückwunsch zum Hauptkommissar«, sagte ich. »Du bist aber schnell die Treppe hinaufgefallen.«
»Danke. Willst du mir nur gratulieren, oder gibt es sonst noch was?«
»Ja. Ich habe im Fall Grid eine neue Theorie entwickelt. Bist du interessiert?«
»Ich habe viel zu tun«, ließ er mich abblitzen.
»Gut, dann eben nicht!« Er konnte mich mal!
Der nächste, der mich nervte, war Peter Jansen. »Ich will die Freilassung unseres Fotografen Karl Sinner alias Turkey morgen im Blatt feiern. Kannst du sechzig Zeilen schreiben?«
»Muss das sein?«, maulte ich. »Ich wollte eigentlich heute einen halben Hausfrauentag nehmen. Stauballergiker haben in meiner Wohnung zurzeit keine Überlebenschance.«
»Hatten sie das jemals?«, grinste Jansen. »Deinen freien Tag kannst du morgen nehmen, wenn es unbedingt sein muss. Ich lasse für dich sechzig Zeilen auf der Eins frei. Reichen dir dreißig Minuten?«
Ich resignierte und startete meinen Computer.
TAGEBLATT-FOTOGRAF WIEDER FREI – WAR MORD AN DR. GRID DIE TAT VON TEUFELSANBETERN?
Dann schrieb ich munter drauf los, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte:
Während Eva Grid, die Witwe des Ermordeten, weiterhin behauptet, ihren Mann getötet zu haben, liegen dem Tageblatt andere Informationen vor. Nach den Recherchen unserer Zeitung scheinen Eva und Oktavio Grid in die Kreise von Satanisten geraten zu sein. Die radikale Gruppe mit dem Namen »Fraternitas saturni« ist ein Ableger des »Ordo Templi orientis«. Dieser »Orden« wurde vor hundert Jahren in Wien
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