Grappa 07 - Killt Grappa
Nach ein paar Monaten merkte Grid, dass seine Frau Trennungsabsichten hatte. Er verbot ihr die Teilnahme an den Therapiestunden, doch vergeblich. Vermeulen hatte sie völlig unter Kontrolle.«
»Eigentlich hätte Grid Vermeulen umlegen müssen und nicht umgekehrt.«
»Du liegst gar nicht so falsch.« Nik grapschte nach einem Stück Weißbrot. »Grid soll wirklich gedroht haben, Vermeulen zu töten. Behauptet Eva. Doch passiert ist nichts.«
»Hast du Eva mit der Aussage von Loki Detema konfrontiert?«
»Ja. Das lässt sie aber völlig kalt. Sie beharrt weiterhin darauf, dass sie ihren Mann erstochen hat. Allein. Niemand außer ihr sei im Haus gewesen.«
»Und die Verstümmelung?«, fragte ich.
Nik zuckte die Schultern. »Da hält sie sich bedeckt. Sie habe keine Erinnerung mehr, alles sei – wie sagte sie noch? – ›im Nebel verschwunden‹. Es gibt solche Phänomene. Erinnerungsverlust im Blutrausch. Der Staatsanwalt ist auf jeden Fall weiterhin davon überzeugt, dass Frau Grid ihren Mann umgebracht hat. Er wird Anklage erheben.«
»Diese Beamtenfuzzis können nur eindimensional denken«, murrte ich. »Liest der Mann denn meine Artikel nicht?«
»Staatsanwälte suchen ihre Beweise nicht bei der Zeitungslektüre«, grinste Nik, »auch wenn er vermutlich von deinen Werken hingerissen gewesen wäre.«
»Du treibst Schabernack mit mir. Gleich kriegst du keinen Wein mehr!«, drohte ich.
»Da war noch was«, fiel Nik ein. »Frau Grid hat gesagt, dass sie das Gefühl gehabt habe, dass sich Vermeulen und ihr Mann von früher her kannten. Eva hat ihren Gatten danach gefragt, doch er hat es abgestritten.«
»Das ist wirklich spannend. Die Gründe für Gewalttaten liegen häufig in der Vergangenheit von Opfern und/oder Tätern.«
»Das klingt wie aus einem kriminalistischen Lehrbuch«, grinste Nik. »Du hast den falschen Job, Grappa! Willst du nicht bei uns anheuern?«
»Ich, ein Bulle? Nichts für mich. Ich glaube nicht an die Allmacht bürokratischer Vorschriften und schwachsinniger Hierarchien«, widersprach ich. »Außerdem werdet ihr verdammt schlecht bezahlt.«
»Hierarchie ist schön, wenn man oben sitzt. Schau mich an! Früher musste ich springen, heute kann ich springen lassen.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich ironisch. »Pass nur auf, dass du nicht auf die Nase fällst.«
»Du bist ein Biest. Kannst du nicht verstehen, dass ich mich über meine Beförderung freue?« Nik schnappte ein.
»Bleib cool, Süßer. Du bist der beste Bulle, den ich näher kenne. Aber ich habe da doch noch eine Frage: Wie sieht es eigentlich mit den Finanzen der Grids aus?«
»Auch das weiß ich. Was bekomme ich dafür, wenn ich es dir sage?« Er rollte mit den Augen.
»Mein Schlafzimmer ist leider kein schwülstiger Folterkeller, in dem ich die Informationen aus dir lustvoll herausquälen könnte. Könnte dir so was gefallen?«
»Weniger«, grinste Nik, »obwohl ich mir vorstellen kann, dass du lieber schlägst, als dass du geschlagen wirst. Aber so ein kleines bisschen brutal könntest du ja mal zu mir sein.«
»Erst die Information, dann die Peitsche!«
»Grid war millionenschwer, Erbin ist seine Frau. Bis dahin ist alles normal.«
»Was heißt das?«
»Grid hat eine merkwürdige Klausel ins Testament aufnehmen lassen. Falls er eines gewaltsamen Todes stirbt und seine Frau etwas damit zu tun haben sollte, bekäme Eva nur ihren Pflichtteil. Der Rest ginge an Else Ambrosius. Wenn Eva also bei ihrem Geständnis bleibt ...«
Ich pfiff durch die Zähne. »Das ist das Motiv!«
»Könnte stimmen«, räumte Nik ein. »Bekomme ich jetzt meine Belohnung?«
»Du kriegst höchstens einen Klaps auf deinen hübschen Po, wenn du weiter so frech bist!«
»Wie schön!!!«
Pater Joseph weiß was
Wer nur Fragen und keine Antworten hat, sollte die Nähe Gottes suchen. Diese Lebensregel aus dem katholischen Religionsunterricht beherzigte ich am nächsten Tag. Pater Joseph hatte nichts dagegen, mich zu empfangen. Es gab wohl an diesem Morgen keine aufmüpfigen Hausfrauen zu exorzieren.
»Ich habe Ihren Artikel über die Fraternitas saturni gelesen«, empfing mich der Pater. »Gut recherchiert. Sie hatten wohl einen Experten, der Sie informiert hat?« Er zwinkerte.
»Den berühmten Exorzisten Pater Joseph«, scherzte ich, »den Meister aller Dämonen und Beelzebuben. Hätte ich Ihren vollen Namen nicht nennen sollen?«
Der Geistliche winkte ab. »Nein, ich habe nichts an Ihrem Bericht auszusetzen. Aber Sie scheinen zum
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