Grappa 07 - Killt Grappa
wenn die nachts in meiner Wohnung auftauchen und mich zu einer Schwarzen Messe einladen?«
»Mitfeiern«, meinte Jansen lapidar, »einfacher kommst du an Informationen über diese Leute nicht heran. Was ist los mit dir, Grappa? Eben hattest du noch die große Klappe.«
»Das sind Mörder! Denk doch mal, was die mit Grid gemacht haben ... oder mit dem armen Turkey!«
»Die werden es nicht wagen, noch jemanden umzubringen. Und schon gar nicht eine Frau, die bei der Zeitung arbeitet und mit einem Polizisten liiert ist. Der Zettel an deinem Auto ist nur eine dumme Drohung. Und Turkey? So schlimm war's ja wohl nicht, was die Satansbraut mit ihm getrieben hat. Er hatte sicher eine Menge Spaß dabei.«
Ein bisschen brutal
»Die Sache mit der Modelschule stimmt«, berichtete Nik am Abend.
Er hatte nach dem Anschlag auf mein Auto Eva Grid vernommen, um mehr über Elses und Vermeulens Vergangenheit herauszubekommen. Jetzt saß er auf meinem Sofa und ließ sich von mir mit Häppchen und einem kühlen Weißen verwöhnen.
»Und wo war diese Schule?«, wollte ich wissen.
»Erst noch ein Stückchen Pecorino«, forderte er und sperrte den Mund auf.
»Du bist ein bestechlicher Beamter«, lächelte ich und steckte ihm den Käse zwischen die Lippen.
»Damals sagte man zu den Models noch Mannequins«, erzählte Nik. »Eva und Else besuchten eine Schule in Berlin. Beide hätten die Chance gehabt, Karriere zu machen. Frau Grid hat erzählt, dass Else eine Schönheit gewesen sei. Dunkel und wild. Sie selbst war kühl und blond – das genaue Gegenteil von Else. Auf Modenschauen sind die beiden immer gemeinsam gebucht worden. Während Eva Kostüme und Hochzeitskleider zur Schau trug, verpassten die Modeschöpfer der Ambrosius Bademoden, Dessous oder verruchte Abendkleider.«
»Kann ich mir gut vorstellen«, meinte ich nachdenklich. »Die Hure und die Heilige. Dazwischen gibt es nichts. Das alte Spiel funktioniert noch immer. Und wie ging's weiter?«
»Irgendwann – so in den späten Sechzigern – kam blond immer mehr in Mode. Eva arbeitete schließlich in Paris. Kam groß raus. Die beiden Frauen verloren sich aus den Augen. Anfänglich wurden zwar noch Briefe gewechselt, doch damit war dann auch Schluss. Eva lernte Grid kennen, als ihre Karriere sich dem Ende neigte. Sie wusste, dass er Geld hatte, und griff zu. Als sie etwa acht Jahre mit dem Arzt verheiratet gewesen ist, lag plötzlich ein Brief von Else im Briefkasten.«
»Wie im Film«, schwärmte ich, »die gefallene Jugendfreundin braucht Hilfe.«
»Gefallen war sie tatsächlich. Und zwar tief.« Nik machte eine Pause.
»Warum erzählst du nicht weiter?«, fragte ich ungeduldig.
»Mein Glas ist leer!«, klagte er. »Ohne Vernaccia keine Geschichte.«
»Du bist ein verdammter Pascha«, rief ich. Schnell lief ich in die Küche, um Nachschub zu holen.
»Else hatte die falschen Männer kennengelernt«, fuhr Nik fort. Der Weißwein perlte im Glas. »Sie führte keine Mode mehr vor, sondern ließ sich von Freiern aushalten. Eine Art Callgirl, das besonders ausgefallene Wünsche erfüllt. Irgendwann war sie zu alt dafür. Sie tingelte dann noch mit einer Domina-Nummer durch Amsterdamer Bars. Damit war auch irgendwann Schluss. Zuletzt trat sie in privaten Folterkellern auf und peitschte Oberstudienräte und Finanzbuchhalter aus. In irgendeinem holländischen Nest in einer heruntergekommenen Absteige. Plattes Land. Eva holte sie da raus. Den Rest kennst du. Else bekam den Job der Hausdame.«
»Weißt du den Namen des Dorfes?«
»Ich hab's mir notiert. Liegt im Büro.«
»Und Vermeulen? Wann ist der aufgetaucht?«
»Gute Frage«, bewertete Nik, »die ich auch gestellt habe. Vor zwei Jahren führte ihn Else bei den Grids ein. Als Freund von früher, der ihr in großer Not mal geholfen habe ... oder so ähnlich. Eva fand ihn sympathisch, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann. In Evas Ehe kriselte es damals schon; also war es nicht schwer für Else, ihr die Therapiestunden aufzuschwatzen. Grid passte das natürlich nicht, denn Eva geriet immer mehr unter Vermeulens Einfluss.«
»Sie hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera«, murmelte ich. »Welche Rolle spielte Else denn in dieser Zeit?«
»Sie schien sich rauszuhalten. Eva erwischte sie schließlich mit Grid im Bett.«
»Und?«
»Es war ihr egal. So hatte sie Ruhe vor ihrem Mann.«
»Und Vermeulen? Er bumst doch auch mit Else!«
»Wer schläft nicht mit dieser Frau?«, fragte Kodil. »Sie ist ein Profi im Sex-Geschäft.
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