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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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aufgestellt.
    »Na, siehst du«, sagte ich zu Piny.
    »Na ja, sie hatten ja keinen anderen«, sagte er. »Doch diese Rede werden ihm die Genossen niemals vergessen.«
    »Er hat ihnen den Spiegel vor die machtgierige Fratze gehalten«, sagte ich. »Und das war dringend nötig.«
    »Du siehst das zu emotional, Grappa«, stellte Piny fest. »Ob SPD, CDU oder Grüne – egal, wer am Drücker ist, sie alle bedienen sich irgendwann.«
    »Gottwald hat ihm geholfen«, erinnerte ich.
    »Die Partei ist froh, wenn Gottwald aus dem Rathaus verschwindet«, sagte TOP fest. »Der alte Mann ist vielen ein Dorn im Auge – weil er noch so fit ist und überall mitmischt.«
    »Aber Gottwald ist beliebt bei den Bierstädtern. Wenn er sich für Nagel verwendet, könnte das eine Menge Stimmen bringen.«
    »Das wird Nagel nicht viel nützen. Diese Rede war ein Fehler. Jetzt hat er sich die Partei zum Feind gemacht, und dass Nagel von den Bürgern wirklich gewählt wird, kann ich mir nicht vorstellen. Guck ihn dir an. Wenn der auf der Straße mit einfachen Leuten reden soll, kriegt der doch keinen Ton raus.«
    »Er ist intelligent und wird es lernen«, widersprach ich.
    »Wird er nicht«, sagte TOP. »Gerry Smart wird ihn schlagen. Ade, absolute Mehrheit, ade, Oberbürgermeisterposten.«
    »Er wird es schaffen. Er muss nur ein bisschen lockerer werden, auf die Menschen zugehen, sein Outfit ändern und seine Intelligenz verbergen. Dann könnte es was werden mit ihm. Ich werde ihm auf jeden Fall helfen!«
    »Du spinnst, Grappa!«, grinste Piny. »Du kannst aus einem Maulesel keinen Galopper machen.«
    »Wetten, dass doch?«

Geheimnummer
    Es war Montag früh. Ich hatte am Sonntag einen Bericht vom Parteitag verfasst, in dem ich Nagel für seine Rede gelobt und die Rolle von Gregor Gottwald herausgestellt hatte. Mein Chef Peter Jansen war ziemlich überrascht – so zahm kannte er mich gar nicht.
    »Nagel wird's schon schwer genug haben«, sagte ich auf der Redaktionskonferenz. »Da muss ich ihn nicht auch noch in die Pfanne hauen. Das wird seine eigene Partei schon tun.«
    »Auch wieder wahr«, nickte Jansen. »Die hassen alles, was intelligent ist und mehr als ein Buch gelesen hat. Und dass er ihnen auch noch den roten Filz vorgeworfen hat ... Ganz schön mutig. Das werden die Genossen ihm nicht so schnell vergessen. Und die Smart wird ihr Süppchen genau auf diesem Feuer kochen.«
    Die anderen Kollegen – falls vorhanden, denn es war Urlaubszeit – stimmten zu. Der Fotograf wurde beauftragt, wegen eines Fototermins bei Nagel vorzusprechen. Der Volontär sollte eine so genannte Home-Story schreiben und Nagel als Menschen wie du und ich vorstellen. Niemand wusste nämlich, ob Nagel verheiratet war und mit wem, ob er Kinder hatte und wie viele. Der Mann hatte bisher völlig unauffällig gelebt.
    Ich hatte also heute ein bisschen Zeit und beschloss, mich um den Mord an Junghans zu kümmern. Die Ledermaske ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
    Ich schloss meine Schreibtischschublade auf und holte das Adressbuch heraus, das ich bei Manuela hatte mitgehen lassen. Auf den ersten Blick fiel mir nichts Besonderes auf. Doch beim zweiten Durchblättern stutzte ich schon beim Buchstaben A. Dr. A. L. stand dort, daneben waren zwei Telefonnummern vermerkt, die erste war aus Bierstadt, die Vorwahl der anderen sagte mir nichts. Unter den Initialen hatte Manuela noch eine dritte Ziffer vermerkt, die mir bekannt vorkam. Ich holte die Streichhölzer. Tatsächlich! Es war der Anschluss des Privatclubs Chez Justine.
    Die weiteren im Buch verzeichneten Herren schienen harmlos zu sein und zumindest für den Mordfall keine Bedeutung zu haben: Sie hießen Alfred, Lothar, Dieter, Bernie, Jochen und Günther und waren vielleicht Stammkunden von Manuela, denn sie hatte hinter den Namen Daten eingetragen, wahrscheinlich die Termine, an denen sie gekommen waren. Bei A. L. lag die Sache wohl anders.
    Ich tippte die Nummern von Dr. A. L. ein. Die Rufe gingen raus, doch niemand meldete sich – auch kein Anrufbeantworter.
    Mein Bekannter hieß Gero und arbeitete bei der Telekom. Die Bierstädter Nummer und damit die Initialen gehörten zu einem Dr. Arnim Lika, der in einer besseren Gegend im Süden der Stadt gemeldet war.
    Ich erledigte meine Routinearbeiten und fuhr am späten Nachmittag zu der Adresse. Am Haus prangte ein Schild: Dr. Arnim Lika, Psychologische Praxis, Termine nur nach Vereinbarung . Wenn er tatsächlich kein Freier war, wie kam dann seine Nummer in

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