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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Maske – die gleiche wie Junghans. Was sollen diese Hinweise auf die Sadomaso-Szene? Irgendetwas muss es zu bedeuten haben. Hast du eine Idee?«
    TOP guckte mich prüfend an. Dann sagte er: »Es gibt in Bierstadt einen Club, in dem diese SMler verkehren. Er heißt Chez Justine .«
    »Ich weiß.«
    »Ich weiß, dass du's weißt. Ich war nach dir bei Manuela.«
    »Das hätte ich mir denken können, du Schlitzohr«, grinste ich. »Dann wissen wir ja, wo wir am Wochenende hingehen.«
    »Ich kenne den Schuppen. War mal mit einem Bekannten da. Die Cocktails sind genial.«
    »Kann ich mir denken«, sagte ich. »Da wird die Bloody Mary nicht gerührt, sondern geschlagen, was?«

Hirtentäschel
    Der Wagen hatte mich an der nächsten Ampel eingeholt. Ich musste halten, denn sie zeigte Rot. Schon auf der vierspurigen Straße, die in die südlichen Bierstädter Stadtteile führte, war mir der Mann in dem roten Kleinwagen aufgefallen. Er fuhr ziemlich dicht auf und betätigte die Lichthupe.
    Ich war nervös, hatte geprüft, ob mit meinem Cabrio alles in Ordnung war, aber nichts Ungewöhnliches feststellen können.
    An der Ampel schließlich fuhr der Mann neben mich. Vorsichtig schaute ich nach links. Er war etwa Ende dreißig, hatte halb lange, braune, leicht gelockte Haare und dunkle Augen. Sein Lachen war umwerfend.
    Die Ampel sprang auf Gelb, dann auf Grün. Ich gab Gas.
    Er ordnete sich wieder hinter mir ein. Ich behielt ihn im Rückspiegel im Auge. Er fuhr dicht auf, aber nicht mehr so, dass ich mich bedrängt fühlen musste. Legte ich an Geschwindigkeit zu, zog er nach.
    Du willst es wissen, dachte ich, das kannst du haben. Ich mochte solche Spielchen.
    Ich blinkte, lenkte den Wagen nach rechts und hielt an. Er blinkte ebenfalls und stoppte sein Gefährt dreißig Meter vor mir. Ich verriegelte die Türen von innen.
    Die Fahrertür des roten Wagens öffnete sich, ich sah lange Beine in Jeans und Sportschuhen. Dann war der komplette Mann draußen.
    Er kam im Laufschritt auf mein Auto zu, stoppte plötzlich, sprang zur Seite zu einem ungemähten Seitenstreifen, auf dem sich allerhand Unkraut tummelte. Er riss ein paar Pflanzen aus und band sie zu einem chaotischen Blumenstrauß zusammen.
    Ich öffnete das Fenster, war gespannt, wie er es anstellen würde.
    »Guten Tag«, sagte er lächelnd. »Ich wollte Ihnen ein paar Blumen schenken. Gefallen Sie Ihnen?«
    Ich musterte das Gestrüpp. Beifuß, ein paar Disteln, jede Menge blühendes Gras und Hirtentäschel.
    »Es ist der schönste Strauß, den ich je bekommen habe. Vielen Dank.«
    »Sie sehen aus, als würden Sie Blumen mögen.«
    »Wie sieht jemand aus, der Blumen mag?«
    »Ich kannte eine Frau, die Ihnen ähnlich war. Sie mochte auch Blumen.«
    »Und? Wer war diese Frau?« Hoffentlich kommt jetzt nicht seine alte Frau Mutter ins Spiel, dachte ich.
    »Das ist schon lange her«, sagte er leise und wischte sich mit der Hand über traurige Augen, als wollte er eine schmerzliche Erinnerung verscheuchen.
    Die Melancholie stand ihm gut. Ob er häufig mit diesem Trick arbeitete? Bei mir jedenfalls kam er gut an.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    »Nazmi.«
    »Woher kommt dieser Name?«
    Er ging nicht auf meine Frage ein. »Darf ich Sie zu einem Wein einladen?«
    »Warum?«
    »Weil Sie ihr so ähnlich sehen ...«
    »Sie meinen diese Frau?«
    »Ja.«
    »Ich komme mit«, lächelte ich. »Aber nur, wenn Sie mir die ganze Geschichte erzählen.«
    »Vielleicht«, sagte Nazmi. »Folgen Sie mir. Ich kenne einen Biergarten in der Nähe.«
    Ich legte den Blumenstrauß auf den Beifahrersitz und sah ihm nach, wie er zu seinem Auto ging. Plötzliche Wärme stieg in mir auf; ich wusste nicht, woher sie kam.
    Nazmi. Türke? Iraner? Er war Ausländer, doch sein Deutsch war fast perfekt – es hatte lediglich einen kleinen Akzent. War er mir zufällig gefolgt oder hatte er es darauf angelegt? Für den Mädchenhandel bist du zu alt, Grappa, vielleicht findet er dich ja wirklich nur nett und wünscht sich einen schönen Abend. Und auch ich hatte den Wunsch, etwas Neues, Schönes und Intensives zu erleben.
    Noch im Auto rief ich meine Freundin über Handy an und gab ihr das Autokennzeichen meiner neuen Bekanntschaft durch. Man konnte nie wissen. Falls ich ermordet irgendwo aufgefunden würde – womöglich noch mit einer Ledermaske über dem Kopf –, wäre es für die Polizei einfacher, meinen Mörder zu finden.
    Doch Nazmi entpuppte sich erst mal als harmlos. Leider auf allen Gebieten. Kein Flirt,

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