Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
schluckte und stockte beim Sprechen, der Adamsapfel vollführte ein Tänzchen. »Ich hab schon meine Aussage bei der Polizei gemacht. Fragen Sie doch bei der Pressestelle nach.«
»Sie müssen mir schon selbst überlassen, wie ich meine Recherchen führe«, wies ich ihn sanft zurecht. »Ich bin daran interessiert, den Mörder zu finden – und zwar vor der Kripo. Und Sie wären gut beraten, mir dabei behilflich zu sein, Herr Odenski.«
»Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Und ich weiß überhaupt nichts.«
Ich seufzte tief. »Das wollen wir erst mal gemeinsam rausfinden, ob Sie etwas wissen, was von Bedeutung ist.«
»Ihr Ton passt mir nicht.« Jetzt wurde der Eventmanager komisch.
»Das tut mir aber Leid«, meinte ich ironisch.
»Verlassen Sie meine Räume!«
Odenski war aufgestanden und hatte sich vor dem Stuhl, auf dem ich saß, aufgebaut und zu mir herabgebeugt. Er hatte wohl zur Beruhigung schon einen Kleinen gehoben, denn der unverwechselbare Duft von Bier zog in meine Nase.
»Setzen Sie sich wieder auf Ihren Stuhl«, wies ich ihn an. »Und hören Sie mir mal gut zu!«
Ich stand auf. So konnte ich auf ihn herabschauen. »Ihrer merkwürdigen kleinen Firma geht es ja nicht eben gut, nicht wahr?«
Odenski sagte nichts.
»Ihrer merkwürdigen kleinen Firma wird es aber noch um vieles schlechter gehen, wenn ich morgen in meiner Zeitung schreibe, dass Sie sich in Schweigen hüllen, was den Mord angeht. Dass Sie aus Gründen, die die Öffentlichkeit nun überhaupt nicht verstehen wird, einen Massenmörder decken. Wer, glauben Sie, ist dann noch an einem Event interessiert, das Ihre Firma, die natürlich namentlich genannt wird, verkaufen will? Dann sind Sie am Ende, Mann!«
Ich trat noch näher zu Odenski hin.
»Aber«, sagte ich freundlich und klopfte ihm auf die Schulter, »wir sind ja keine Unmenschen. Reden Sie mit mir, sagen Sie mir alles, was Sie wissen, und der Name Ihrer Firma wird nicht erwähnt ... und Sie können in Ruhe weiter Ihren Geschäften nachgehen.«
Ich hatte ihn. Odenski sank resigniert auf seinem Stuhl zusammen. »Fragen Sie«, meinte er leise.
»Könnten Sie Ihre Sekretärin bitten, uns einen Kaffee zu kochen? Oder verstößt das gegen deren Menschenwürde?«
Er drückte aufs Telefon und orderte den Kaffee. »Sonst noch was?«
»Ja. Sie soll die Unterlagen mitbringen, in denen es um die Vermietung der Villa geht.«
»Die sind von der Polizei beschlagnahmt worden.«
»Keine Kopien im Computer?«
»Nein.«
»Dann hätte ich gern die Liste mit den Namen der sieben Personen, die Sie zu dem Wochenende eingeladen haben.«
Er druckste.
Ich warf ihm einen warnenden Blick zu.
Odenski griff erneut zum Telefonhörer. »Vanessa, bring doch mal eben die Liste mit den sieben Namen rein.«
»Und nun«, machte ich weiter, »den Namen des Mannes, in dessen Auftrag Sie die sieben Leute zu Tisch gebeten haben.«
»Wieso Mann?«, fragte Odenski.
»Ich verstehe nicht.« Jetzt war ich verblüfft.
»Das war eine Frau.«
»Frau?«
»Ja, ich weiß. Der Mann war eine falsche Spur, die die Kripo gelegt hat.«
»Name?«
»Sie hat einen falschen Namen genannt, die Kripo hat das gecheckt.«
»Sagen Sie mir den Namen!«
Vanessa betrat den Raum. Sie schleppte zwei Kaffeebecher und ein Schriftstück und knallte alles, betont unfreundlich, auf den Schreibtisch des Managers. Die Tür schlug heftig zu.
»Sie hat sich Michaela Engel genannt«, antwortete Odysseus Odenski.
Michael, fuhr es mir durch den Kopf, der Erzengel der Rache, der mit dem Flammenschwert umherzieht und alle Schurken von der Himmelspforte vertreibt.
»Wie sah diese Frau Engel denn aus?«
»Keine Ahnung. Wir haben nur miteinander telefoniert. Die Zahlung kam pünktlich, der Vertrag wurde unterschrieben, alles lief wie üblich.«
»Mist!«, entfuhr es mir. »Wie war die Stimme der Frau? Alt? Jung? Akzent?«
»Sie hatte eine ganz normale Stimme.«
»Wie hat sie gezahlt?«
»In bar. Viertausend Mark in einem Briefumschlag.«
»Stolzer Tarif«, meinte ich.
»Aber alles inklusive«, verteidigte Odenski seine Preisgestaltung.
»Allerdings. Sogar der Tod war mit drin.«
Ich überlegte und schlürfte den Kaffee. Vanessa hatte sich anscheinend Mühe gegeben, die Brühe hinzukriegen. Hoffentlich gab sich Big Mäc genauso viel Mühe mit ihr.
»Was war mit dem Abendessen? Wer hat sich darum gekümmert?«
»Das haben wir gemacht. Gehört dazu. Abendessen für sieben Personen, vier Gänge, Getränke inklusive. Ein Partyservice,
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