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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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will, flüchtet er. Ganz einfach.«
    »Und warum suchst du dir dann nicht einen aus, der will, dass du ihm nah bist und bei dem du willst, dass er dir nah kommt?«
    »Irgendwie krieg ich das nicht hin. Und zurzeit scheint mich der Schöpfer für meine gesammelten Blasphemien mit hundert Jahren Einsamkeit bestraft zu haben.«
    Kati lachte. »Immerhin hast du deinen Humor behalten. Aber ich glaube, dass diese Beziehungsprobleme an der Zeit und der Gesellschaft liegen: Jeder will was ganz Besonderes und das für sich ganz allein. Der Traummann soll nicht nur geil aussehen, einen Superjob haben, eine Kanone im Bett sein, nein, er soll auch noch charmant und intelligent sein. Damit ist doch jeder Mann überfordert!«
    »Ich habe meine Ansprüche im Laufe der Jahre schon ziemlich nach unten geschraubt. Ich mag Gespräche weit unter meinem Niveau. Sie stärken mein Durchhaltevermögen und stimulieren meine intellektuellen Abwehrkräfte.«
    »Weißt du, Grappa, was ich an dir mag? Dass du noch so viel über die Liebe nachdenkst, und das in deinem Alter.«
    »Ach, das täuscht«, widersprach ich. »Ich habe längst die Nase voll von der Liebe – das Gefühl mentaler Auszehrung ist längst nicht mehr so süffig wie früher.«
    Die CD war zu Ende. Kati rappelte sich vom Sessel hoch, um eine andere Musik aufzulegen. Ich tippte auf ihre Chill-out-Klänge und hatte Recht.
    »Aber der Mahler war wirklich schön«, beeilte sie sich zu versichern. »So innig!«
    »Ich weiß. Wir haben uns ja auch gut unterhalten, während er lief. Hier ist übrigens das Buch.«
    »Welches Buch?«
    »Die Novelle, die du lesen willst. Ich hatte sie schon rausgelegt, weil ich sie mir auch nochmal vornehmen will. Hör mal zu!«
    Ich blätterte und fand gleich eine schöne Stelle: » Das war Venedig, die schmeichlerische und verdächtige Schöne – diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle, in deren fauliger Luft die Kunst einst schwelgerisch aufwucherte und welche den Musikern Klänge eingab, die wiegen und buhlerisch einlullen. Ist das nicht wunderbar beschrieben? Die Stadt als Frau – schmeichlerisch und verdächtig! «
    »Klar, Frauen verkörpern immer das Schlechte«, resümierte Kati.
    »Nein«, stellte ich richtig. »Sie stellen die Verführung dar. Die Unvernunft und das Abenteuer. Und sie sind die Musen – die Männer zu Kunst und Musik inspirieren.«
    »Hast du schon mal einen Mann zu irgendwas inspiriert?«
    »Höchstens zu Höchstleistungen im Bett.«
    »Ich meine – kulturell?«
    Ich überlegte. »Manche haben Gedichte für mich geschrieben«, erinnerte ich mich. »Aber die waren ziemlich unterirdisch. Fast so schlimm wie die von Krawottki. Vielleicht habe ich ja manche zu Gedanken animiert, die sie sonst nicht zu denken gewagt hätten.«
    »Sicher bist du nicht?«
    »Ja, sicher bin ich nicht. Es ist halt nicht alles so schön, wie in Romanen beschrieben. Und wie in Novellen schon gar nicht.«

Steuern, Spuren, Sehnsucht
    Am nächsten Tag kümmerten sich Kati und Dr. Körner noch einmal um die Witwe Hunze. Sie überraschten sie am Morgen mit einem Durchsuchungsbefehl und stellten das Haus auf den Kopf – dabei gezielt nach irgendwelchen Namen von Leuten suchend, die in Venedig an dem Seminar teilgenommen hatten. Kati hatte ihren neuen Chef davon überzeugen können, dass es sich lohnen könnte, die Venedig-Spur zu verfolgen.
    Die Experten der Polizei hatten die schwarze Maske natürlich genau unter die Lupe genommen – aber außer Hautpartikeln und Spuren von Krawottkis Blut wurde nichts gefunden. Wenigstens war nachgewiesen, dass die Waffe, mit der Hunze, die beiden Frauen und jetzt der Dichter erschossen worden waren, dieselbe war.
    »Eine Teilnehmerliste haben wir leider nicht entdeckt«, meldete sich Kati am Nachmittag. »Und auch keine Überweisungen oder Zahlungseingänge. Wahrscheinlich wollte Hunze die Kohle an der Steuer vorbeischmuggeln. Doch ich habe die Passagierlisten der Venedig-Flüge überprüfen lassen. Er ist jedenfalls geflogen. Mit Hapag-Lloyd ab Köln/Bonn. Neben ihm saßen Krawottki und der Komponist.«
    »Und die beiden Frauen?«, fragte ich.
    »Die waren nicht in der Maschine, nicht an diesem Tag. Sie sind vielleicht erst später geflogen oder mit dem Zug gefahren – das kriegen wir noch raus. Jedenfalls hat Dr. Körner beschlossen, Kontakt zur Polizei in Venedig aufzunehmen. Vielleicht wissen die ja mehr über das komische Seminar.«
    Ich überlegte. »Was ist mit Wiesengrundel? Habt ihr ihn inzwischen

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