Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
ausfindig gemacht?«
»Aber, Grappa! So schnell wird doch bei einer Behörde nicht gearbeitet. Aber wir haben immerhin begonnen, nach ihm zu suchen – ohne Ergebnis allerdings.«
»Hoffentlich lebt Wiesengrundel überhaupt noch. Ich habe das Gefühl, dass er der Nächste sein könnte, der unschön den Löffel abgibt.«
Ich hatte neue Informationen und schrieb fünfzig Zeilen. Jansen las den Artikel, war zufrieden, bemerkte aber: »Du legst ja ganz schön los. Ist es schlau, die Venedig-Spur so herauszustellen? Was ist, wenn der Mörder das Tageblatt liest?«
»Das wäre ja Klasse«, meinte ich. »Entweder fühlt er sich provoziert und macht Fehler ...«
»... oder er lacht sich schlapp, weil wir so sehr danebenliegen«, vervollständigte Jansen ungebeten meinen Satz.
»Der Erfolg wird mir Recht geben«, meinte ich entschlossen. »Jedenfalls muss ich als Nächstes den Komponisten finden. Hoffentlich lebt er noch. Der Mann ist meine letzte Hoffnung. Ohne ihn kriege ich nie heraus, was in Venedig passiert ist.«
Feierabend. Es war kurz vor sieben Uhr und es blieb jetzt schon länger hell. Überall spürte ich das Frühjahr, die Bäume schimmerten leicht grün und ein Buchfink sang morgens vor meinem Fenster. Wie das Wetter wohl gerade in Venedig war?
Ich fuhr nach Hause. Kati war noch nicht da, hatte aber eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl für Wiesengrundels Wohnung beantragt und bekommen. Dr. Körner will ihm noch heute Abend die Bude umkrempeln lassen. Ich bin dabei und melde mich, sobald ich was weiß.«
Körner und die Polizei nahmen die Sache ja ziemlich ernst. Schade, dass ich nicht einfach in Wohnungen fremder Leute spazieren und recherchieren konnte.
Ich machte mir ein leichtes Mahl und räumte danach die Wohnung auf. Kati schmutzte mehr, als der Kater es je getan hatte. Sie ließ wirklich alles herumliegen, und wenn sie doch etwas wegräumte, landete es mit Sicherheit nicht an dem dafür vorgesehenen Ort. Besonders bei den CDs ärgerte mich das – wenn Brel in der Bach-Hülle lag, Mozart bei Mahler landete und Paganini bei Pink Floyd.
Wenn das hier alles vorbei ist, dachte ich, dann schaffst du dir wieder ein Haustier an oder zumindest einen Mann. Es sollte was Hübsches, Anhängliches sein – eine Freude für mein Auge, eine Herausforderung für meinen Körper und eine Labsal für meine Seele. Intelligent unterhalten konnte ich mich ja, indem ich in den Spiegel guckte und zu reden begann.
Vergiss es, hörte ich meinen verflossenen Kater unken, du lässt dich doch selbst nicht zu Wort kommen, weil du immer alles besser weißt.
Eine geballte Ladung Martinshorn draußen auf der Straße verscheuchte meine sentimentalischen Gedanken. Feuerwehr, Rettungswagen und Polizei – ich war zum Fenster gegangen und hatte die vorbeifahrenden Wagen beobachtet.
Es war Chronistenpflicht, die Einsatzleitstelle der Feuerwehr anzurufen. »Wohnhausbrand«, teilte der Diensthabende mit. Dann nannte er Straße und Hausnummer.
Ich brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass es genau das Haus war, in dem Betty Blue wohnte.
Ich ließ alles stehen und liegen, rannte zum Auto und startete. An der ersten roten Ampel rief ich Kati an, sie hatte ihr Handy auf Mailbox umgeschaltet. Ich erklärte dem Automaten, wohin ich unterwegs war.
Die Ampeln in Bierstadt waren mal wieder auf die dunkelrote Welle gepolt. An fast jeder Kreuzung wurde ich gestoppt und die Wartezeiten kamen mir wie Ewigkeiten vor.
Die Helligkeit des Feuers strahlte in den Himmel. Die Wehr hatte die Straßen abgesperrt, um die Schaulustigen fern zu halten. Ich stoppte den Wagen, legte das Presseschild hinter die Scheibe und kramte meinen Journalistenausweis heraus.
Das Haus stand im oberen Teil vollständig in Flammen, aber die Feuerwehr setzte alles ein, was sie im Programm hatte. Drehleitern wurden hochgeschraubt, Rettungskörbe herbeigebracht, Feuerwehrmänner mit Atemschutzgeräten liefen durch die Nacht.
Ich suchte den Einsatzleiter.
»Wo sind die Leute, die in diesem Haus leben?«, brüllte ich ihn an, ihm meinen Presseausweis vors Gesicht haltend. Es war unglaublich laut, das Feuer machte noch immer Lärm, weil es sich noch Nahrung einverleiben konnte. Der Qualm stank, ich bemühte mich, nicht tief durchzuatmen.
»Alle sind raus!«, brüllte der Mann zurück »Und Sie gehen jetzt bitte zur Seite.«
»Wo ist die junge Frau mit dem Baby?«
»Welche junge Frau?«
»Die da oben
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