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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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spurlos geworden sein, Kati würde vielleicht Justizministerin und deshalb irgendwann für ein paar Doktoranden von Interesse sein, Krawottki würde als Skurrilität in die Literaturgeschichte eingehen.
    Betty Blue hätte es vielleicht ein bisschen besser getroffen: Wenigstens ihr Sohn hätte eine Erinnerung an sie – wenn auch nur für ein paar Jahrzehnte.
    Und wieder Treppen! Der Koffer wurde bei jeder Brücke schwerer. Warum musste ich auch immer viel zu viel mitnehmen? Bevor ich weiter rummuffeln konnte, stand ich vor dem Hotel.

Glocken, Gondeln, Gurren
    Das Hotel hieß Falier und ich hatte schon zu Hause geforscht, was es mit dem Namen auf sich hatte. Mehrere Dogen hatten so geheißen, doch der berühmteste von ihnen war Marino Falier gewesen, der übrigens unschön endete: Er wurde 1355 als Mitwisser einer Verschwörung abgesetzt und mit siebenundsiebzig Jahren hingerichtet.
    E. T. A. Hoffmann hatte genau diesen Dogen in seiner Novelle Doge und Dogaresse verewigt, Lord Byron schrieb ein Drama Marino Faliero und Gaetano Donizetti eine Oper, die ebenfalls Marino Faliero hieß.
    Ich betrachtete das Haus. Es war zwar alt, stammte aber wohl eher aus einem nicht ganz so weit entfernten Jahrhundert.
    Das Foyer war mit voluminösen Fauteuils ausgestattet, die den kleinen Raum zu sprengen schienen. An den Wänden Spiegel und Gemäldekopien in goldenen Rahmen – das sollte wohl venezianisches Flair verbreiten.
    Mir fiel die Beschreibung ein, die Mann von dem Hotel gegeben hatte, das sein Held bewohnte: In dem Raum herrschte die feierliche Stille, die zum Ehrgeiz der großen Hotels gehört.
    Na ja, nach der Geräuschkulisse hier konnte es kein großes Hotel sein, denn ein Ehrgeiz von Stille und dann noch in der feierlichen Variante existierte nicht: Ich hörte einen Mann ziemlich laut Kommandos ausrufen, ein Kind blökte irgendwo und an der Bar machte die Espressomaschine beim Mahlen der Bohnen einen Heidenlärm.
    Ich checkte ein, das Zimmer lag in der ersten Etage. Die Zeiten, in denen aufmerksames Personal den Gästen das Gepäck aufs Zimmer brachte, waren auch in Venedig vorbei. Ich schleppte den Koffer mühsam über enge Treppenstufen nach oben, steckte den Schlüssel in das Schloss der Tür. Nur ein Schritt und ich befand mich am Rand des Bettes – so klein war das Zimmerchen.
    Ich quälte mich an dem Möbel vorbei zum Fenster und öffnete es. Kühle, klare Luft strömte herein, ich sah die Ziegel alter Dächer, verzierte Mauern und hörte italienisches Temperament: Eine Frau faltete wohl gerade jemanden zusammen und es klang ziemlich schrill. In der Ferne schlugen die Glocken einer der vielen Kirchen und Tauben gurrten lockend, um sich bei ihresgleichen ins Gespräch zu bringen. Immerhin war hier der Frühling schon etwas weiter fortgeschritten als im nördlicheren Bierstadt; Fortpflanzung und Nestbau standen an. Und tatsächlich wurde auf dem Dach gegenüber schon kräftig kopuliert. Amüsiert folgte ich dem triebhaften Naturvorgang ein paar Minuten und schloss dann das Fenster – es war noch kalt in Venedig, dafür aber sonnenhell und klar.
    Thomas Mann hatte die Stadt in brütender Hitze erlebt und seinen Helden durch Gassen laufen lassen, in denen der faulige Geruch der Lagunen einem den Atem nahm. So hatte auch ich immer drückende Hitze mit Venedig verbunden und war froh, dass es nicht so war.
    An der Bar bestellte ich mir ein Glas Granatapfelsaft, er war völlig verzuckert, das Glas Wasser danach entklebte meinen Mund aber wieder. Der Mann an der Rezeption wollte mir Tipps geben für Maskengeschäfte und Restaurants und machte mehrere Kreise auf einem kleinen Stadtplan, mein Nicken befriedete ihn und ich konnte endlich vor die Tür treten.
    Der Lagunenarm in der Nähe hieß Rio San Pantalon, das Wasser war zum Teil abgelassen, die Fundamente der Häuser wurden restauriert. Auf dem Grund der Lagune türmten sich Schlamm und vermodernder Müll, auch Bauschutt war dabei, ich sah das Skelett eines alten Kinderwagens und einen Totenkopf, dazwischen Arbeiter mit Schaufeln.
    Der Tod in Venedig, dachte ich, da liegt er im Schlamm. Es war eine Maske aus Plastik, die mich angrinste, wohl ein Überbleibsel von Karneval. Ich starrte noch ein paar Augenblicke auf den Kopf und einer der Bauarbeiter rief mir etwas zu, seine Kollegen lachten. Nach dem Ton des Lachens und den Blicken der Männer zu schließen war die Bemerkung anzüglich gewesen.
    Ich spazierte weiter und gelangte endlich an einen breiteren Kanal. Der

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