Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Rio di Cà Foscari hatte schwarzes, glattes Wasser und auf ihm fuhren Boote und Gondeln.
Das Ufer war von einer Mauer begrenzt und ich setzte mich auf eine Bank aus Stein, um in den Stadtplan zu schauen, denn ich wollte zum Markusplatz. Einige Gondeln fuhren vorbei, die Gondolieri ohne Gäste versuchten, mich zum Einstieg zu animieren. Es sah faszinierend aus, wie die schmalen Boote dahinglitten, elegant und beweglich. Ich winkte ab. Im Reiseführer wurde vor den geldgierigen Bootsführern gewarnt.
Aber das Bild war schön und es wurde geschimpft, wenn die kleinen Motorboote, die meist schwer beladen tief im Wasser hingen, so viele Wellen machten, dass die ehrwürdigen Gondeln heftig ins Schwanken gerieten.
Zwei Gondeln versuchten, ziemlich eng aneinander vorbeizumanövrieren. Einer der Bootsführer warf seinem Kollegen etwas Unwirsches an den Kopf, der gab es ihm mit harten Tönen zurück. Ich blickte eher zufällig auf den Fahrgast in der Gondel.
Zuerst sah ich nur die Beine eines Mannes. Der Rest des Körpers war durch einen Überbau verdeckt, der vor Regen und Wind schützen sollte.
Jetzt ruderte der Gondelführer sein Boot wieder gerade und ich konnte den Gast erkennen: ein großer Mann, lässig zurückgelehnt, eine Pfeife im Mund.
Instinktiv drehte ich mich weg, nicht glauben könnend, was ich gesehen hatte. Dieser ›Gruß‹ aus Bierstadt passte mir nun wirklich nicht! Was, verdammt nochmal, suchte der suspendierte Rabatt hier?
Die Gondel zog langsam davon. Unter mir führten Treppen zum Wasser und davor machte ein Gondoliere Pause. Ich deutete auf die Gondel in der Ferne und versuchte, dem Mann klar zu machen, dass ich sie verfolgen müsse, faselte in meinem nicht vorhandenen Italienisch etwas von amore und pronto. Der Gondoliere machte keine Anstalten, sein Butterbrot aus der Hand zu legen. Er hielt mich wohl für eine eifersüchtige Ehefrau, die ihren Mann verfolgen wollte.
Mordlust auf dem Markusplatz
Auch in einem Café am Markusplatz wurde ich unverhofft heimatlich gegrüßt – eine große deutsche Boulevardzeitung lag neben dem gebrauchten Geschirr und vermittelte mir die wichtigsten Neuigkeiten:
Frauenleiche im Rhein – Wo ist der Kopf?: Im Fall der kopflosen Leiche sucht die Polizei jetzt nach dem fehlenden Körperteil der Frau. Ein 38-jähriger Kellner hat die Tötung gestanden. Er habe sie umgebracht, weil sie eine Verabredung zum Pizzaessen abgesagt hatte ...
Der Kellner brachte mir einen Café Latte. Ich schaute den Mann prüfend an, nein, er war zu hübsch, um ihn beim Pizzaessen zu versetzen. Er erwiderte mein hinreißendes Lächeln, und das war es dann auch schon.
Blasen ist Krebs erregend: Oralsex kann einer französischen Studie zufolge zu Mundkrebs führen. Wie das Magazin New Scientist berichtet, haben die Forscher humane Papillomaviren bei vielen Patienten mit Mundkrebs entdeckt ...
Dass ausgerechnet die Franzosen eine solche Studie in Auftrag gegeben hatten, erschien mir ziemlich unglücklich.
Und es gab noch eine Schlagzeile aus Großbritannien:
Witwe ließ Asche ihre Mannes zu Munition verarbeiten: Wie der Daily Telegraph berichtet, erwies Joanna Booth aus London damit ihrem an einer Lebensmittelvergiftung gestorbenen Mann die letzte Ehre. Die Asche reichte für 275 Schrot-Patronen. Die wurden von einem Pfarrer gesegnet und anschließend von zwanzig engen Freunden der Familie in Schottland verschossen. Auf der Strecke blieben siebzig Rebhühner, dreiundzwanzig Fasane, sieben Enten und ein Fuchs.
Frauen sind wirklich viel romantischer als Männer, dachte ich. Ich klappte das Blatt zusammen und platzierte es so, dass auch der nächste Tourist sich weiterbilden konnte.
Ich schickte Kati eine SMS mit dem Text: Rabatt ist hier!, und wartete. Sie meldete sich umgehend.
»Deshalb hat er also Urlaub genommen«, meinte sie.
»Er war doch ohnehin suspendiert.«
»Ja, aber er hat seinen kompletten Jahresurlaub beantragt. Alle haben sich gewundert, aber der Antrag ist genehmigt worden. Jetzt kann er sich in den Fall einmischen, ohne dass man ihn hindern könnte. Ganz schön raffiniert!«
»Der soll mir bloß nicht in die Quere kommen«, sagte ich. »Morgen schau ich mir den Palazzo Contarini an und schnüffele mal ein bisschen in der Nachbarschaft herum. Irgendjemand wird sich ja wohl an das Venedig-Seminar erinnern können. Und dann suche ich den Koch.«
»Ich wünschte, ich wäre bei dir«, seufzte Kati. »Betty Blue ist übrigens gesund und munter wieder aufgetaucht. Sie
Weitere Kostenlose Bücher