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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Frage hatte ich gerechnet.
    »Nicht viel und schon wieder vorbei.«
    »Ach, Frau Grappa«, seufzte die Bäckerin. »Sie sollten sich wieder 'n Kater in die Wohnung holen. Der passt wenichstens ein bisschen auf Sie auf.«
    »Und wer passt auf den Kater auf, wenn ich nicht da bin? So wie in den letzten Tagen?«
    »Den Schwatten hätte ich schon genommen.«
    »Ich bin froh, dass er weg ist«, log ich. »Endlich keine Katzenhaare mehr im Bett, keine Attacken auf meine Einkaufstüte und ich kann wieder die Musik hören, die mir gefällt.«
    »Aber schnurren tut auch keiner mehr, oder?«, meinte sie zweideutig.
    »Ach, wissen Sie.« Ich nahm die Brötchentüte und ging zur Tür. »Anfangs schnurren sie alle, aber das lässt schnell nach, wenn man nicht nach ihrer Pfeife tanzt.«
    »Ja, so sind se.« Endlich war die Bäckersfrau mal meiner Meinung.
    Als ich schon die Klinke in der Hand hielt, fiel mir ein, dass ich noch gar nicht bezahlt hatte.
    »Warum sagen Sie denn nichts?«, fragte ich und griff nach meinem Portmonee. »Ich bin noch ganz durcheinander.«
    »Macht doch nichts«, lächelte sie und nahm das Geld. »Sie werden bezahlen.«

Ne me quitte pas!
    Sie werden bezahlen. Der Satz der Bäckersfrau hatte mir einen heftigen Schauer über den Rücken getrieben. Es war einer der Schlüsselsätze in Manns Roman, der ziemlich früh auf das Ende des Dichters in Venedig hindeutet. Bezahlen mit dem Leben. Wurde ich langsam hysterisch?
    Schneller als nötig hastete ich in meine Wohnung, um die Stelle nachzulesen. Kati hatte es sich schon gemütlich gemacht, Kaffee aufgebrüht und Jacques Brel in den CD-Player gequetscht: Ne me quitte pas ...
    Ich dachte an den Elvis-Song: You were always on my mind.
    Die Themen der Lieder und Geschichten der Welt sind immer gleich, überlegte ich, Sehnsucht, Missverständnis, Liebe, Verrat und Tod.
    »Ich komme sofort«, rief ich Kati zu und suchte die Novelle. Sie hatte schwer gelitten während der Reise, aber das gehörte sich auch so, unberührte Bücher hatten null Charme für mich. Ich kaufte Bücher oft antiquarisch und besonders gern die, die vom vormaligen Besitzer mit feinen Bleistiftanmerkungen und Unterstreichungen versehen worden waren. Oft fantasierte ich mir durch die Art der Markierungen die früheren Leser zusammen.
    In meinem einst unberührten Mann hatte nur ich herumgestrichen und niemand würde dieses Exemplar mehr kaufen wollen, denn ich schrieb manchmal ganze Sätze aufs Papier; Gedanken, die mich anflogen während des Lesens.
    Da war die gesuchte Stelle: Ein Bann der Trägheit schien auszugehen von seinem Sitz, von diesem niedrigen, schwarz gepolsterten Armstuhl, so sanft gewiegt von den Ruderschlägen des eigenmächtigen Gondoliers in seinem Rücken ...
    Und wenig später fragt Aschenbach:
    »Was fordern Sie für die Fahrt?«
    Und über ihn hinsehend antwortete der Gondolier: »Sie werden bezahlen.«
    »Wir müssen Betty Blue finden«, murmelte ich, während ich zum Kaffeebecher griff. »Sie hält den Schlüssel zum Motiv in den Händen.«
    »Wieso?«
    »Es gibt mir zu viel mandeläugiges Personal in dieser Geschichte.«
    »Wie willst du sie denn finden?«, wandte Kati ein. »Es gibt viele Frauen mit Mandelaugen in Bierstadt und Umgebung.«
    »Mir fällt schon noch was ein.«
    »Gut. Machen wir uns also morgen an die Arbeit«, willigte Kati ein. »Wie sollen wir vorgehen?«
    »Morgen früh fahre ich zu dem Haus, in dem sie gewohnt hat. Irgendeine Spur muss sie hinterlassen haben. Sie hat doch immerhin ein kleines Kind bei sich.«
    Nur nicht mehr denken müssen. Jedenfalls heute Abend nicht mehr. Wir zauberten ein Abendessen aus den Konserven, die sich in meinen Vorräten fanden. Immerhin gelang uns Pasta mit Tomatensugo aus dem Glas, den ich mit geriebenen Chilischoten und Kräutern vom Balkon aufpeppte.
    Gegen Mitternacht hatten wir die zwei Flaschen Wein geleert, die Kati von der Tankstelle in der Straße geholt hatte – grässliches Zeug, Massenware, die vermutlich aus den Resten aller weinproduzierenden Länder zusammengegossen worden war – kurz bevor die Tanks gereinigt werden mussten.
    Auf dem Etikett stand protzig: Blanc de Blancs und es war noch vermerkt, dass 11,5 Prozent Alkohol garantiert wurden, was Katis Kaufentscheidung wohl positiv beeinflusst hatte.
    »Die Plörre schreit nach Aspirin«, stellte ich fest, als wir uns bettfertig machten, und warf zwei Tabletten ein. Kati tat es mir nach.
    O je, fiel mir ein, du solltest sorgfältiger mit deiner

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